Dienstag, 6. Februar 2018

FABRIK-ZEITUNG KLASSE GEGEN KLASSE!

GEGEN  AUSBEUTUNG FÜR SOZIALISMUS!
Ausgabe Nr. 14 Januar 2018
Zur laufenden Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie
Tarifstreit wird Klassenkampf …
… wenn wir unsere Sache
in die eigenen Hände nehmen!
Seit 15./16. November läuft die Tarifrunde für 3,9 Mil­lio­nen Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie. Die Lohn­forderung der IG Metall von sechs Prozent ab 1. Januar 2018 bei einer Laufzeit von 12 Monaten grenzt an­gesichts spru­deln­der Gewinne in der größten deut­schen Industrie­bran­che an Unverschämtheit – Da gibt’s auch reichlich Unmut in den Belegschaften. Aber Unmut allein reicht nicht!
Wandeln wir Unmut in Wut und Widerstand! Wenn wir in Zukunft nicht unsere über Jahrzehnte er­kämpften Errungenschaften nach und nach pro­fit­gierigen Kapitalisten in den Rachen werfen wollen, müssen wir endlich zusammen kämpfen!
Außer mehr Geld fordert die IG Metall die Möglichkeit, befristet die Arbeitszeit auf 28 Stunden pro Woche re­du­zieren zu können. Allerdings nur individuell und nur für SchichtarbeiterInnen, gesundheitlich Belastete, Kol­le­gInnen mit Kindern oder pflegebedürftigen Angehöri­gen soll der Lohnausfall teilweise ausgeglichen werden.
Für uns ArbeiterInnen ist diese zweite zentrale Forde­rung der IG Metall zur flexiblen Arbeitszeitverkürzung trotz­dem wichtig. „Unsere“ IG Metall be­rei­tet nämlich so die soziale Abfederung bevorstehender Ar­beits­platz­ver­nich­tung vor. Industrie 4.0 in­klusive Di­gi­talisierung der Ar­beit und neuen Mo­bi­li­täts­kon­zep­ten wird die Auto­industrie komplett durch­einan­der wir­beln. Mit brutalen Aus­wir­kun­gen auf unsere Ar­beits­be­din­gungen.
Zum Beispiel braucht die Produktion von Elektro­mo­to­ren bedeutend we­niger ArbeiterInnen. Allein beim größ­ten deutschen Hersteller, VW, so Spiegel On­line, „be­fürchten Ver­tre­ter der IG Metall, könnten zehn bis 15 Werke überflüssig werden“.
Verschiedene Wirtschafts- und Industrieexperten gehen vom Verlust von 300 000 bis zu einer Million Arbeits­plät­zen aus. In dieser Situation schlägt die IG Metall einen in­di­viduellen Anspruch für ArbeiterInnen vor, die Wo­chen­arbeitszeit befristet auf zwei Jahre auf 28 Stunden ver­kürzen zu können – anstatt die politisch richtige For­de­rung nach kollektiver Arbeitszeitverkürzung für alle wieder auf die Tagesordnung zu bringen!
Was die IG Metall anstrebt, ist etwas anderes. Wenn Hun­dert­tausende Arbeitsplätze abgebaut werden müs­sen, werden Gewerkschaft und betriebliche Vertreter da­rauf drängen, einen Großteil dieser ArbeiterInnen nicht zu entlassen, sondern befristet kürzer arbeiten zu las­sen, zu entsprechend niedrigeren Löhnen.
Das kennen wir aus der Vergangenheit. Diese Art der Arbeitszeitverkürzung hat sich bewährt, um Ar­beits­platzabbau, Lohnkürzungen und eine Steigerung der „Produktivität“, sprich: Arbeitshetze, durchzusetzen. Z.B. 1994 als bei VW die Vier-Tage-Woche (28,8-Stunden) ein­geführt wurde, um 30 000 Entlassungen zu ver­hin­dern. Mit ihrem solidarischen Lohnverzicht hofften die Kol­legInnen die Arbeitsplätze der ganzen Belegschaft auf Dauer erhalten zu können. Fast drei Viertel aller VW-Ar­beiterInnen erklärten, für sie bestehe der wichtigste Vor­teil des neuen Zeitmodells darin, dass „Arbeitsplätze ge­sichert werden“. Allerdings brachte diese Arbeits­zeit­ver­kürzung auch eine enorme Flexibilisierung mit sich. Und so bekam der Konzern eine rund um die Uhr ver­füg­bare Belegschaft, deren Arbeitszeiten genau zu den Schwan­kungen der Produktionserfordernisse passten. Außer­dem mussten mit der Verkürzung der Wochen­ar­beits­zeit die ArbeiterInnen rund 16 Prozent Lohn­ein­bu­ßen hinnehmen.
Ein weiteres Beispiel zum Thema Arbeitszeitverkürzung im Sinne des Kapitals ist brandaktuell: Seit 1. Januar 2018 gilt bei den Duisburger Hüttenwerken Krupp-Man­nes­mann ein „Zukunftstarifvertrag“, der die Ar­beits­zeit von 35 auf 32 Stunden (bezahlt werden 32,75 Stunden) senkt. Dafür sollen die angedrohten betriebs­be­ding­ten Kün­digungen bis Ende 2025 aus­ge­schlos­sen sein.
Auch die Kapitalisten sind am Thema Arbeitszeit­flexi­bi­li­sie­rung interessiert, natürlich zu ihren Gunsten:
Kurz vor dem Start der Metall-Tarifverhandlungen ha­ben die sogenannten Wirtschaftsweisen eine Locke­rung des Arbeitszeitgesetzes gefordert. Der Acht-Stun­den-Tag sei „veraltet“. Der „Sachverständigenrat zur Be­gut­achtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung“ for­derte die Berliner Parteien auf, das Arbeitszeitgesetz zu lockern.
Die Konzerne haben auf die IGM-Forderung zu­nächst mit harscher Ablehnung reagiert. Der Präsident des Ar­beit­geberverbands Gesamtmetall Dulger nannte die Forderung „völlig weltfremd“ Über Fle­xi­bi­lisierung könne durchaus verhandelt werden, „dann aber bitte in beide Richtungen und ohne An­spruch“. Außer­dem wol­len Kapitalistenverbände, dass die Ru­he­zeit zwischen zwei Arbeitstagen von 11 auf neun Stun­den gekürzt wird. Die 60-Stunden-Wo­che soll nicht mehr auf sechs Mo­nate begrenzt sondern un­be­grenzt mög­lich sein. Und da sie schon da­bei sind, wol­len sie auch die Über­stun­denzuschläge kür­zen. Die Mög­lich­keiten für be­fris­te­te Ar­beits­ver­trä­ge aus­wei­ten.
Besonders interessant sind die Ar­gu­mente, warum die IGM-For­de­rung nicht er­füll­bar sei: Eine Ar­beits­zeit­ver­kür­zung aufgrund be­son­de­rer Lebensumstände sei "in der betrieblichen Praxis schon heu­te gang und gäbe". Klar sei aber auch: "Wenn einer nur vier Ta­ge ar­bei­tet, dann kriegt er auch nur vier Tage bezahlt."
Das Unglaublichste kommt von Gesamt­metall-Chef Dulger: "Ein Angebot zum Lohn­aus­gleich für eine ver­kürz­te Ar­beitszeit kann es nicht geben, weil er nicht nur un­ge­recht ist, son­dern aus unserer Sicht auch rechts­wid­rig." Das wür­de be­deu­ten, "dass zwei Beschäftigte für die glei­che Arbeit un­ter­schiedlichen Lohn be­kom­men“.
Na sowas! Kapitalistenverhandlungsführer will gleichen Lohn für gleiche Arbeit… Na dann mal los, Herr Dulger! Wir nehmen Sie beim Wort!
Seiten können wir füllen mit Beispielen für un­ter­schied­liche UNGERECHTE Bezahlung. Stichwort Leih­arbeit, Werkverträge Lohnungleichheit bei Männern und Frauen. Wegen der aktuellen Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie – erst einmal eins dazu:
Immer noch arbeiten ArbeiterInnen in Ostdeutschland zu schlechteren Bedingungen als west­deutsche: Herr Dulger, was sa­gen Sie - als Experte für „ge­recht“ - zu die­sem Thema?
Wir sagen: Die 35-Stunden-Woche muss als Vo­raus­setzung für den ge­mein­samen Kampf um weitere Ar­beits­zeit­ver­kür­zung end­lich in Ost UND West gel­ten. Wir dürfen die­se Spal­tung nicht län­ger hin­neh­men. Die IG Me­tall will in der ak­tu­ellen Ta­rif­run­de durchsetzen, dass der Ar­beit­ge­ber­verband, be­last­bare Ver­hand­lungen aufnimmt. Das reicht uns nicht! Gemeinsam kämpfen jetzt!
Die Arbeitgeber bieten ein Lohn­plus von zwei Pro­zent und eine Ein­malzahlung von 200 Euro. Die For­derung der IG Metall zur Ar­beits­zeit kon­ter­te Dulger mit einem Ge­genvorschlag: Derzeit dürf­ten je nach Tarif­gebiet 13 oder 18 Prozent der Beleg­schaft bis zu 40 Stunden ar­bei­ten. "Diese Be­gren­zung kommt weg, und wir kön­nen mit den Mitarbeitern frei ver­ein­baren, dass sie län­ger ar­bei­ten dürfen, wenn es im Betrieb Be­darf gibt und die Beschäftigten län­ger ar­bei­ten wollen. Da­für soll es na­tür­lich auch ent­sprechend mehr Geld ge­ben. Wir wollen flexible Ar­beits­zeit­mo­del­le ver­ein­ba­ren dür­fen, wenn nach oben, dann geht auch nach unten."
Das war klar, dass die Herren ihren Traum von ArbeiterInnen auf Abruf, rund um die Uhr bereit, für ihre Chefs zu springen, nicht aufgeben …
Ein möglicher fauler Kompromiss am Ende dieser Tarif­run­de könn­te so aussehen: Außer der indivi­duel­len Ar­beits­zeit­verkürzung bei ent­spre­chen­dem Lohn­zu­schuss bzw. entsprechender Lohn­sen­kung wird auch das Ge­gen­teil mög­lich. Über­all dort, wo die Fab­ri­ken aus­ge­las­tet sind, müssen Ar­bei­terInnen absolut fle­xi­bel 50, 60 und mehr Stunden pro Woche schuf­ten.
Das soll die Arbeitszeit der Zukunft sein?
OHNE UNS!
Die Forderung nach indivi­du­el­ler 28-Stun­den-Woche über­füh­ren in den Kampf um Ar­beits­zeit­ver­kür­zung für alle bei vol­lem Lohn- und Per­so­nal­aus­gleich! Dazu müssen wir uns zu­sam­menschließen und For­de­run­gen im In­teresse von uns allen stellen!–Forderungen, die tatsächlich unsere Lage verbessern!
Mehr Geld in der Tasche für harte Arbeit und steigende Lebenskosten!
Arbeitsbedingungen dürfen uns nicht krank und kaputt machen!
Kämpfen wir vereint für höhere Löhne, kürzere Arbeitszeiten, gegen Arbeitshetze, für Fest­ein­stellungen und für das Ver­bot von Leiharbeit!
Bilden wir eigene Streik- und Kampfkomitees!  Wir müssen unsere eigenen Interessen selbst durch­setzen!
Die Gewerkschaftsbonzen und Funktionäre kämpfen schon seit langem nur für einige privilegierte Schich­ten der ArbeiterInnen und ihre eigenen Interessen. Sie kämpfen nicht für die Interessen von uns allen!
So hat der Betriebsratsvorsitzende des Nutzfahrzeug­werks von VW, Thomas Zwiebler, Anfang Januar mitten in der Tarifverhandlung sein Mandat niedergelegt – um ins Management zu wechseln.
Schluss mit Sozialpartnerschaft
und faulen Kompromissen!
Was macht Bossen und Bonzen Dampf?
Klassenkampf!
Siemens, ThyssenKrupp & Co  Arbeitsplatzvernichtung für mehr Profit
Der gewaltige Fortschritt von Technologie und Wis­sen­schaft sowie die Globalisierung der Produktion ha­ben die objektiven Voraussetzungen geschaffen, um alle Menschheitsprobleme zu lösen - Armut, Hunger, Rück­ständigkeit, Umweltzerstörung. Doch in den Händen profithungriger Kapitalisten ver­wandeln sie sich ins Gegenteil. Sie dienen dazu, die Ausbeutung zu stei­gern und neue Kriege zu führen.
Damit die gewaltigen Spekulationsblasen an den Fi­nanz­märkten nicht platzen und die Aktienkurse weiter stei­gen, werden Millionen ArbeiterInnen ent­las­sen und die restlichen immer brutaler ausgebeutet.
Siemens-Chef  Kaeser erfüllt dieses Diktat des Kapital­markts, wenn er den Konzern zerlegt. Dasselbe gilt für ThyssenKrupp-Chef Hiesinger, wenn er „auf Druck seines Investors Cevian das Stahlgeschäft in ein Joint Venture mit der indischen Tata-Gruppe“ einbringt.
Die Konzerne sind selbstverständlich auf die Stärkung ihrer Stellung auf den globalen Märkten ausgerichtet. Und so verabschiedet Siemens auch letzte Reste „sozialer“ Firmenpolitik. Wer unter diesen Umständen behauptet, man könne die Arbeitsplätze erhalten und gleichzeitig den Kapitalismus verteidigen, wie es die IG Metall, SPD oder Linkspartei tun, belügt uns.
Trotz eines Rekordergebnisses im vergangenen Ge­schäfts­jahr mit Gewinnen von 6,2 Mrd. Euro erklärte der Siemens-Vorstand die Entlassungen für „unver­meid­bar“, weil der Verkauf von großen Turbinen welt­weit massiv zurückgegangen sei.  „Defizitäre Geschäfte dauer­haft zu subventionieren, wäre verantwortungslos.“
Die IG Metall-Vertreter und Betriebsratsvorsitzenden der verschiedenen Standorte appellierten bei der Kund­gebung am 24.11.2017 zu der 2 000 Sie­mensia­ne­rInnen aus allen Werken nach Berlin gereist waren, an die „soziale Verantwortung“ des Konzerns und for­derten einen Dialog über alternative Konzepte. IG-Vorstandsmitglied und Siemens-Aufsichtsrat Kerner ver­sprach, sie würden „nicht auf der Grund­la­ge von Schlie­ßungs­plänen verhandeln“. Die Gesamt­betriebs­rats­chefin Birgit Steinborn beschwor die „soziale Ver­ant­wortung“ des Vorstands, forderte eine Zu­sam­men­arbeit mit der IG Metall für eine ver­nünf­tige Firmen­strategie und erklärte: „Wir haben im Gesamtbetriebsrat ein Motto: Wir für den Standort Deutschland!“ Dieser deutsche Standortnationalismus dient dazu, uns Ar­bei­terInnen zu spalten und zu ver­hin­dern, dass wir uns mit den internationalen Beleg­schaf­ten gegen die An­griffe des globalen Konzerns zusammenschließen. So hatten „unsere“ Gewerkschaftsvertreter bei der Kundgebung kein Wort übrig für die andere Hälfte der 7 000 Entlassungen, die unsere KollegInnen unter anderem in US-amerikanischen Werken treffen werden.
Gegen die „Sozial-Deals“ von IG Metall, Betriebsratsfürsten und Kapital.
Streik und Kampf!
Verbinden wir die Tarifrunde mit dem Kampf gegen Arbeitsplatzvernichtung und Spaltung!
Wir kämpfen nicht nur für uns an diesem und jenem Standort.
Unser Kampf für unsere gemeinsamen Interessen,
standortübergreifend, international!
Trotz alledem!
Januar 2018
www.trotzalledem.ml
trotzalledem1@gmx.de

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen