Montag, 31. August 2020
Nach dem Verbot der größten jordanischen Gewerkschaft: Folgt das Verbot, darüber zu berichten – auch über die Tausenden von Festnahmen bei Protesten - weiterhin Solidarität gefragt!
„… Über ihre ursprünglichen Forderungen nach höheren Gehältern und
besseren Arbeitsbedingungen hinaus setzen sie sich nun auch für die
Freilassung ihrer inhaftierten Kollegen und eine Aufhebung des
Gewerkschaftsverbots ein. Einige Demonstranten gehen noch weiter und
verlangen den Rücktritt von Ministerpräsident Omar al-Razzaz. In den
sozialen Medien kursieren Bilder und Videos der Proteste. Doch nur
wenige Bilder schafften es bislang in die jordanischen Tageszeitungen
oder in die Berichte der Fernsehsender. Grund ist eine
Nachrichtensperre, die die jordanischen Behörden nach der Razzia in
den Gewerkschaftsbüros und der Verhaftung der Gewerkschaftsführung
verhängten. Nachrichten oder Kommentare zu dem Fall sind den Medien
damit untersagt, es sei denn, sie werden von staatlichen Stellen
veröffentlicht (…) Nachdem die finanziell klamme Regierung kürzlich
angekündigt hatte, die Löhne im öffentlichen Dienst wegen der
Coronavirus-Pandemie und der damit verbundenen wirtschaftlichen
Schieflage einzufrieren, warfen Gewerkschaftsvertreter der Regierung
vor, sich nicht an die getroffene Vereinbarung zu halten. Die Behörden
beschuldigten ihrerseits die Gewerkschaft, „zentrale staatliche
Dienstleistungen zu gefährden“. Einige behaupteten gar, die
Gewerkschaftsführung verfolge eine „islamistische“ Agenda. Diesen
Vorwurf wies die Gewerkschaft als „Hetzkampagne“ zurück.
Ministerpräsident Omar al-Razzaz legte daraufhin nach und erklärte,
die Regierung werde sich dem „Mobbing“ der Gewerkschaft nicht
unterwerfen. Menschenrechtsorganisationen sehen im Verbot der
Gewerkschaft und in der Verhaftung von Lehrern ein Zeichen für
mangelnde Toleranz der jordanischen Regierung gegenüber abweichenden
Meinungen oder Opposition – ungeachtet der angeblichen politischen
Beweggründe der Gewerkschaftler. „Die Schließung einer der wenigen
unabhängigen Gewerkschaften Jordaniens auf fragwürdiger rechtlicher
Grundlage und nach einem anhaltenden Konflikt mit der Regierung lässt
Zweifel an ihrem Respekt für Recht und Gesetz aufkommen“, sagte
Michael Page, stellvertretender Leiter der Abteilung Naher Osten und
Nordafrika der Organisation Human Rights Watch. „Die fehlende
Transparenz staatlichen Handelns und das Verbot, diese Angelegenheit
in den sozialen Medien zu diskutieren, bestärken nur die Annahme, dass
die Behörden die Bürgerrechte verletzen“, fügte er hinzu…“ – aus dem
Beitrag „Maulkorb für die Opposition“ von Marta Vidal am 14. August
2020 bei Qantara.de, worin ein Überblick über die aktuelle Entwicklung
samt Verboten und Folgeverboten gegen wird. Siehe dazu zwei weitere
aktuelle Beiträge über Proteste trotz weiter zunehmender Repression
(und die weiterhin gültige Soli-Erklärung weiter unten im Dossier)
https://www.labournet.de/?p=176474
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