Gründung: »Juden in der AfD«. Gastkommentar
Von Moshe Zuckermann
Teilnehmer einer »Pegida«-Demonstration in Stuttgart (25.9.2018)
Foto: Daniel Naupold/dpa
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Moshe Zuckermann lehrt Geschichte und Philosophie an der Universität Tel Aviv. Soeben erschien von ihm »Der allgegenwärtige Antisemit oder Die Angst der Deutschen vor der Vergangenheit« (Westend-Verlag: Frankfurt a. M.)
Denn ein humanistisches, antirassistisches, demokratisch-tolerantes Bild der Juden wird da gerade von jenen heraufbeschworen, deren menschenfreundliche Emphase merklich verblasst, wenn es um die Verurteilung der über 50 Jahre andauernden Knechtung der Palästinenser durch den israelischen Staat geht. Im Gegenteil, sobald sich jüdische (und andere) Kritiker zu Wort melden, die die israelischen Verbrechen in den besetzten Gebieten, die brutale fortwährende Verletzung von Menschenrechten und dem Völkerrecht, verurteilen, werden sie von diesen Vertretern der jüdischen Verbände in Deutschland des Antisemitismus geziehen und als »sich selbst hassende Juden« verleumdet. Der perfide Antisemitismusvorwurf dient ihnen als nicht minder perfider Koscherstempel für den Judenstaat.
Aber was will man von der jüdischen Prominenz in Deutschland? War es nicht jüngst die Mossad-Legende Rafi Eitan, die lobende Grußworte an die AfD richtete? War es nicht der israelische Premier Benjamin Netanjahu, der den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán, Horthy-Bewunderer mit antisemitischer Rhetorik, in Israel als Staatsgast (mit obligatorischem Yad Vashem-Besuch) begrüßte? An Rassismus, Xenophobie, Araberhass und rabiater Volksverhetzung kann es Israels politische Kultur allemal mit der AfD aufnehmen, und zwar nicht nur »auf der Straße«, sondern auch – und gerade – in der Sphäre der hohen Politik. Von der zunehmenden Faschisierung der israelischen Politstrukturen sei hier geschwiegen.
Von alledem will das jüdische Establishment in Deutschland nichts wissen. Man mag einwenden, das sei ja auch nicht seine Aufgabe; es handelt sich um deutsche Bürger, die sich um deutsch-jüdische Belange zu kümmern haben. Aber das stimmt nicht. Denn es ist gerade dieses jüdische Establishment, das seine fetischistische Solidarität mit Israel zum Erbteil seiner Bestimmung und Identität hat gerinnen lassen, und zwar mit hysterischer Verleumdungswut angesichts jeglicher Israel-Kritik.
Was die Vertreter dieses Establishments nicht merken, ist, dass die Gründung der Vereinigung »Juden in der AfD« in der Logik dessen liegt, was gerade sie seit Jahren mit einigem Erfolg zu tabuisieren trachten. Wiederkehr des Verdrängten?
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