Samstag, 25. August 2012
Kahlschlag bei den Werften in Mecklenburg-Vorpommern?
24.08.12 - Den 2.000 Arbeitern der P+S-Werften in Stralsund und Wolgast droht die Arbeitslosigkeit, zudem vielen Kollegen in der Zulieferindustrie. Vergangenen Montag wurde auf einer Belegschaftsversammlung vom neuen Werftchef Rüdiger Fuchs den Kolleginnen und Kollegen eine Insolvenz des Unternehmens angedroht. Von einem Ende der P+S-Werften wären nach ersten Einschätzungen 5.000 Arbeitsplätze in der Region betroffen – auf den Werften, bei Zulieferern, bei Dienstleistern, bei Infrastrukturunternehmen.
Erst Mitte 2009 waren die Werften in Wismar und Warnemünde mit einst 2.400 Beschäftigten in Isolvenz gegangen. Nach dem Einstieg eines russischen Investors wurden die Hälfte der Arbeitsplätze vernichtet auf jetzt ca. 1.000 Mitarbeiter. Der Auslöser für die aktuelle Situation in Wolgast und Stralsund ist, dass das Land Mecklenburg-Vorpommern und der Bund dem Unternehmen keine weiteren „Rettungsbeihilfen“ auszahlen. Dabei fehlt es nicht an Aufträgen. Von Scandlines sind zwei neue Ostseefähren im Bau. DFDS, eine dänische Reederei, hat zwei Spezialfrachter in Auftrag gegeben, deren Bau ebenfalls fortgeschritten ist. Es ist offensichtlich, das hinter diesem Vorgang das internationale Finanzkapital steckt, besonders in Gestalt der Banken. So schreibt der „NordKurier“ am 21. August: „Der zwischen Land, Zulieferern, Banken und nicht zuletzt mit den Werftarbeitern selbst vereinbarte Kreditrahmen reicht nicht aus, um die bestehenden Aufträge fertig zu stellen und die Werften vor der Zahlungsunfähigkeit zu retten“. Diese Situation wurde seit Jahren genutzt, um die Werftarbeiter zum „Verzicht“ zu erpressen. Die Belegschaft hat auf Weihnachts- und Urlaubsgeld verzichtet, unzählige Überstunden zum Nulltarif geleistet. Diesen „Verzicht“ hat leider auch die IGM Küste mit getragen bzw. vereinbart!
Vor der dramatischen Zuspitzung der aktuellen Situation wurde die bisherige Geschäftsleitung der beiden Werften abgesägt und Rüdiger Fuchs wurde als neuer Chef installiert. Rüdiger Fuchs ist ein Mann des Finanzkapitals, war unter anderem bei Airbus eingesetzt und hat Erfahrung mit der Zerschlagung von Unternehmen. „Fuchs ist gewohnt, mit Krisen umzugehen. ... Ab 2009 übernahm er die Geschäftsführung der Sietas-Gruppe (Werft in Hamburg - rf-news) … . Er versuchte eine Neuausrichtung der Werft, indem er vor allem auf Aufträge für Spezialschiffe setzte, etwa zum Bau von offshore-Windanlagen. Die Insolvenz im November 2011 konnte er dennoch nicht verhindern: Im Juli 2012 wurde das Unternehmen zerschlagen. Mehrere hundert Arbeitsplätze gingen seit dem vergangenen Jahr verloren." (Nordkurier, 21.8.12)
Wesentlicher Hintergrund für die Entwicklung ist die Weltwirtschafts- und Finanzkrise seit Ende 2008. Dadurch haben viele deutsche Schiffbaubetriebe Zahlungsprobleme bekommen. Noch 67 Werftbetriebe sind in Deutschland registriert, die 2011 einen Gesamtumsatz von 4,6 Mrd. Euro erwirtschafteten – 2010 waren es noch 7,5 Mrd. Euro. Rund zwei Drittel der Umsätze hängen am Export. Der einige Jahre vor dem Beginn der Weltwirtschaftskrise zum Teil wieder aufgenommene Bau von Containerschiffen in Deutschland wurde komplett wieder eingestellt und die Monopole wollen sich im Schiffbau offensichtlich auf Marineschiffbau und im gewissen Maße auf Spezialschiffbau konzentrieren. Dazu kommt noch der Bau von Kreuzfahrschiffen durch die Werft Meyer Papenburg. Alles andere, mit dem keine Weltmarkführerschaft erreicht wird, soll gnadenlos geopfert werden. Deshalb sind die Werftarbeiter gemeinsam mit ihren Familien und der Masse der Werktätigen herausgefordert zu erkennen, dass nur auf Kosten der Monopolprofite erfolgreich für den Erhalt der Arbeitsplätze gekämpft werden kann.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen