Dienstag, 6. Februar 2018
Opel Saragossa: Erpressung (knapp) gelungen. Unternehmen dankt Mehrheitsgewerkschaften
Von einem Verzichtsvertrag zum nächsten – das ist die Wirklichkeit der
Automobilindustrie (nicht nur) in Spanien. Nicht etwa, dass darauf
verzichtet würde, Autos zu bauen – im Gegenteil. Es sollen ja mehr
werden, mit weniger Personal, das länger arbeitet und weniger
verdient. Und die untermauernde Drohung kam weder verblümt, noch
diplomatisch, sondern offen, direkt und zynisch: Wird der
Verzichtstarif nicht unterschrieben, wird anderswo produziert. (In
Vigo beispielsweise, wo die Produktionskosten – laut Unternehmen UND
Gewerkschaften – 17% niedriger ausfallen). Die 5.400
Vollzeit-Beschäftigten des Werkes in Saragossa waren am 30. Januar
2018 aufgerufen, über einen entsprechenden Verzichtsvertrag, den die
beiden Mehrheitsgewerkschaften CCOO und UGT unterzeichnet hatten,
abzustimmen. Die beiden Gewerkschaften und das Unternehmen erhielten
exakt 2.897 Ja-Stimmen, 2008 Gegenstimmen wurden verzeichnet, weitaus
mehr, als jemals in der Vergangenheit. Und die beiden
Mehrheitsgewerkschaften, die bei der letzten Gewerkschaftswahl im
Betrieb rund 3.300 Stimmen erhalten hatten, kamen erst recht
angesichts des Verlustes unter der eigenen Anhängerschaft mächtig ins
Schwitzen: PSA-Opel habe, so die auch anderswo nicht unbekannte
Behauptung, nicht bekommen, was es gewollt habe, natürlich Dank ihres
eigenen gewerkschaftlichen Einsatzes. Peinlich, dass das Unternehmen
das gerade andersherum sieht und ihnen für ihren Einsatz dankte. Die
Minderheitsgewerkschaften CGT (700 Stimmen bei der Gewerkschaftswahl)
und OSTA (Regionalgewerkschaft Aragon, 400 Stimmen) hatten ihre
Ablehnung des Vertrages erklärt und zum Nein aufgerufen – und eine
betriebliche Vollversammlung gefordert, die mit allen Mitteln
verhindert wurde. Siehe in der Materialsammlung zum „Musterfall“ Opel
Saragossa zwei Medienberichte und 4 gewerkschaftliche Beiträge
unterschiedlicher Ausrichtung, einen Hintergrundbeitrag zur
Entwicklung der Autoindustrie in Spanien - sowie den Hinweis auf
unseren Beitrag zum letzten mehrjährigen Verzicht in Saragossa im Jahr
2013
http://www.labournet.de/?p=127468
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