In Berlin werden wieder Häuser besetzt. Im Rahmen von vier Aktionstagen, die am Donnerstag beginnen sollen, plant das Bündnis »Tu Mal Wat« am kommenden Samstag mehrere Hausbesetzungen durchzuführen. Der Zusammenschluss von Aktivist*innen hat zum Ziel, »Widerstand gegen die Verdrängung aus unseren Wohnungen und dem öffentlichen Raum« zu leisten, wie es in einer Pressemitteilung der Gruppe heißt. Im Rahmen der viertägigen Aktionen sollen emanzipatorische Freiräume verteidigt sowie neue Orte besetzt werden. Die Hausbesetzer*innen fordern ein Ende der Zwangsräumungen von besetzten Häusern: »Der Staat soll sich zurückziehen und den Bewohner*innen die Gestaltung der Stadt überlassen«, fordert Chantal Moreno vom Bündnis »Tu Mal Wat«. Dabei spiele es keine Rolle, ob es sich um Wohnungen, Hausprojekte, Kneipenkollektive oder autonome Jugendclubs handele. »Jede Räumung ist eine zu viel«, sagt Moreno.
Einen ersten Vorgeschmack auf die Aktivitäten gab es bereits letzte Woche: Am vergangenen Freitag besetzte die Gruppe »DieselA« eine Brache der Deutschen Bahn am S-Bahnhof Friedrichsfelde Ost. Das queer-feministische Kollektiv war bekannt geworden, als ein Grundstück in der Rummelsburger Bucht besetzt hatte, um so gegen den Bebauungsplan Ostkreuz zu protestieren. Die Besetzung dort gehe zwar weiter, jedoch sei die Gruppe »DieselA« weitergezogen, erklärt Sprecherin Paula Nova.
Sein neues Zuhause fand das Kollektiv, das eigenen Angaben zufolge aus Handwerker*innen, Künstler*innen und Studierenden besteht, vergangene Woche im Rahmen der »Wagentage«. Dabei handelt es sich um ein Treffen von Menschen, die auf Wagenplätzen leben und denen durch verschiedene Bauprojekte in Berlin Verdrängung droht. »Aktuell sind insgesamt acht Wagenplätze durch den geplanten Bau der A100 bedroht«, sagte Ole Zimmer von »DieselA« dem »nd«. Die Gruppe habe zum Ziel, sich langfristig in Friedrichsfelde einzurichten und ein nachhaltiges Kulturprojekt aufzubauen, das Bildungsarbeit durchführen soll. »Wir sind gekommen, um zu bleiben«, stellt Paula Nova klar. Derzeit hielten sich etwa dreißig Personen auf dem Wagenplatz auf, bei einer Feier am Wochenende seien es Hunderte gewesen. Die Polizei habe seitdem vor Ort keine Präsenz gezeigt. Gespräche mit Bezirkspolitiker*innen liefen bereits, die Besetzer*innen zeigten sich zuversichtlich, dass sie »vorerst niemand wegholen wird«.
Mit der Besetzung verbinden die Aktivist*innen eine politische Botschaft: »Wir wollen sichtbar machen, dass die Suche nach Wohnraum kein individuelles Problem ist. Das Problem ist strukturell! Und gegen dieses Problem protestieren wir durch unsere Besetzung«, stellt Pressesprecherin Anna Kante klar.
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