Mittwoch, 26. September 2018
China » Gewerkschaften » Basisgewerkschaftliche Ansätze und Repression
a) Der Kampf bei Jasic: Eine neue Entwicklung der
ArbeiterInnen-Bewegung in China
„Seit Mitte Juli hat der Kampf um die Bildung einer gewerkschaftlichen
Vertretung bei Jasic Technology Co. Ltd. in Shenzhen nicht nur in
China, sondern auch international große Aufmerksamkeit erregt. Ab
Anfang August erfuhr er zusätzliche Beachtung, als eine Gruppe von
Studierenden sich zum Sitz des Unternehmens nach Pingshan auf den Weg
gemacht hatte, um dort ihre Unterstützung für die ArbeiterInnen zum
Ausdruck zu bringen. Anlass ihrer Solidarisierungsaktion war die
Verhaftung von 29 ArbeiteraktivistInnen am 27. Juli, nachdem diese
versucht hatten, eine betriebliche Gewerkschaftsvertretung zu gründen
– gegen erheblichen Widerstand des Managements und der lokalen
Gliederung des staatlichen Gewerkschaftsdachverbands ACFTU. Neben der
studentischen UnterstützerInnengruppe vor Ort mischten sich auch über
1.000 Studierende aus elf chinesischen Universitäten in die
Auseinandersetzung ein, indem sie Stellungnahmen oder Petitionen zur
Unterstützung des Rechts auf Bildung einer Gewerkschaft
veröffentlichten und die Freilassung der Inhaftierten forderten.
Unterdessen reiht sich mit einer Polizeirazzia am 24. August ein
weiteres Highlight in die staatlichen Reaktionen auf die
Auseinandersetzung ein: 50 Studierende und fünf ArbeiterInnen in
Shenzhen sowie weitere vier Personen in Beijing wurden verhaftet. Nach
aktuellen Angaben der UnterstützerInnengruppe vom 6. September waren
zu diesem Zeitpunkt vier Beschäftigte von Jasic offiziell verhaftet,
sechs Mitglieder der Solidaritätsinitiative vor Ort und fünf weitere
UnterstützerInnen saßen in Untersuchungshaft oder standen unter
Hausarrest, während die meisten der festgenommenen Studierenden
entlassen und unter Beobachtung gestellt wurden. Die
Gewerkschaftsvertretung in Guangdong und Shenzhen haben eine
Arbeitsgruppe gebildet, um mit dem Management gemeinsam eine
Interessenvertretung für Jasic zu etablieren…“ – so beginnt der
Artikel „Neue Allianzen“ von Tian Miao in der Ausgabe 8/9-2018 des
express, den wir im Folgenden dokumentieren, weil er dem Thema des
„Neuen“ in dieser Auseinandersetzung gewidmet ist, wie auch ein
weiterer (englischer) lesenswerter Beitrag aus der Chinoiserie zum
selben Thema. Siehe den Beitrag von Tian Miao, den Link zur
Chinoiserie („The Jasic Struggle and the Future of the Chinese Labour
Movement“ von Zhang Yueran) und den Hinweis auf unseren bisher letzten
Beitrag zu den Entwicklungen „bei Jasic“
http://www.labournet.de/?p=137808
b) Lasst sie frei! Die internationale Solidaritätspetition mit der
Jasic-Belegschaft und ihren Unterstützungsgruppen - jetzt in deutscher
Übersetzung
„Wir stellen uns hinter die ArbeiterInnen und ihre Verbündeten, die zu
Unrecht dafür verhaftet worden sind, dass sie sich gewerkschaftlich
organisiert haben und Solidaritätsaktionen geplant haben. Im Mai
meldeten Beschäftigte von Jasic Technology den örtlichen Behörden
Verletzungen von Arbeitsrechten, wie illegale Arbeitsverträge, ein
illegales Bußgeldsystem und die unvollständige Zahlung von
Sozialversicherungsbeiträgen. Auf Anraten des Allchinesischen
Gewerkschaftsbundes (ACFTU) organisierten die ArbeiterInnen eine
Gewerkschaftsinitiative gemäß dem chinesischen Gewerkschaftsgesetz,
und ihre KollegInnen unterzeichneten eine Petition zur Unterstützung
der Gewerkschaftsanerkennung. Anstatt die Gewerkschaft anzuerkennen,
wurden deren InitiatorInnen von der Unternehmensleitung und dem ACFTU
beschuldigt, sich illegal gewerkschaftlich organisiert zu haben, und
wurden von Jasic bedroht und entlassen. Als die entlassenen
ArbeiterInnen Proteste organisierten, wurden sie am 27. Juli von den
Behörden festgenommen. 14 der 29 festgenommenen ArbeiterInnen und
ihrer Verbündeten sind immer noch inhaftiert…“ – so beginnt die
deutsche Übersetzung „Lasst sie frei! - Globaler Aufruf zur
Unterstützung der Jasic-Beschäftigten in China“ in express 8/9-2018
des „Global call“, den wir bereits am 17. September 2018 sowohl
dokumentiert hatten (auf Englisch), als auch unterzeichnet – und zur
Unterzeichnung aufgerufen, was bisher mehrere Hundert Menschen und
Dutzende Organisationen getan haben: Weswegen wir den Aufruf zur
Unterzeichnung erst recht erneuern und dokumentieren die Übersetzung
http://www.labournet.de/?p=137810
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