Donnerstag, 15. Dezember 2016

Machtwechsel in der MLPD steht bevor

Der „wahre Sozialismus“ der MLPD ist so wahr, dass es schon nicht mehr wahr ist. Gabi wird ihn erreichen.

König Stefan der Engel tritt ab:

Eine Dynastie von Helden ist geboren


Von Gerd Höhne

Stefan Engel hat gesundheitliche Probleme – wer hat die nicht? – also geht er in den Ruhestand. Bei seiner Partei  regiert der König nicht auf Lebenszeit, er verzichtet einfach auf die Macht. Der bisherige König Stefan der Engel, erklärte dem Zentralorgan der MLPD (umgangssprachlich „Rote Pfanne“): Es widerstrebt mir zutiefst, eine Funktion zu bekleiden, ohne sie real vollständig ausfüllen zu können.“[1]
Na dann…
Aber es gibt Unwägbarkeiten. Wenn man einen Sippenfremden die Führung des Proletariats überlässt – der jeweilige MLPD-Chef ist eine Reinkarnation Ernst Thälmanns, also vom Selbstverständnis proletarischer Führer – dann können sich auch Geister einschleichen, die nicht gewollt sind. Zwar erklärte die zukünftige Arbeiterführerin und MLPD-Chefin zur Wahl des ZK beim Parteitag: „auch das bisher beste Aufgebot an Kandidatinnen und Kandidaten für das ZK, das es jemals gegeben hat, ist nur auf der Grundlage einer solch gründlichen Vorbereitung zu erklären.“
Die „Grundlage einer solch gründlichen Vorbereitung“ ergab offenbar kein befriedigendes Ergebnis bei der Neuwahl des Königs, des Vorsitzenden. Also nahm man, der Not gehorchend, aus der Familie des Königs jemandem, die Tochter der stellvertretenden Vorsitzenden und (Ex)Ehefrau des Vorsitzenden King Stefan, der Engel. Die Reinkarnation, die er vom Säulenheiligen der MLPD, Willy Dickhut, verpasst bekommen hat, gibt er jetzt weiter an die Tochter seines (Ex)Frau und Stellvertreterin Monika Gärtner-Engel. Hinzu kommt noch, dass die liebe Gabi ausgerechnet den gleichen Geburtstag hat, wie ein gewisser Jesus von Nazareth, den 24. Dezember. Wenn das ein Zufall ist! Ob sie auch dessen Reinkarnation ist?
Stefan, der Engel, erklärte deshalb auch der „Roten Pfanne“: „Noch sind Monika Gärtner-Engel und ich gut in der Lage, dieser jüngeren Generation bei der Einarbeitung in diese große Verantwortung mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.“[1]
Und
„Wir haben diesen Prozess dieses Generationswechsels sehr langfristig vorbereitet und legen seit Jahren einen ausgeprägten Schwerpunkt auf die verschiedensten Ausbildungsmaßnahmen. Es haben sich eine Reihe geeigneter Kader herausgebildet, die die Fähigkeiten, Erfahrungen und vor allem die Bereitschaft mitbringen, zu lernen, um höchste Verantwortung wahrzunehmen.“[2]
Der oberste Engel und seine Engelin wachen also weiter über die Reinheit der Partei und, was wichtig ist, sie haben es genetisch an ihre Kinder weiter gegeben.  
Ist doch praktisch.
Der „wahre Sozialismus“ der MLPD ist so wahr, dass es schon nicht mehr wahr ist. Gabi wird ihn erreichen. Von ihrer Mama übernimmt sie Kryo-Recycling, da ist Frau Mama gemeinsam mit einer rechten Partei aktiv. Mit Rechten hat die MLPD keine Berührungsängste. So ehrte sie einen Farbklecksler der SS und Nazimaler, den Erich Palmowski, als proletarischen Maler der Arbeiterklasse und widmete ihm eine Sonderausstellung im parteieignen Willi-Dickhut-Museum. Zum Tod des Nazi-Farbschmierers schrieb das Museum (die MLPD):
Eine unermüdliche Schaffensperiode ist zu Ende. Der Bochumer Maler und Grafiker Erich Palmowski ist am 25. Juli 2006 im Alter von 94 Jahren gestorben. Trotz schwerer Krankheit fand bis in die letzten Lebenstage hinein Erlebtes und Beobachtetes Eingang in neue Ölgemälde und Grafiken. 
Unter der Gärtnerin Gabi finden sich sicher noch eine Menge Leute mit ähnlicher Vergangenheit und Gegenwart.
Die Nachfolgerin, die Gärtnerin Gabi, verkündet dann: „Es wird versucht, uns zu isolieren.“ Stimmt das? Na klar! Eine Partei, dessen neue Vorsitzende, wie sie selbst schreibt: „Ich mache Sport (Jogging, Tanzen) und gehe gerne ins Kino.“[3] ist brandgefährlich und ganze Heere von Klassenfeinden fürchten sie.
Wenn die MLPD erstmal die Sonne der Sahara anzapft zur Energiegewinnung für Europa – das genau fordert die MLPD – dann wird Gabi als Sonne auch in Nordafrika scheinen. Eine sonnige Zukunft der Menschheit also. Schon bald wird sie nicht mehr allein die Reinkarnation der deutschen Abeiterführer sein, sondern über sie kommen die Geister der Klassiker, die von Marx, Engels, Lenin und Stalin. Ich fürchte allerdings, es wird vor allem der von Trotzki sein. Na warten wir es ab.
Wenn den Einwohnern von Solingen – da wohnt die Gärtnerin – eine Frau vorbei rennt, so läuft die nicht zum Arbeitsamt, es ist die schnelle Gabi, die zu ihrer Mutter Monika Gärtner-Engel rennt um von ihr den mütterlichen Rat zur Führung des Proletariats einzuholen. Oder rennt sie direkt zum (Stefan) Engel?
Wer aber demnächst die Wahlparty der MLPD nach einer Bundestagswahl zu Ehren der neuen Kanzlerin Gabi Gärtner besucht, muss damit rechnen, mit ihr einen  Ehrentanz aufs Parket legen zu müssen. Man muss auch aufpassen im Kino – da ist sie ja auch drin.
Ein Problem aber besteht: Sie hat keine Kinder. Wer wird wohl ihre Nachfolge in der Dynastie übernehmen?
Natürlich ist die Tochter eine Soziologin und Stieftochter des MLPD-Führers des Proletariats, Stefan Engel, Arbeiterin. Sie erlernte mal einen Handwerksberuf. Der letzte Kaiser Wilhelm erlernte auch einen Handwerksberuf, allso war der Arbeiterkaiser?
Gabi ist aber schon ewige Zeiten hauptamtlich in der MLPD (2003) oder deren Untergruppen. Es ist bei der MLPD wie beim Berg und dem Propheten: Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, kommt eben der Prophet zum Berg. Wenn die Arbeiterklasse die MLPD mit Nichtbeachtung straft, schickt sie einfach ihre Leute in die Arbeiterschaft.
Die MLPD preist ihre neue Führerin wie folgt an: „Ihr Mut, ihre solidarische Streitkultur und selbstlose Hingabe machen sie in der Bevölkerung und bei Mitkämpfern zur anerkannten und beliebten Führerin.“[4]
Die MLPD wird unter der Führung von Gärtnerin Gabi wachsen und erstarken – da beißt die Maus keinen Faden ab.  Bei einer Massenbasis von immerhin 0,1 % der Wählerstimmen ist ja nach oben noch etwas Luft.
G.H.


[1]  ebenda
[2]  ebenda

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