Samstag, 25. August 2012
Aufruf des Organisationskommitees der streikenden Asylbewerber in Deutschland
Um Freiheit zu erreichen, darf der Mensch nicht in Reih und Glied stehen, sondern muss die
Reihe durchbrechen
Ihr, all die Asylsuchenden, die unter unmenschlichen Bedingungen in Deutschland leben und
zuschauen wie euer Leben und das eurer Kinder einen langsamen Tod entgegen gehen, ihr,
die wie Gefangene in Lagern gehalten werdet, im Angesicht all der diskriminierenden
Bedingungen, die euch zu Bürgern zweiter Klasse machen, ihr, die jeden Moment die
Abschiebung fürchtet, ihr, die auf der untersten Stufe einer ungerechten Gesellschaft steht und
all ihr Gewicht auf euren Schultern tragt, -während ihr der grausamen und unmenschlichen
Residenzpflicht gehorchen müsst: JETZT ist die Zeit gekommen, gegen all das aufzustehen.
JETZT ist die Zeit aufzustehen, weil wir nicht länger passiv Zeugen des Todes eines von uns
sein möchten, denn die unmenschliche Behandlung der Asylbewerber in Deutschland kann
jeden von uns in den Tod treiben.
Die Asylbewerberproteste begannen am 19. März 2012 in Würzburg und haben Asylbewerber
in vielen anderen Städten dazu inspiriert, ebenfalls aufzustehen. Nun, 5 Monate später, ist die
Bewegung, gestärkt durch die Hartnäckigkeit und den Widerstand der Flüchtlinge, bereit,
einen nächsten, viel größeren Schritt zu tun.
Wir werden keine Gesetze respektieren, die uns nicht als Menschen respektieren.
Die streikenden Flüchtlinge in ganz Deutschland, die einen starken und koordinierten
gemeinsamen Protest begonnen haben, haben beschlossen am 8. September eine neue
Aktion zu starten: Ab diesem Tag werden Asylsuchende auf 2 verschiedenen Routen nach
Berlin marschieren um dort der deutschen Regierung zu zeigen, dass auf jede Anwendung
des unmenschlichen Abschiebegesetzes eine Reaktion der Bewegung folgen wird. Die
Flüchtlinge werden lauter schreien denn je, sie werden ihren Kampf weiterführen, bis die Lager
mit ihren katastrophalen Bedingungen geschlossen werden. Mit der Versammlung in Berlin
werden die Flüchtlinge aktiv gegen die diskriminierende Residenzpflicht verstoßen, die sie
zwingt, sich in einem bestimmten Bereich aufzuhalten.
Diese gut koordinierte Aktion wird allein von Asylsuchenden selbst organisiert und ist
unabhängig von jeglichen politischen Parteien oder Gruppen.
Wie oben erwähnt, wird der Marsch nach Berlin gleichzeitig auf 2 verschiedenen Routen
stattfinden: Auf der einen werden Flüchtlinge von Würzburg nach Berlin marschieren. Die
andere führt mit Transportmitteln über die Flüchtlingslager Westdeutschlands. Beide Gruppen
werden gleichzeitig in Berlin ankommen und dort zusammentreffen. Diese Aktion wird
zunächst von Asylbewerbern aus Bayern und Baden-Württemberg ausgehen, wird sich aber
nicht auf diese beiden Bundesländer beschränken. Alle Asylbewerber die in Lagern oder
Städten auf dem Weg nach Berlin leben, werden besucht und eingeladen, am Protest
teilzunehmen.
Wir rufen alle Flüchtlinge auf, die wie wir diese unmenschlichen Lebensbedingungen nicht
mehr ertragen und auf verschiedenste Art dagegen gekämpft haben, sich uns anzuschließen.
So können wir mit vereinten Kräften die jahrzehntelangen Kämpfe um menschenwürdige
Asylrechte zu ihrem langersehnten Ziel zu führen.
In Berlin werden wir solidarisch Hand in Hand nochmals unsere berechtigten Forderungen
vortragen:
- Abschaffung aller Flüchtlingslager in Deutschland
- Abschaffung der Abschiebegesetze. Abschiebung ist unmenschlich und dient nur den
politischen und ökonomischen Interessen der Mächtigen
- Abschaffung der Residenzpflicht
An alle Asylbewerber, Flüchtlinge und Immigranten in Deutschland:
Wir alle haben unsere Länder aus verschiedensten Gründen verlassen und kamen in dieses
Land in der Hoffnung auf ein besseres und sicheres Leben. Die meisten von uns haben
Tausende von Kilometern zurückgelegt, haben dabei alle möglichen Qualen, Gefahren und viel
Leid ertragen. Wir haben das alles in Kauf genommen in der Hoffnung auf eine bessere
Zukunft. Nun ist es vielleicht an der Zeit, dieselben Schuhe anzuziehen, die wir auch auf
unserer Flucht getragen haben. Nun ist es vielleicht an der Zeit noch ein paar mehr Kilometer
zu laufen, diesmal aber nicht alleine, sondern alle gemeinsam für eine bessere Welt.
An die Asylbewerber der südlichen Bundesländer: Am 8. September werden wir uns alle in
Würzburg treffen und wir freuen uns über jeden Einzelnen, der uns begleitet.
An die Asylbewerber der anderen Bundesländer, die unser Anliegen teilen: Wir werden unser
Bestes geben, zu euren Lagern zu kommen um mit euch gemeinsam nach Berlin zu reisen.
Für weitere Informationen:
Süd- und Ostdeutschland
Ashkan.Khorasani@gmail.com
Tel. 0176 – 798 379 11
Nord- und Westdeutschland
cheislive@gmail.com
Tel. 0176 – 693 810 85
Das Organisationskommitee
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