Donnerstag, 2. August 2012
Guido Knopp: Geschichtsfälscher unterwegs!
Vorsicht:
Geschichtsfälscher unterwegs!
Leitung: Guido Knopp
Von whs
Arbeiterkorrespondenz auf Kommunisten-online vom 8. Juli 2012 – So hätte man die Sendung im ZDFinfo auch überschreiben können. Man tat es nicht, aus gutem Grund. Denn dann wäre jedem sofort aufgefallen, holla, da kann was nicht stimmen. Aber, Guido Knopp bürgt für Qualität, wo sein Name steht, da ist Geschichtsfälschung und Geschichtsklitterung nicht mehr weit.
Die Vertrauen einflößende Stimme von Captain Jean-Luc Picard aus „Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrtausend“ gibt uns eine Einführung: „Ein Gräberfeld, 5000 km fern der Heimat. Kreuze ohne Namen. Im russischen Eis, deutsche Gefangene, die zugrunde gingen an Kälte, an Hunger und an Verzweiflung. Drei Millionen deutsche Soldaten in sowjetischer Gefangenschaft, wohl jeder vierte starb, hunderttausende verloren in den Lagern Jahre ihres Lebens, kehrten heim, verstümmelt an Leib und Seele. … Erst 10 Jahre nach Kriegsende kommen die letzten Gefangenen aus Russland zurück – endlich frei.“
Da kann Mensch eigentlich nur noch heulen, was haben diese Kommunisten nur angerichtet mit unseren Landsern, die doch so völlig unschuldig waren. Nein, so ganz unschuldig wohl doch nicht, dass ist selbst Herrn Knopp wohl zu gefährlich. Immerhin gibt Herr Knopp zu, dass in Nazi-Deutschland Rotarmisten nicht zu den Menschen zählten. „Man lässt sei einfach verhungern.“ Von 5,3 Millionen gefangenen Rotarmisten starben zugegebenermaßen mindestens 2,5 Millionen.
Nun könnte ein kleingeistiger Mensch, wie ich nun mal einer bin, sagen, die Nazis haben also die knappe Hälfte der Rotarmisten sterben lassen, die Kommunisten aber nur ein Viertel der gefangenen Deutschen? Da stimmt was nicht.
Dann gibt Herr Knopp noch was zu, was er wahrscheinlich nicht guten Gewissens verleugnen kann, nämlich, dass die deutsche Wehrmacht (zusammen mit SS, Gestapo, SD, und anderen Reichsdienststellen) das „Land verwüstet und Millionen getötet haben“. Dabei ist die Rede von der Sowjetunion. Halten wir also nochmal fest: Die Deutschen (ich rede nicht vom Volk sondern von den Machthabern, also der Bourgeoisie) haben die Sowjetunion verwüstet, Millionen Menschen getötet, darunter mindestens 2,5 Mio. Rotarmisten. Im Gegenzug haben die „bösen Kommunisten“ „nur“ ein Viertel der Gefangenen sterben lassen.
Damit eines klar ist, jeder Tote ist ein Toter zu viel. Gehen wir aber mal von der Ausgangsposition aus, speziell bei der 6. Armee. Immerhin wirft die bundesdeutsche Medieneinfalt der SU vor, dass von 100.000 (110.000) Gefangenen nur 6.000 (5.000) überlebt haben. Die 6. Armee hielt nach dem Führerbefehl durch und ernährte sich von den Pferden der rumänischen Division. Als die aufgebraucht waren ging es an die Stiefel. Ein Reichsluftfahrtmarschall hatte großmäulig die Versorgung der 6. Armee aus der Luft garantiert, aber die Garantie leider nicht einhalten können (auch ein Reichsluftfahrtmarschall kann mal irren). Die Versorgung der 6. Armee gestaltete sich also in den letzten Monaten äußerst diffizil. Und dann gingen die Reste eben dieser Armee, ausgehungert, von Krankheiten geplagt, Erfrierungen aller Grade aufgrund mangelhafter Ausrüstungen, in Gefangenschaft. Nun sollten die Ärzte und das Sanitätspersonal der Su alle möglichen Wunder vollbringen? Sie haben alle möglichen Wunder vollbracht, aber was die Führungsspitze des verbrecherischsten deutschen Systems seinen Soldaten nicht bieten konnte, will man jetzt der SU anlasten. Ja Guido, geht´s noch?
Zurück zu „Geschichte ala Guido Knopp“.
Da tritt ein Karl-Heinz Meyer auf: „Mir waren die Zustände in der Sowjetunion durch Anschauung bekannt. … Kein deutscher Soldat wollte in russische Gefangenschaft.“ Ehrlich gesagt, Herr Meyer, wenn ich die „Zustände“ aus „eigener Anschauung“ gekannt hätte, vielleicht auch noch daran mitgewirkt hätte, möchte ich auch nicht die „russische Gefangenschaft“ kennen lernen wollen. Da kann ich Sie durchaus verstehen. Dem Russen die Flötentöne beibringen gut und schön, aber wenn der dann mit der Pauke kommt, muss ich das nicht unbedingt haben.
Aber bis dahin hat es dem Herrn Meyer noch so einigermaßen gefallen, bis „dann dieser grauenhafte Hunger dazu kam“. Und dem setzt der Herr Birkemeyer noch eins drauf: „Zum Hunger kommt die Zwangsarbeit. Man ist jeder Willkür ausgesetzt, man hat sich schlagen lassen müssen.“ … In dieser Gegend sind „bis zu 9 Monaten Winter und 60 Grad Kälte“. Hat der Birkemeyer vor seinem Ausflug mit der Deutschen Wehrmacht tatsächlich nicht gewusst, auf was er sich da einlässt? Aber auch nach dem deutschen Strafrecht gilt: Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.
Und dann zeigt Herr Knopp die ganze Erbärmlichkeit der kommunistischen Machthaber: Stalin lässt doch tatsächlich 58.000 Gefangene nach Moskau schaffen, um sie der Bevölkerung zu präsentieren. Aber erst müssen sie zwei Wochen unter freiem Himmel kampieren, ehe sie das gewünschte Bild zeigen, welch Infamie. Die Medien picken sich natürlich die heruntergekommensten Exemplare der Herrenrasse aus, um sie in der Wochenschau und Zeitungen zu zeigen. Und die Gardesoldaten, die sie bewachen, bekommen auch noch neue Uniformen. Das schreit doch geradezu nach Benachteiligung. Wie kann man nur mit Deutschen so umgehen?
„In Stalins Spiel sind die Gefangenen nur Statisten, Geiseln einer neuen Weltmacht.“ … „Oft wochenlang dauern die Transporte. Die Gefangenen sind eingepfercht in Güterwaggons. Keiner weiß, wohin die Reise geht.“ … „Es geht nach Osten, das bedeutet Tod, fürchten die Gefangenen.“
Nun das war bei Deutschen anders. Erstens war Nazi-Deutschland keine neue Weltmacht, brauchte auch keine Geiseln. Deshalb brachte man sie gleich um, wenn sie nicht mehr arbeiten konnten. In Deutschland wurden Gefangene stets in Personenwagen der Ersten Klasse transportiert. Vor jeder Reise wurde bekannt gegeben, wo sie hinführte und die Zwischenbahnhöfe genannt. Sehr geehrter Herr Knopp, geht´s noch?
Dann darf bei Herrn Knopp auch jemand zu Wort kommen, der bis heute offensichtlich noch in seiner Herrenmenschenrolle steckt. Ein Herr Boris von Drachenfels gibt sich zu erkennen: „Dieser Empfangshäuptling, der uns in Empfang nahm (das machen Empfangshäuptlinge nun mal, Herr v. Drachenfels, d.A.), sich als Natschalnik vorstellte (man beachte!), sagte: „Hier wird keiner erschossen, hier verreckt ihr bei ehrlicher Arbeit.“ Ich darf mal sarkastisch werden, offensichtlich hat Herr v. Drachenfels ob seiner adligen Abkunft keine „ehrliche Arbeit“ leisten müssen. Sonst hätte er uns seine geistigen Ergüsse nicht mitteilen können.
Auf dieser Basis liegt auch die Aussage, dass die Arbeit schlecht organisiert sei, sinnlos erschiene und nur die Norm zähle. Das ist nun eine direkte Diffamierung der Sowjetunion.
Nun zieht Herr Knopp einen Joker aus dem Ärmel, Herrn Misch, Hitlers letzten Adjutanten (in diesem Machwerk als Hitlers Telefonist bezeichnet). O-Ton SS-Oberscharführer Misch: „Splitternackt haben sie auf mich mit Pistolen gezielt. … Dann haben sie mich ausgepeitscht bis zur Bewusstlosigkeit. Das ging eine Woche lang.“
Nun Herr Misch, hatte die SS mit ihren Opfern auch so viel Mitleid, dass es nur „eine Woche lang“ ging? Oder dauerte das bei der SS etwas länger? Ach ja, ich vergaß, die SS war ja gründlicher, als dieser bolschewistisch-asiatische Abschaum.
Es gäbe noch Einiges zu berichten. Natürlich kann die böse SU es nicht Recht machen. Kulturveranstaltungen „sollen ablenken vom tristen Lageralltag“. Ja richtig, in den KZ sollte die Kultur nur die SS ablenken, nicht die Häftlinge, wie fies doch diese Kommunisten sind!
„Gefangene in der SU sterben einsam, von vielen bleibt nichts, nicht einmal ein Grab.“ Das hätten sich etliche Opfer der Verbrennungsöfen der Firma Topf sicher auch gewünscht, ein eigenes Grab. Aber das war nicht vorgesehen, von der großdeutschen Vorsehung. Schließlich waren das alles nur Minderwertige, nicht so wichtige Menschen wie die Deutschen, die die Opfer ihrer eigenen Traumtänze wurde. Ich weiß das klingt garstig, aber Krieg ist garstig. Und, die SU hat den Krieg nicht begonnen, das war Deutschland. Ihm gebührt die unrühmliche Ehre, Europa im letzten Jahrhundert zwei Mal mit verheerenden Kriegen überzogen zu haben.
Und dann lässt Captain Jean-Luc Picard die Katze aus dem Sack. Erstes Zitat: „Bis 1949 sind die meisten Gefangenen aus der SU zu Hause, nur die Verurteilten müssen bleiben.“ Halten wir fest, „nur die Verurteilten müssen bleiben.“ Nun ist es durchaus möglich, dass in all den Wirren auch Unschuldige verurteilt wurden. Das soll auch heute ab und an noch vorkommen, obwohl die Verhältnisse mittlerweile wohlgeordnet erscheinen. Wenn man dies berücksichtigt, werden folgende Worte zum Alptraum.
Zweites Zitat: „Friedland im Oktober 1955, die Heimkehr der letzten 10.000. Die Heimkehrer singen den Choral „Nun danket alle Gott“. Kein Ereignis der bundesdeutschen Geschichte brachte so viel Freude und so viel Trauer, Freude über jeden Heimkehrer, Trauer über jeden, der nie mehr zurück kam – aus den Weiten der Sowjetunion.“
Fazit: Nur die SU ist schuld am Zweiten Weltkrieg. Alle anderen Kriegstoten, alle anderen Toten in den KZ und Gefängnissen der deutschen Faschisten sind nichts – 750.000 Deutsche starben in Gefangenschaft in der SU. Ungefähr 55 Mio. Menschen starben durch das Dritte Reich unmittelbar bzw. mittelbar. Nach Herrn Guido Knopp sind diese 750.000 Deutschen immer noch mehr wert als die anderen 54,25 Mio. Menschen. Glückwunsch Herr Knopp. Mögen Sie Ihre braune Brille nie verlieren. Ihr Brötchengeber wird es ihnen danken.
„Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.“ Bert Brecht
Rot Front
Werner
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