Sonntag, 12. Oktober 2014
[Chiapas98] Leitartikel 3. Über den Austausch hinaus - Subcomandante Insurgente Moisés
Leitartikel: Über den Gedankenaustausch hinaus (a)
Der Austausch war mehr als ein Gedankenaustausch.
Compañeras und Compañeros der Sexta in Mexiko und auf der ganzen Welt.
Für uns war der Austausch ein uns die Hände reichen, ein gegenseitiges anschauen, um zu sehen, wie es uns geht und was wir denken.
Ein gegenseitiges Kennenlernen von Männern und Frauen die wir von unten und Originalvölker dieses Landes sind.
Nicht die Vertreter, nicht die Führer, wir Männer und Frauen von der Basis der Völker, der Nationen, der Tribus, wir die wir 520 Jahre lang nicht die Gelegenheit hatten, uns die Hand zu reichen, uns kennenzulernen und unsere Herzen zu berühren.
In La Realidad, zapatistisches Caracol wurde es zur Realität, unser Zusammenleben von indigenen Originalvölkern, der Austausch des Wortes von einem zum anderen, von einer zur anderen wurde Realität.
Wenn wir miteinander sprechen, nicht die Führer, dann verstehen wir von der Basis uns, wir begreifen uns, wir fühlen uns eins.
Und was uns hilft, dass wir uns so schnell verstehen, ist das Leben, das wir leben, das so schlechte Leben. Aber nicht nur uns geht es so, auch den Armen in der Stadt geht es gleich.
Wir erzählten uns gegenseitig, wo uns der Kapitalismus hingebracht hat und warum das so ist und was mit uns geschehen wird, wenn wir zulassen, was die Kapitalisten mit uns machen.
In 5 Tagen haben wir in den 28 Sprachen, die die an der Versammlung Teilnehmenden sprechen Übereinkommen getroffen, um zu entscheiden, wie wir weiterschreiten werden, zusammen mit den ausgebeuteten Menschen vom Land und aus der Stadt.
Unsere Blicke wurden geweitet und wir kamen zum Ergebnis, dass wir von der Stadt und vom Land zusammenhalten müssen. Wir müssen uns mit den Compañeros der Sexta aus Mexiko und auf der ganzen Welt austauschen. Um zu wissen, wie ihre Kämpfe des Widerstandes aussehen, wie ihr Kampf ist. Wir möchten, dass wirklich die Compañeras und Compañeros der Basis zu uns kommen und sich mit uns austauschen.
Wir sagten, dass die Menschen von der Basis, von unten, jene sind, die wissen, wie eine neue Gesellschaft geboren wird. Sie wissen, dass das nicht von den politischen Parteien kommt, auch von keiner neuen politischen Partei, nicht von den Politikern, diesen Dienern des Kapitalismus.
Völker, Nationen, Tribus, Armenviertel, die armen Arbeiterinnen und Arbeiter, die Ausgebeuteten in der Stadt und vom Land wissen, wie eine neue Welt aussehen muss, ein neues Regierungssystem. Warum? Weil sie Ungerechtigkeit, Elend, Ungleichheit erlitten haben. Weil sie Traurigkeit, Schmerz, Bitterkeit, Einsamkeit erlitten haben. Sie haben Gefängnisse, Folter, Verschollene erlitten. Jahrhundert um Jahrhundert haben sie Täuschungen, Diskriminierungen, schreckliche Dinge, unmenschliche Grausamkeiten erlitten, Demütigungen haben sie erlitten, Beraubungen und Vertreibungen haben sie erlitten, es waren Jahrhunderte und Jahrhunderte von Verhöhnung und ein Leben ohne Frieden, und die Schuld daran tragen die von oben, das kapitalistische System. Und die politischen Parteien und die Politiker sind mit Dreck beschmiert. Unsere Schultern dienen zur Stufenleiter, damit die Politiker zur Macht aufsteigen, ausgetreten sind sie schon unsere Schultern durch so viel Aufsteigen und Absteigen dieser mafiosen Macht.
Über viele andere Dinge haben wir gesprochen, Hunderte von Vorschlägen wurden gemacht und der wichtigste, worüber wir eineUebereinkunft trafen um daran zu arbeiten ist: in unsere Dörfer, Nationen, Tribus zurück kehren und diesen ersten Gedankenaustausch groß machen, indem wir den Austausch verbreiten und den anderen Austausch mit den Compañeras und Compañeros der nationalen und internationalen Sexta vorbereiten.
Viele andre Dinge, lehrreiche und zugleich glasklare Wahrheiten, wurden beim Austausch zwischen der Basis der Völker, Nationen und Tribus ausgetauscht.
Beim Austausch tauschten wir uns darüber aus, dass es immer jemand gab, der für uns sprach und behauptete, dass er/sie für uns kämpfte, das geschah 520 Jahre lang und es waren 520 Jahre der Lüge und Ausbeutung.
Wir tauschten uns darüber aus, dass der Kampf der Armen in Mexiko von 1810 und 1910 dazu benutzt wurde, um die Großgrundbesitzer an die Macht zu bringen und heute sind deren Ur-Urgrossenkel an der Macht, die die Mutter Erde in diesem Land, das Mexiko heißt, zerstören und verwüsten.
Wir alle kehren mit neuer Kraft und Würde nach Hause zurück, so wie die Compañeros GALEANO und DAVID, die immer unter uns sein werden. Genauso wie alle unsere im Kampf Gefallenen.
Wir nehmen die Aufgabe mit nach Hause, einen besseren Weg für unsere Zukunft zu suchen.
Jetzt kennen wir uns bereits und wir haben viel voneinander gelernt, sehr viel, aber es fehlt noch viel, damit wir Originalvölker dieser Welt, die nationalen sowie die auf der ganzen Welt uns kennenlernen, dahin führt unser Weg.
Wir möchten auch zusammen mit jenen kämpfen, die keine Indigenen sind, den Compañeras und Compañeros der Sexta, den Schwestern und Brüdern vom Land und von der Stadt, einen gemeinsamen Kampf, denn niemand wird für uns kämpfen.
Daher, Compañeras und Compañeros, bereitet euch vor für den weltweiten Austausch vom 22. Dezember 2014 bis 3. Jänner 2015.
Dort bei jenem Austausch wird unsere Weisheit uns sagen, wie unser Kampf weitergehen soll.
Lasst uns die Menschen unserer Basis zu diesen Austausch entsenden und lasst sie sprechen, erzählen und erklären, wie unser Kampf ist, dort, wo wir leben, arbeiten und kämpfen.
Denn wir haben bereits gesehen, dass es das Beste ist, wenn die Basis spricht. Das sagen nicht wir Zapatistinnen und Zapatisten. Das sagt die Realität, was beim Austausch geschehen ist, im Caracol von La Realidad, wo die Basis gesprochen hat und alles verlief so, wie es sein muss. Das Volk befiehlt.
Subcomandante Insurgente Moisés
Mexiko, August 2014. Zwanzig Jahre nach dem Beginn des Krieges gegen das Vergessen.
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