Sonntag, 12. Oktober 2014
[Chiapas98] ila 379 "Sklavenarbeit heute"
Als Franz Beckenbauer im November 2013 erklärte, er habe auf den Baustellen der Fußballstadien in Katar noch keine Sklaven gesehen und hinzufügte "Die laufen alle frei rum. Weder in Ketten, gefesselt noch mit Büßerkappe auf dem Kopf." war die Empörung groß. Natürlich war die Äußerung des FIFA-Funktionärs unsäglich, sagt aber dennoch etwas über die modernen Sklavenarbeitsverhältnisse aus. Ketten wie auf den Zuckerrohrplantagen der Karibik bracht es in der Tat nicht mehr, heute genügt es Menschen die Papiere wegzunehmen oder ihnen Transportmöglichkeiten zu verweigern, um sie an einen Ort zu fesseln. Entgegen landläufiger Annahmen – auch unter Linken – bedeutet die weltweite und vollständige Durchsetzung kapitalistischer Produktionsverhältnisse keineswegs, dass Sklavenarbeit verschwunden ist und durch „freie Lohnarbeit“ ersetzt wurde. Im Zuge der weltweiten neoliberalen Umstrukturierung nimmt sie sogar zu, in Textilfabriken, auf Baustellen, in Bergwerken und dort, wo sie ohnehin nie verschwunden war, etwa in der Landwirtschaft und in privaten Haushalten.
In den letzten Jahren bekommt das Thema der neuen Sklavenarbeit wachsende Resonanz. Nichtregierungsorganisationen prangern sie an, die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) veröffentlicht Berichte, Regierungen kündigen verschärftes Vorgehen gegen Menschenhandel an. Doch gibt es dabei zahlreiche Widersprüche. Zur medialen Aufmerksamkeit braucht es Skandalisierung. Die Betreiber kleiner Textilklitschen werden wegen sklavereiähnlicher Arbeitsbedingungen an den Pranger gestellt; die Markenfirmen, die die Niedrigstpreise und damit die Arbeitsverhältnisse diktieren, geben sich empört und kündigen an, da und dort nicht mehr produzieren zu lassen – und tun es dann anderswo, wo die Konditionen für die Beschäftigen auch nicht besser sind.
Staatliche Stellen in Europa wie in Lateinamerika berichten stolz, wenn sie Prostituierte aus den Klauen von Menschenhändlern oder SklavenarbeiterInnen aus illegalen Betrieben und Bergwerken befreien und schieben eben diese „Befreiten“ am nächsten Tag ab – zurück in die Bedingungen, aus denen sie um jeden Preis weg wollten.
Diese Oktober-ila bringt umfangreiches Material zu den vielfältigen Facetten der modernen Sklavenarbeit, über die es bisher nur wenig vertiefende deutschsprachige Literatur gibt.
Der Schwerpunkt "Sklavenarbeit heute" der ila 379 hat einen Umfang von 32 Seiten (das gesamte Heft 60 Seiten) und kann zum Preis von 5,00 Euro bei der ila (Heerstraße 205, 53111 Bonn, Tel. 0228-658613, Fax 0228-631226, E-Mail: vertrieb@ila-bonn.de, Internet: www.ila-web.de,) bestellt werden.
Die Titelseite und das komplette Inhaltsverzeichnis der ila 375 findet Ihr im Anhang.
Leseproben demnächst hier: http://www.ila-web.de/lateinamerika/home.htm
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