Samstag, 16. September 2017

Das Comeback der Nazibegriffe – und der Widerstand dagegen



„»Asozial« war der Nazi-Begriff für Menschen, von denen angenommen  
wurde, dass sie dem »gesunden Volkskörper« durch unangepasstes  
Verhalten Schaden zufügen. Schon in der Weimarer Republik war  
sozialdarwinistisches und eugenisches Gedankengut weit verbreitet  
gewesen: »Arbeitsscheu« etwa sei eine erbliche Charaktereigenschaft,  
und um alle »Gesunden« davor zu schützen, müsse man solche »kranken«  
Individuen aussondern und geregelter Arbeit zuführen. Dieser Diskurs  
entzündete sich an den Verelendeten, die infolge des Ersten  
Weltkriegs, der Urbanisierung und Industrialisierung verstärkt in den  
Städten sichtbar wurden. Erst die Nazis aber entschlossen sich zu  
einer »Endlösung der sozialen Frage«. Wer zweimal eine Arbeit ablehnte  
oder die Arbeitsstelle nach kurzer Zeit wieder verließ, sollte in der  
»Aktion Arbeitsscheu Reich« verhaftet und in Arbeitslager gebracht  
werden. Der Tod durch Arbeit wurde dort zumindest in Kauf genommen.  
Richtete sich diese Repression zunächst hauptsächlich gegen männliche  
Wohnungslose oder »sozial auffällig Gewordene«, gerieten im Lauf der  
1930er Jahre zunehmend Frauen und Mädchen ins Visier einer  
mörderischen Biopolitik. Anders als bei den Männern kreiste der  
Diskurs hier um Reproduktionsfähigkeit, Familiengesundheit und  
Sexualhygiene“ – aus dem Beitrag „Im schwärzesten Winkel“ von Jasper  
Nicolaisen am 26. August 2017 in neues deutschland, der damit endet,  
dass kurz skizziert wird, wer so alles in die Verurteilungs-Schublade  
gesteckt werden kann – ausser den Erwerbslosen, an denen das längst  
von den Hartzianern vollzogen wird.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1061708.im-schwaerzesten-winkel.html

Siehe dazu auch eine ältere knappe historische Skizze zur Nutzung des  
Begriffs in der Geschichte der BRD
http://www.labournet.de/?p=120656

Siehe auch bereits aus 2015: Abwertung von Arbeitslosen: Wie  
Rechtspopulist/innen über Arbeitslose sprechen
http://www.labournet.de/?p=81585

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen