- Politik
- »Fridays for Future«
Diskutieren, vernetzen, protestieren
Bei Schüler*innen- und Studierendenprotesten sind eigentlich Zweifel geboten, ob sie die Ferien überstehen. Nicht wenigen Bewegungen ging nach der freien Zeit die Luft aus. Bei »Fridays for Future« ist das offensichtlich anders. Nach den Weihnachtsferien kam erst so richtig Schwung auf, und auch nach den Osterferien ist die Bewegung gewachsen. Auch die Sommerferien sorgen für keine Pause im jungen Klimaaktivismus.
Ab Mittwoch wollen sich 1500 Menschen im Dortmunder Revierpark zum ersten Sommerkongress der Bewegung treffen. Bisher lebt »Fridays for Future« vor allem von den zig Ortsgruppen, die lokale Streiks organisieren. Dass die Bewegung zusammenkommt, wie Mitte Juni zur Großdemonstration mit über 35 000 Teilnehmer*innen in Aachen, ist noch eine Ausnahme. Die bundesweite Vernetzung findet vor allem in Chats statt. Deswegen gehört das gegenseitige Kennenlernen beim Dortmunder Sommerkongress auch zu den zentralen Punkten. Dafür wird viel Raum eingeräumt; die Kongresspartys bieten sicherlich eine gute Gelegenheit dafür.
Partys und Bekanntschaften schließen ist aber längst nicht das Wichtigste beim Kongress. Von Donnerstag bis Sonntag stehen die Inhalte ganz klar im Vordergrund, und dafür konnte »Fridays for Future« hochkarätige Referent*innen gewinnen. Über die CO2-Steuer und die Sozialverträglichkeit der Klimapolitik diskutiert etwa Christoph M. Schmidt, Vorsitzender der Wirtschaftsweisen, mit Christoph Schmitz von der Gewerkschaft ver.di. Die ehemalige Direktorin der Klimaschutzorganisation »350.org«, Payal Parekh, debattiert mit dem Umwelt- und Politikwissenschaftler Phillip Bedall, der Klimaaktivistin Dorothee Häußermann und der Journalistin Seyda Kurt darüber, was Klimagerechtigkeit bedeutet. Zwei Vertreter des Netzwerks Ökonomik sprechen mit Otto Scharmer, einem Professor des Massachusetts Institute of Technology über Postwachstum und Grünes Wachstum.
Außerdem gibt es an jedem Tag des Sommerkongresses Workshop-Phasen mit ganz unterschiedlichen Themen. Sie sollen den Schüler*innen bei der praktischen Arbeit von »Fridays for Future« helfen, etwa wenn es darum geht, eine gute Rede zu halten oder eine ansprechende Pressemitteilung zu verfassen. Andere Workshops befassen sich mit der Veränderung im Kleinen. So beschäftigt sich einer mit der Frage: »Kann auch auf meiner Schule eine Solarstromanlage realisiert werden?« In anderen Veranstaltungen werden die wissenschaftlichen Grundlagen zum Klimawandel vermittelt: »Gerät das Klima aus den Fugen? Wie warm wäre der Planet ohne Treibhausgase? Wäre ein Wüstenplanet kälter oder wärmer als die Erde?« Der Workshop klärt diese Fragen anhand von physikalischen Hintergründen.
»Fridays for Future« wäre aber nicht »Fridays for Future«, wenn es nicht auch eine Aktion gäbe: Geplant ist eine Demonstration am Freitag. Anschließend wollen die Aktivist*innen »in Kleingruppen an verschiedenen Orten der Innenstadt kreative Aktionen machen«. An passenden Orten dürfte es in Dortmund dafür nicht mangeln. Schließlich ist die Stadt der größte kommunale Anleger des Energiekonzerns RWE, der einen repräsentativen Büroturm direkt in der Dortmunder Innenstadt unterhält.
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