.ausgestrahlt-Newsletter17. März 2017
es schreibt Jochen Stay
es schreibt Jochen Stay
Lesen, handeln und weiterschicken!
Lieber Emil Schlenz,
wenn
Du in den letzten Wochen die atompolitischen Schlagzeilen verfolgt
hast, dann geht es Dir wahrscheinlich wie mir. Kaum ein paar Tage
vergehen, ohne dass ein neuer triftiger Grund auftaucht, die
Atomkraftwerke bereits jetzt abzuschalten. Und es gäbe eigentlich jedes
Mal Anlass, auf die Straße zu gehen und dafür zu demonstrieren, dass
endlich Schluss gemacht wird mit dieser unnötigen und gefährlichen
Technik. Gut, dass rund um den Fukushima-Jahrestag genau dies in vielen
Städten passiert ist!
Dieser
Newsletter hat kein Schwerpunkt-Thema, sondern setzt sich aufgrund der
Ereignisse aus vielen hochaktuellen atompolitischen Mosaiksteinen
zusammen (und ist deswegen sehr lang geworden – viel Lesestoff fürs
Wochenende). Gut zu wissen: An all diesen „Baustellen“ – und nicht nur
an den hier genannten – tragen Atomkraftgegner*innen dazu bei, dass auch
kritische Stimmen deutlich wahrgenommen werden. Auch .ausgestrahlt
versucht – mit unseren begrenzten Kräften – wo immer möglich zu
kommentieren, zu analysieren, aufzuklären und Forderungen zu erheben.
Deshalb findet Du diesmal besonders viele Links zum Weiterlesen – noch
mehr Lesestoff.
Eine
spannende Entwicklung der letzten Wochen: Grüne Atompolitiker*innen,
denen seitens der Anti-Atom-Bewegung ja oftmals nicht ohne Grund zu
wenig Engagement im Sinne eines schnelleren Ausstiegs vorgeworfen wird,
werden zumindest an einigen Stellen aktiv. Ob es am Wahljahr liegt oder
nicht, ist mir da erstmal egal. Hauptsache es passiert etwas. So stehen
die AKW in Philippsburg und Brokdorf derzeit still, weil grüne
Landes-Atomaufsichten genauer hinschauen. Und zu Gundremmingen hat die
grüne Bundestagsfraktion zusammen mit ihren bayerischen Kolleg*innen
eine wichtige Risiko-Studie vorgelegt, auf der sich aufbauen lässt.
Weiter so! Mehr davon!
meint
Jochen Stay
und das ganze .ausgestrahlt-Team
Jochen Stay
und das ganze .ausgestrahlt-Team
Weitere aktuelle Informationen in diesem Newsletter:
1. Gundremmingen: Notkühlung nicht ausreichend
2. Brokdorf: Brennstäbe oxidieren
3. Philippsburg: Seit 32 Jahren hat es niemand gemerkt
4. Flugzeug ohne Funkkontakt – alle AKW geräumt
5. Vorbereitungen für und gegen den Neckar-Castor
6. Wirkungsvolle Aktionen zum Fukushima-Jahrestag
7. Standortauswahlgesetz in letzter Runde
8. Der Deal nach dem Deal
9. Blick über den .ausgestrahlt-Tellerrand
1. Gundremmingen: Notkühlung nicht ausreichend
Diese
Gutachter sind nicht irgendwer: Prof. Dr. Manfred Mertins war
hochrangiger Sachverständiger der „Gesellschaft für Anlagen- und
Reaktorsicherheit“ (GRS), der wichtigsten Sachverständigen-Organisation
der Bundes-Atomaufsicht. Dort war er intensiv mit dem AKW Gundremmingen
befasst. Außerdem war er Projektleiter bei der Erarbeitung der aktuellen
Sicherheitsanforderungen für Atomkraftwerke. Die Überprüfung des
Gutachtens (Peer Review) übernahm Lothar Hahn, ehemals technischer
Leiter der GRS und Ex-Vorsitzender der Reaktor-Sicherheitskommission.
Ihr
Ergebnis, jetzt veröffentlicht von den Grünen im Bundestag und im
bayerischen Landtag: Sowohl Block B als auch Block C des AKW
Gundremmingen verstoßen gegen die gesetzlichen Sicherheitsanforderungen
für deutsche Atomkraftwerke. Die Not- und Nachkühlsysteme beider Blöcke
erfüllen nicht die notwendigen Voraussetzungen, um Störfälle sicher zu
beherrschen. Bei starken Erschütterungen wie Erdbeben, Explosionen oder
Flugzeugabstürzen wäre die Gefahr einer Kernschmelze groß.
.ausgestrahlt
hat deshalb zusammen mit dem Umweltinstitut München einen Offenen Brief
an Umweltministerin Hendricks geschrieben, in dem wir eine
Bundes-Weisung an die bayerische Atomaufsicht fordern, dass AKW
mindestens bis zur vollständigen Beseitigung der Sicherheitsmängel vom
Netz zu nehmen.
- Der Offene Brief
- Das Gutachten
- Die Peer Review
- Unterschreibe hier gegen den Weiterbetrieb des AKW Gundremmingen:
2. Brokdorf: Korrosion im Kern
Im
AKW Brokdorf rosten Brennstäbe. Sie könnten undicht werden. Die Ursache
ist unklar. Deswegen verbietet die Atomaufsicht in Kiel derzeit das
Wiederanfahren des Reaktors. Der grüne Umweltminister Robert Habeck
schließt ein Wiederanfahren des Atomkraftwerks ohne eindeutige
Untersuchungsergebnisse aus: „Erst, wenn die Ursache geklärt und
ausgeschlossen ist, dass sich das Problem an anderen Brennstäben
wiederholt, kommt ein Wiederanfahren des Kernkraftwerks in Betracht.“
Wir werden ihn gegebenenfalls an diese eindeutige Aussage erinnern.
.ausgestrahlt gibt Antwort auf die häufigsten Fragen zur Korrosion im Kern von Brokdorf.
Zeit, mal wieder in Brokdorf zu demonstrieren. Am 23. April ist dazu die Gelegenheit.
3. Philippsburg: 32 Jahre hat es niemand gemerkt
AKW-Betreiber
EnBW und die Atomaufsicht für den Reaktor Philippsburg 2 gingen über
drei Jahrzehnte von völlig falschen Sicherheitsvoraussetzungen aus. So
wie das Kraftwerk gebaut wurde, hätte es nie genehmigt werden dürfen.
Das hat jetzt sogar die Atomaufsicht in Baden-Württemberg selbst
festgestellt. Gerrit Niehaus, oberster Atomaufseher in Stuttgart: „ Der
Störfall eines Erdbebens oder eines Flugzeugabsturz wäre nicht sicher
beherrscht worden.“ Jetzt ist das Kraftwerk erstmal abgeschaltet und
muss umgebaut werden. Derweil sucht die Aufsicht nach weiteren Fehlern.
Die .ausgestrahlt-Presseerklärung zum Thema.
4. Flugzeug ohne Funkkontakt – alle AKW geräumt
Freitag,
10. März, ein Tag vor dem Fukushima-Jahrestag. In Deutschland werden 17
Atomkraftwerke geräumt, noch laufende und abgeschaltete. Nur eine
Notmannschaft bleibt vor Ort. Grund: Zu einem Passagierflugzeug ist der
Funkkontakt abgebrochen – Terroralarm. Was genau los war und wieso kein
einziger Reaktor hierzulande gegen den Absturz eines großen
Verkehrsflugzeugs gesichert ist, erfährst Du im neuen .ausgestrahlt-Podcast.
Etwas
surreal muss das Ganze vor allem für die Aktivist*innen gewesen sein,
die just an diesem Tag beide Zufahrten des AKW Brokdorf blockierten. Was
soll man auch davon halten, wenn bei so einer Aktion die Polizei auf
einen zukommt und mitteilt, das AKW müsse jetzt geräumt werden? Ein Bericht auf der Webseite von Robin Wood.
5. Vorbereitungen für und gegen den Neckar-Castor
Inzwischen
hat der Probe-Schiffstransport mit leeren Castor-Behältern auf dem
Neckar zwischen Obrigheim und Neckarwestheim stattgefunden.
Wahrscheinlich sind auch bereits alle Leerbehälter nach Obrigheim
gebracht worden. Doch auch die Gegner*innen des Transports bereiten sich
vor: Am 4. März demonstrierten in Heilbronn 750 Aktive gegen die
sinnlosen und gefährlichen Pläne. Unübersehbar: die kämpferische Ente,
neues Symbol einer Anti-Atom-Bewegung, die sich anschickt, auch am und
auf dem Wasser aktiv zu werden.
Bericht und Fotos von der Demonstration.
Unterschreibe hier gegen die Castor-Transporte durchs Neckartal. Auf der Seite findest Du auch Hintergrundinformationen und Aktionsideen.
Unterschreibe hier gegen die Castor-Transporte durchs Neckartal. Auf der Seite findest Du auch Hintergrundinformationen und Aktionsideen.
Bestelle die kämpferische Ente, jetzt auch aus Natur-Kautschuk.
Aktuelle Infos:
Twitter-Kanal des Bündnisses
Webseite des Bündnisses
Dort kannst Du Dich auch in den Neckar-Castor-Newsletter eintragen und bekommst so immer aktuelle Neuigkeiten.
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6. Wirkungsvolle Aktionen zum Fukushima-Jahrestag
In
über 90 Städten gab es rund um den 11. März Aktionen, Demonstrationen,
Mahnwachen und Veranstaltungen. Was mir in diesem Jahr besonders
auffiel: In unzähligen Lokalzeitungen wurde über diese Aktivitäten
berichtet. So war Fukushima und die aktuelle Atompolitik überall Thema.
Es lohnt sich also, selbst mit einer kleinen Gruppe aktiv zu werden. Ein
Kurzbericht findest Du im .ausgestrahlt-Blog.
7. Standortauswahlgesetz in letzter Runde
Am
kommenden Donnerstag will der Bundestag das Standortauswahlgesetz
beschließen, also das Gesetz zur Suche nach einem langfristigen
Lagerplatz für den Atommüll. Seit 2011 geht nun das Ringen um das neue
Auswahlverfahren. 2013 ein erstes Gesetz, 2014-2016 die
Atommüll-Kommission. Jetzt kommt es zu einem vorläufigen Abschluss. Dann
geht die Suche los. .ausgestrahlt hat die Pläne immer wieder
kritisiert, aber auch konstruktive Vorschläge gemacht, wie es anders und
besser geht. Aufgegriffen wurden sie nicht. Meine Befürchtung: So wie
jetzt geplant, wird das Suchverfahren scheitern. Oder es läuft am Ende
sogar alles wieder auf Gorleben hinaus. Die .ausgestrahlt-Presseerklärung zum Thema.
Besonders
perfide ist es, dass mit dem Gesetzespaket auch eine neue Regelung für
den Atommüll-Export beschlossen werden soll, die diesem nicht, wie
behauptet, einen Riegel vorschiebt, sondern riesige Hintertürchen offen
lässt, vor allem für die 152 Castor-Behälter, die in Jülich stehen. Mehr
dazu, samt Positionspapier, gibt es hier.
8. Der Deal nach dem Deal
Zuletzt
noch ein Beitrag zur aktuellen Demokratie-Debatte. Gefahr wird ja
derzeit hauptsächlich von rechts wahrgenommen und das sicherlich nicht
unbegründet. Doch wie gehen eigentlich die gewählten Politiker*innen
selbst mit der Demokratie um? Da beschließt der Bundestag im Dezember
ein Gesetz, mit dem sich die AKW-Betreiber von den Folgekosten der
Atomkraft freikaufen können. Die bekommen jetzt aber noch zusätzlich,
übrigens ohne ihre größten Milliardenklagen zurückzuziehen, einen
Vertrag mit der Bundesregierung zum gleichen Thema. Begründung: Dann
könne auch zukünftig kein Parlament mehr die Regelung verändern. Es lebe
die Demokratie!
9. Blick über den .ausgestrahlt-Tellerrand
Aktuelles zur Situation rund um die Asse.
Vor 40 Jahren: Die „Schlacht um Grohnde“. Ein Geschichts-Projekt informiert und diskutiert.
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.ausgestrahlt
ist eine bundesweite Anti-Atom-Organisation. Wir unterstützen
Atomkraftgegner*innen, aus ihrer Haltung öffentlichen Protest zu machen.
Mit diesem Newsletter informieren wir über Kampagnen, Aktionen und
politische Entwicklungen.
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