Sonntag, 12. Oktober 2014
Südmexiko-Newsletter September und Oktober 2014
GUERRERO & OAXACA
Urgent Action: Studenten in Guerrero ermordet und entführt
Am vergangenen Freitag, dem 26. September 2014, verloren in der Stadt Iguala im Bundesstaat Guerrero in mindestens vier aufeinander folgenden und miteinander verknüpften Ereignissen sechs Personen ihr Leben, darunter drei Studenten der Landlehrerschule «normal Rural Raúl Isidro Burgos». 20 Personen erlitten Verletzungen und 55 Personen gelten als verschleppt; ihr Aufenthaltsort ist unbekannt.
Die Studentinnen der «Normalistas» hielten sich für eine Spendensammlung in der Stadt Iguala auf. Ihre Reisebusse wurden von der Polizei unter Beschuss genommen als sich die Studenten weigerten ihre Fahrt zu unterbrechen. Die Schiesserei dauerte rund vierzig Minuten. Um die zwanzig Personen wurden von der Polizei festgenommen. Bei einer Pressekonferenz der Studenten um Mitternacht, bei der sie über die Ereignisse informieren wollten, wurde erneut auf sie geschossen von bewaffneten Unbekannten, die sich in einem Pick-up näherten. Zwei der Studenten starben.
In derselben Nacht wurde in Iguala auch ein Autobus einer lokalen Fussballmannschaft angegriffen, der vermutlich fälschlicherweise für einen Bus der Studenten gehalten wurde. Dabei wurden drei Personen erschossen. Am Folgetag wurde die Leiche eines schwer gefolterten Studenten gefunden in der Nähe von wo die Pressekonferenz stattfand.
Petition (zurzeit nur auf Spanisch) zur Aufklärung des Verbrechens und zum Schutz der StudentInnen und der Verschwundenen unterschreiben: http://redtdt.org.mx/2014/09/violaciones-de-dh-cometidas-en-contra-de-estudiantes-de-la-normal-rural-raul-isidro-burgos-en-iguala-guerrero/
Artikel in der taz: http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=au&dig=2014%2F09%2F29%2Fa0048&cHash=bf157518f5bc3c9c0e96303fff25a585
Siehe Fotos in twitter und Artikel El Sur:
https://twitter.com/ReporTorres
http://suracapulco.mx/archivos/211348
Nicht zum ersten Mal
Bereits am 12. Dezember 2011 ereignete sich Ähnliches. Bei einer Autobahn-Blockade wurden drei Personen, darunter zwei protestierende Studenten der «Normalistas», aussergerichtlich hingerichtet. Weitere drei Studenten wurden von den Kugeln schwer verletzt und eine Person gefoltert. Dieser Vorfall verbleibt straffrei bis heute.
Hintergrundinfo: Iguala wird von der PRD regiert, dessen Bürgermeister hat die Entführung und Ermordung von Aktivisten im Jahr 2013 auf dem Gewissen:
http://www.lajornadaguerrero.com.mx/2013/11/26/index.php?section=politica&article=003n1pol
Zapotekischer Menschenrechtsaktivist ermordet
Die Menschenrechtsorganisation OIDHO teilt mit, dass Mitte September einer ihrer Aktivisten, Jaime López Hernandez, erschossen wurde. Das Verbrechen reiht sich ein in eine Serie von zehn Morden im kleinen Dorf San Andrés Lovene in der Sierra Sur. Diese abgelegene Bergregion nutzen Mafiamitglieder für den Anbau von Opium und Marihuana.
Weiterlesen: https://amerika21.de/2014/09/107918/mord-menschenrechtler
CHIAPAS
Weitere Prostestaktionen gegen das Megaprojekt der Autobahn San Cristobal – Palenque
Vertreter des Ejidos La Candelaria, das zum Bezirk San Cristobal gehört, luden am 11. September zu einer Pressekonferenz im Menschenrechtszentrum Frayba in San Cristobal ein. Sie betonten, dass sie sich gegen das Projekt der Autobahn, die auch durch ihr Gebiet führen würde, wehren, da es ihre Lebensgrundlage bildet, die damit zerstört werden würde. Kurz vor Palenque, bei der Ausfahrt zum Touristenort Agua Azul, blockierten Hunderte von Indigenen von San Sebastian Bachajon die Strasse, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen, und forderten die Freilassung von verschiedenen politischen Gefangenen. Am 17. September gab es u.a. grosse Protestaktionen in Chilon und in La Candelaria gegen das Megaprojekt.
Ende August trafen sich in diesem Zusammenhang 200 VertreterInnen von 2000 indigenen Gemeinden, um sich in ihrem Widerstand gegen die Autobahn, aber auch gegen andere geplante Megaprojekte auszutauschen und zu vernetzen.
Video La Candelaria: http://komanilel.org/2014/09/12/video-ejido-la-candelaria-no-a-la-autopista-san-cristobal-palenque/
Video: http://komanilel.org/2014/09/19/video-declaracion-en-contra-de-la-autopista-san-cristobal-palenque-en-donde-participaron-mas-de-2-mil-personas-de-los-municipios/
Auf Spanisch: http://www.jornada.unam.mx/2014/09/18/index.php?section=politica&article=014n1pol
Auf Deutsch, mit Infos zu Verschleppungen von 3 Personen: http://www.chiapas.eu/news.php?id=7729
CNI und EZLN fordern Freilassung von Mario Luna, Sprecher der Yaqui
Auch der Nationale Indigene Kongress (CNI) und die EZLN verlangen, dass Mario Luna, Sprecher der Yaqui im Norden von Mexiko, freigelassen wird. Er wurde am 11. September unter falschen Anschuldigungen verhaftet – ein übliches Vorgehen, um soziale Bewegungen zu kriminalisieren. Die Yaquis kämpfen gegen das Äquadukt Independencia, das ihnen das Wasser wegnehmen wird, um die Industrien von Sonora am Laufen zu halten.
Auf Deutsch: http://www.chiapas.eu/news.php?id=7724
Auf Spanisch: http://enlacezapatista.ezln.org.mx/2014/09/14/pronunciamiento-del-cni-y-el-ezln-por-la-libertad-de-mario-luna-vocero-de-la-tribu-yaqui/
Es gibt zum Fall Mario Luna auch Urgent Actions:
spanisch: http://redtdt.org.mx/2014/09/mario-luna-vocero-de-la-tribu-yaqui-detenido/
deutsch: http://gewerkschafterinnen.amnesty.at/index.php?page=mexiko/20140920.htm
Empörung über Verhaftung von Yaqui-Sprecher Luna – politische Motive vermutet
http://www.npla.de/de/poonal/4840
Pressekonferenz vom 10. August: Worte vom SupGaleano
Abschrift der Pressekonferenz der EZLN mit den freien, autonomen, alternativen oder wie sie auch heißen mögen Medien am 10. August 2014 im zapatistischen La Realidad, Chiapas, Mexiko.
Auf Deutsch: http://www.chiapas.eu/news.php?id=7723
Auf Spanisch: http://enlacezapatista.ezln.org.mx/2014/08/12/transcripcion-de-la-conferencia-de-prensa-del-ezln-con-medios-libres-autonomos-alternativos-o-como-se-llamen-del-10-de-agosto-del-2014-en-la-realidad-zapatista-chiapas-mexico/
BoCa En BoCa: Unabhängige Zeitschrift aus Chiapas
BoCa En BoCa ist eine unabhängige Zeitschrift aus Chiapas, die darüber berichtet, was in den organisierten Gemeinden von Chiapas passiert. Sei es als Zusammenfassung oder in Fragmenten ihrer Comuniqués, geht es darum, die Solidarität zu stärken, indem ihre Worte an eine breitere Öffentlichkeit kommen.
Auf Englisch: http://urlz.fr/ED4, auf Französisch: http://urlz.fr/ED5, auf Spanisch: http://urlz.fr/ED8
MEXIKO
Massenhinrichtung durch mexikanische Armee
Ein Militäroffizier und sieben weitere Soldaten sind im Rahmen der Ermittlungen zu einem mutmaßlichen Massenmord an 22 Menschen im Estado de México festgenommen worden. Das mexikanische Verteidigungsministerium erklärte letzten Donnerstagabend, die Truppen seien in den Vorfall von Ende Juni verwickelt gewesen. Die Zeitung «La Jornada» veröffentlichte am Freitag mehrere Fotos vom Tatort. An einer Mauer sind zahlreiche Blutspuren und Einschuss-löcher zu sehen, so als seien die Opfer - mutmassliche Bandenmitglieder - an die Wand gestellt und erschossen worden.
Weiterlesen:
http://www.nzz.ch/newsticker/mexiko-acht-soldaten-nach-mutmasslichem-massaker-in-mexiko-festgenommen-1.18391760 und
http://www.npla.de/de/poonal/4850-der-fall-tlatlaya-mexikanisches-militaer-soll-21-personen-hingerichtet-haben
Skandal um Siemens-Geschäftspartner in Mexiko
In Mexiko haben massive Umweltverschmutzungen durch den Bergbaukonzern Grupo México erneut zu einer Debatte über die Branche geführt. Das größte Bergbauunternehmen Mexikos und der drittgrößte Kupferproduzent der Welt hatte kürzlich eine der größten akuten Umweltkatastrophen des Landes verursacht. Jetzt soll er Strafe zahlen für die im Bundesstaat Sonora verursachte Umweltkatastrophe.
Weiterlesen: https://amerika21.de/2014/09/105459/grupo-mexico-siemens und http://www.jungewelt.de/2014/09-19/015.php
Mexiko: Folter ausser Kontrolle
Folter und andere Grausamkeiten sind an der Tagesordnung, wenn die Sicherheitskräfte in Mexiko ihrer Arbeit nachgehen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Sonderbericht von Amnesty International. "Diese Praktiken werden von anderen juristischen Institutionen toleriert oder ignoriert", heißt es darin. Das Ergebnis ist eine allgemeine Straflosigkeit für Gesetzesbrecher in Uniform.
Weiterlesen: http://www.heise.de/tp/artikel/42/42704/1.html
Kaffeekrise in Mexiko
In Chiapas im Hauptanbaugebiet des mexikanischen Kaffees ist etwa die Hälfte der Pflanzen vom Rostpilz befallen. Auch Kaffeegebiete in Veracruz und Oaxaca sowie in Mittelamerika und Kolumbien sind betroffen.
Weiterlesen: http://www.npla.de/poonal/archiv/4837-poonal-nr-1111#4838
HINWEISE
4. Oktober 2014, 16 Uhr, Heiliggeistkirche Bern
Auftaktdemo zur Kampagne gegen Rassismus und Nationalismus
www.buendnis-gegen-rechts.ch
9. Oktober 2014, 20 Uhr, im AKuT Thun, Seestrasse 20
Infoveranstaltung der Gruppe Direkte Solidarität mit Chiapas zur zapatistischen Bewegung 1994-2014
www.akut.ch
12. Oktober 2014, 15 Uhr RAF (Kochareal), Flüelastr. 54
No Border, no Nation, Stop Deportation
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