Sonntag, 15. September 2013

Todesstrafe für Vergewaltiger in Indien

14.09.13 - Monatelang anhaltende Massenproteste in Indien gegen Vergewaltigungen sind der Hintergrund dafür, dass ein indisches Gericht gestern die 4 Vergewaltiger einer 23-jährigen Studentin zum Tode verurteilt hat. Dieses hohe Strafmaß ist ein Zugeständnis an die indischen Massen, die nicht mehr bereit sind, die Gewalt gegen ihre Frauen und Töchter hinzunehmen und dass das Thema verschwiegen und stigmatisiert wird. Nach offiziellen Zahlen wird in Indien alle 20 Minuten eine Frau vergewaltigt, die Dunkelziffer ist aber weit höher, da sowohl die Frauen selbst als auch ihre Väter oder Ehemänner sich scheuen, die Straftat anzuzeigen. In den ersten drei Monaten nach der Vergewaltigung der Studentin in Neu-Delhi wurden zweieinhalb mal so viele Sexualverbrechen wie im Vorjahr gemeldet. Einer der Gründe ist das indische feudale Kastenwesen: So wurde ein 15 jähriges Dalit-Mädchen, eine sogenannte "Unberührbare", dessen Vater nach ihrer Vergewaltigung eine Petition eingelegt hatte, umgehend der Schule verwiesen. Weil sich die Mutter des Mädchens danach immer noch weigerte, die Anzeige zurückzuziehen, wurde sie ermordet. Eine im Februar erfolgte Verschärfung der Bestrafung klammert aber weiterhin Gewalt in der Ehe und durch Militär aus. Die Gewalt gegen Frauen greift auch zunehmend in den Elendsvierteln um sich und ist ein Merkmal der Destruktivkräfte des Kapitalismus. Mehr als ein Viertel der Bevölkerung ist bettelarm, hat täglich noch nicht mal genug zu essen. Die für eine Verheiratung von Frauen erforderliche Mitgift bedeutet für die Familien häufig Überschuldung. Aus tiefer Not kommt es vor, dass Eltern ihre Töchter verkaufen. Im letzten Jahr sind rund 15.000 Inderinnen zwangsverheiratet worden. Diese besondere Unterdrückung der Frau führt zur massenhaften Zwangsabtreibung weiblicher Föten. Mittlerweile gibt es 37 Millionen mehr Jungen als Mädchen. Es häufen sich die Fälle, in denen sich mehrere Männer eine Frau "teilen". Gleichzeitig sind als Folge der Neuorganisation der internationalen Produktion immer mehr Frauen in den Produktiosnprozess einbezogen. In den Städten Südindiens ist nahezu jede junge Frau berufstätig. Dank ihrer veränderten gesellschaftlichen Lage und teilweise finanziellen Unabhängigkeit besitzen diese Frauen ein viel größeres Selbstbewusstsein als noch vor wenigen Jahrzehnten. Sie sind das Rückgrat der Masssenproteste. Betroffene Frauen organisierern sich. Usha, eine Lehrerin, hat die "Roten Brigaden" gegründet. Sie wehren sich gegen Belästigung und Gewalt: "Wenn alles nichts hilft, verprügeln wir ihn“, sagt Usha. Mehr als 120 Mädchen sind inzwischen dabei. „Wir wollen eine Vorreiterrolle spielen“, sagt Usha. „Wir glauben, dass sich die Männer ändern müssen.“ Diese Forderung ist völlig berechtigt, greift aber entschieden zu kurz. Gewalt gegen Frauen ist eine weltweite Erscheinung und Ausdruck der besonderen Unterdrückung der Frau im Kapitalismus. Um dem Grundproblem hinter der Gewalt an Frauen an die Wurzeln zu gehen, ist eine revolutionäre Umwälzung unverzichtbar. Erst wenn im echten Sozialismus ein tiefgehender Selbstveränderungsprozess der ganzen Gesellschaft zustande kommt, kann die Befreiung der Frau schrittweise verwirklicht werden.

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