Donnerstag, 15. Dezember 2016

Terror – wie auf Bestellung

Das Regime in Ankara setzt dabei konsequent die Linie fort, die es seit Jahren gegenüber dem islamistischen Terror spielt. Man weiß, dass die IS Geld und Waffen über die Türkei bezieht, man weiß, dass sie über die Türkei Erdöl, das sie illegal aus den Quellen in den Teilen des Irak gewinnt, in dem der IS das Sagen hat.

erdogan_zundeltZu den Anschlägen in Istanbul


Von Günter Ackermann

Lenin zum Thema individueller Terror:
„Erstens wollte (oder richtiger wohl: konnte) diese Partei (die Partei der Sozialrevolutionäre in Russland; G.A.), die den Marxismus ablehnte, durchaus nicht begreifen, daß es notwendig ist, vor jeder politischen Aktion die Klassenkräfte und ihre Wechselbeziehungen streng objektiv abzuwägen. Zweitens hielt sich diese Partei für besonders „revolutionär“ oder „linksradikal“, weil sie für den individuellen Terror, für Attentate war, was wir Marxisten entschieden ablehnten. Selbstverständlich lehnten wir den individuellen Terror nur aus Gründen der Zweckmäßigkeit ab; Leute aber, die es fertigbrächten, den Terror der Großen Französischen Revolution oder überhaupt den Terror einer siegreichen und von der Bourgeoisie der ganzen Welt bedrängten revolutionären Partei „prinzipiell“ zu verurteilen, solche Leute hat bereits Plechanow in den Jahren 1900-1903, als er Marxist und Revolutionär war, dem Spott und der Verachtung preisgegeben.“ (W.I. Lenin: „Der ‘linke Radikalismus’, die Kinderkrankheit im Kommunismus.“)
Die Anschläge von Istanbul die letzten Tage verwurstet die bürgerliche Propaganda als Anschläge der PKK, benennt aber eine Splittergruppe als Urheber. Die „Freiheitsfalken“ haben aber mit der PKK nicht das Geringste zu tun. Was hinter dieser Gruppe steckt, ist zweifelhaft, aber die PKK ist es nicht.
Das islamistische Regime in Ankara hat unmittelbar nach den Anschlägen ihren Terror gegen die türkische und kurdische Opposition verschärft. Im ganzen Land werden Politiker der Opposition, unter dem Vorwurf des Terrorismus verhaftet. Die türkische Luftwaffe verstärkte ihre Bombenangriffe auf kurdische Stellungen im Irak und in Syrien.
Diese terroristischen Handlungen des Erdogan-Regimes schwächt die Kurden und stärken somit die islamistischen Terroristen, z.B. des IS in diesen beiden Ländern. Kurdische Kämpfer gelten als die konsequentesten im Kampf gegen die Gotteskrieger vom IS und anderen islamistischen Terrorgruppen. Diese profitieren somit von jeder Schwächung ihrer kurdischen Gegner.
Das Regime in Ankara setzt dabei konsequent die Linie fort, die es seit Jahren gegenüber dem islamistischen Terror spielt. Man weiß, dass die IS Geld und Waffen über die Türkei bezieht, man weiß, dass sie über die Türkei Erdöl, das sie illegal aus den Quellen in den Teilen des Irak gewinnt, in dem der IS das Sagen hat. Mit ganzen Karawanen von türkischen Tanklastern wird es in die Türkei gebracht und dort verkauft. Man sagt, dass der Sohn Erdogans an diesen Geschäften beteiligt ist.
Eine Journalistin, die die offene Unterstützung der Gotteskrieger durch das Erdogan-Regime dokumentierte, wurde verhaftet. Andere Journalisten bezahlten Berichte über die offene und versteckte Unterstützung des IS durch das Erdogan-Regime sogar mit dem Leben. Erdogan und seine Partei- und Staatsführung sind offene Helfershelfer der Banditen im selbst berufenen Namen Allahs. Es sind neben Saudi-Arabien und Qatar vor allem die Türkei die für die Opfer in Syrien und im Irak verantwortlich sind.
Das ist sowohl bei der EU in Brüssel, wie auch in den Hauptstädten des Westens und der USA bekannt. Aber man führt lauthals eine Scheindiskussion, ob man die Verhandlungen über den Beitritt der Türkei zur EU einfrieren oder weiter führen soll.
Dabei ist doch klar, dass ohne die Unterstützung und Duldung durch Washington und die EU das Regime Erdogan nicht den Islamisten helfen würde und könnte.
Die Frage ist also: Wer sind die Terroristen? Sind diese Freiheitsfalken „nur“ eine Gruppe von Spinnern, die Freiheitskampf spielen oder sind es Agent Provocateur? Ich neige zu Letzteren. Die Anschläge kamen wie auf Bestellung. Sie nützen nicht den Kurden, sondern schaden denen. Allein Erdogan und sein Regime haben Nutzen von den Anschlägen.
Der bewaffnete Kampf der PKK für die Souveränität der Kurden ist ein berechtigter Kampf und nicht mit den Terrorismus der Anschläge gleich zu setzen. Sicher, man sagt der PKK nach, sie würde auch individuellen Terror einsetzen. Das sind schlimme Fehler der PKK.
Dennoch scheint klar zu sein, dass die PKK mit den Anschlägen von Istanbul nichts zu tun hat. Terrorismus aber begeht Erdogan und sein Regime täglich tausendfach. Die Regierungen des Westens wissen das, schweigen aber darüber und reduzieren alles auf die Verhandlungen über den EU-Beitritt.
Ich muss zugeben, mir ist das egal. Die EU ist ein imperialistischer Laden, mit dem wir Kommunisten nichts am Hut haben. Es geht in der EU auf jeden fall gegen die einfachen Menschen, die EU nützt vor allem den Konzernen und ist gegen die Menschen gerichtet.
Wir Kommunisten lehnen individuellen Terror ab – aus Gründen der Zweckmäßigkeit. Er nützt dem Proletariat nichts, gibt aber der Reaktion Vorwände zum Staatsterror – und er schafft Märtyrer. So war in den 70er Jahren einer der am meisten gehassten Menschen in der BRD ein gewisser Hans Martin Schleyer.
Als ihn dann aber die RAF entführte, wurde er zum Helden. Ich war damals 1977 auf einem Kongress, an dem der ehemalige Landeskirchenpräsident und Pfarrer Martin Niemöller teil nahm. Wir sprachen auch mit Niemöller über die Entführung Schleyers. Niemöller meinte, es sei nicht schade um Schleyer, aber er sei entschieden gegen diese Entführung, denn er mache aus dem ehemaligen Nazi Schleyer das, was der nicht verdiente: einen  Märtyrer. Soweit der fortschrittliche Kirchenmann Martin Niemöller im Jahr 1977.
Ein anderes Beispiel: Der wohl unbedeutenste Präsident der USA war John F. Kennedy. Seine größte „Errungenschaft“ war der Krieg in Vietnam. Nur durch den Mordanschlag auf ihn wurde er ein „großer“ Präsident nach dem ein Weltraumbahnhof, Straßen und Plätze benennt wurden.
Das wissen wir Kommunisten sehr genau und halten es da mit Georgi Dinitroff:
„Massenarbeit, Massenkampf, Massenwiderstand, Einheitsfront, keine Abenteuer – das ist das Alpha und das Omega der kommunistischen Taktik.“ (Dimitroff an das Reichsgericht am 13. Dezember 1933)
G.A.

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