Dossier
„
Spätestens
in 2018 soll die libysche Küstenwache alle Geflüchteten vor der eigenen
Küste abfangen und in Lager nach Libyen zurückbringen. Hier zeigt sich
die brutale Migrationspolitik der Europäischen Union, denn in Libyen
werden die Migranten misshandelt, vergewaltigt, gefoltert und
umgebracht. Auch auf See werden vom libyschen Militär Straftaten
begangen. Deren Verfolgung ist ausweislich einer Antwort des Auswärtigen
Amtes unmöglich“, kritisiert der europapolitische Sprecher der
Linksfraktion Andrej Hunko zu entsprechenden Stellungnahmen des
Auswärtigen Amtes. In zwei Kleinen Anfragen hat sich die Linksfraktion
zur Verfolgung von Straftaten der libyschen Küstenwache und möglichen
Verstößen gegen das Zurückweisungsprinzip („Non refoulment“) erkundigt.
Aus Sicht der Fragesteller ist es kriminell, wenn private
Rettungsorganisationen Geflüchtete retten, die libysche Küstenwache
diese dann aber mit Waffengewalt auf ihr eigenes Boot zwingt und nach
Libyen bringt. (…) „Nach Tunesien und Ägypten wird jetzt Libyen zum
weiteren Türsteher der Europäischen Union aufgebaut. Hierzu soll die
Truppe Überwachungsdaten von den EU-Missionen im zentralen Mittelmeer
erhalten. Als Scharnier für den Datentausch finanziert die Europäische
Kommission ein militärisches Lagezentrum in Tripolis, das derzeit von
Italien errichtet wird. Schließlich soll Libyen offiziell eine
Seenotrettungszone benennen und seine Zuständigkeit hierfür erklären.
Damit sollen die Fluchten aus dem Bürgerkriegsland auf Null zurückgehen…”
Pressemitteilung von Andrej Hunko vom 25. Juli 2017 , dort auch die erwähnten Anfragen. Siehe in dem Zusammenhang auch unser
Dossier: Italienische Flüchtlingspolitik und hier zu Libyen:
- Festnahmen nach Ankunft des gekapertens Handelsschiffes in
Malta: „Selbstverteidigung gegen tödliche Grenzpolitik ist keine
Piraterie“
“Auf dem Mittelmeer haben Flüchtlinge nach ihrer Rettung offenbar
ein Schiff zum Kurs auf Malta gezwungen. Nach Libyen wollten sie nicht
zurück. Nun sind sie an Land, aber einige in Handschellen. Ein von
Flüchtlingen vor der libyschen Küste gekapertes Handelsschiff hat am
Donnerstag den Hafen von Malta erreicht. Der Tanker sei von der
maltesischen Marine eskortiert worden, nachdem zuvor zeitweise gerettete
Flüchtlinge die Kontrolle an Bord der „El Hiblu 1“ übernommen hatten,
wie die maltesische Tageszeitung „Times of Malta“ berichtete. Die 108
Flüchtlinge, darunter 12 Kinder und 19 Frauen, durften den Angaben
zufolge in der Hauptstadt Valletta von Bord gehen. Einige küssten beim
Verlassen des Schiffs den Boden. Vier der Männer wurden nach ihrer
Ankunft in Malta festgenommen. Als Flüchtlinge die Kontrolle über das
Schiff übernommen hatten, kamen laut der Zeitung keine Waffen zum
Einsatz. Die Besatzung sei jedoch in der Minderheit gewesen. Sie habe
daher den Eindruck gehabt, keine andere Wahl zu haben, als den
Anweisungen der Flüchtlinge Folge zu leisten. Der italienische
Innenminister Matteo Salvini schloss eine Aufnahme der Migranten aus. Er
sprach von einem Fall organisierten Verbrechens und von einem „Akt der
Piraterie“. Die deutsche Seenotrettungsorganisation Sea-Watch
dagegen kritisierte die Kriminalisierung der Flüchtlinge.
„Selbstverteidigung gegen eine tödliche europäische Grenzpolitik ist
keine Piraterie“, betonte die Hilfsorganisation. Die Geretteten hätten
die Kontrolle über das Schiff übernommen, um einer Rückführung nach
Libyen zu entgehen, wo ihnen Folter und unrechtmäßige Haft drohten. Der
Tanker sei im Begriff gewesen, eine völkerrechtswidrige Rückführung nach
Libyen zu starten…” Beitrag vom 29. März 2019 beim Migazin
- Der menschenverachtende Deal der EU mit Libyen
“12.748 Menschen starben zwischen 1. Januar 2015 und 31. Dezember
2018 im zentralen Mittelmeer. Und was macht Europa? Zivile Seenotrettung
verhindern und weiter mit der »libyschen Küstenwache« zusammenarbeiten,
damit diese Bootsflüchtlinge abfangen und in die Folterlager Libyens
zurückschaffen kann. Die EU rüstet weiter die sogenannte »libysche
Küstenwache« –Milizionäre, Menschenschmuggler und Menschenhändler – aus.
In 2017 und 2018 hat die »libysche Küstenwache« mehr als 30.000
Bootsflüchtlinge auf dem Meer aufgegriffen. Im Rahmen ihrer Patrouillen
und »Rettungseinsätze« wendet sie Gewalt gegen Männer, Frauen und Kinder
an, zwingt die Betroffenen auf ihre Schiffe und bringt sie zurück nach
Libyen. Wiederholt haben libysche Einheiten zivile Seenotretter*innen
mit dem Tode bedroht und deren Schiffe beschossen. »Die Küstenwache
besteht aus unterschiedlichen Warlords, die sich den Namen »Küstenwache«
gegeben haben, um Geld von Europa zu kriegen«, sagt Nicole Hirt,
Wissenschaftlerin am GIGA Institut für Afrika-Studien in Hamburg. »Sie
sind selbst in Menschenschmuggel involviert, retten die Flüchtlinge
also, damit sie verkauft werden.« Ungeachtet all dieser Verbrechen wird
die »libysche Küstenwache« weiterhin von der EU hofiert, ausgebildet und
finanziell unterstützt. (…) Die EU versucht, die Verletzung des
Refoulement-Verbots durch Delegieren an ihre libyschen Stellvertreter zu
umgehen. Auch diese »Pull-Backs« – das Abfangen und gewaltsame
Zurückbringen von Flüchtlingsbooten nach Libyen durch die »libysche
Küstenwache« – verletzen internationales Recht. Nach Libyen
zurückgebrachte Bootsflüchtlinge sind systematisch schwersten
Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt. Ein Großteil wird direkt
inhaftiert und unter grausamsten und unwürdigsten Bedingungen in Lagern
und Gefängnissen festgehalten. UN-Berichte dokumentieren Folter,
Vergewaltigungen und außergerichtliche Hinrichtungen. (Zur aktuellen
Studie des Women Refugee Centre über sexuelle Gewalt gegen männliche
Geflüchtete in Libyen geht es hier.) Salah Marghani, ehemaliger
Justizminister in der libyschen Nachbürgerkriegsregierung stuft die
Rückführungen von Flüchtlingen und Migrant*innen als völkerrechtswidrig
ein. »Libyen ist kein sicherer Ort. Sie werden Opfer von Mord werden.
Sie werden gefoltert werden. Das ist dokumentiert … Und Europa weiß es.«…” Meldung vom 26.03.2019 bei Pro Asyl
- Libyen: Unmenschliche Bedingungen in Internierungslager in
Tripolis – Mangelernährte Menschen auf engstem Raum zusammengepfercht
“Fast ein Viertel der Flüchtlinge und Migranten im
Internierungslager Sabaa in Tripolis sind akut mangelernährt oder
untergewichtig. Das ist das Ergebnis eines Berichts von Ärzte ohne
Grenzen, für den die Teams zweimal alle Gefangenen auf Mangelernährung
untersucht haben. Die Inhaftierten berichten, sie bekämen oft tagelang
kein Essen. In dem Internierungslager der libyschen Einheitsregierung,
die von der EU unterstützt wird, werden derzeit mehr als 300 Menschen
willkürlich festgehalten, darunter mehr als 100 Kinder und Jugendliche.
Einige der Gefangenen waren in einem kleinen Raum zusammengepfercht
worden, in dem jede Person weniger als einen Quadratmeter Platz hatte.
Ärzte ohne Grenzen fordert die libyschen Behörden und die internationale
Gemeinschaft auf, die unmenschlichen und krankmachenden Bedingungen in
den libyschen Haftanstalten umgehend zu beenden…” Pressemitteilung vom 21. März 2019 von und bei Ärzte ohne Grenzen
- Libyen soll für die EU Menschen im Mittelmeer retten – doch die Küstenwache geht nicht ans Telefon
“Wir veröffentlichen Funkmitschnitte und einen geheimen Bericht, die
belegen: Wer im Mittelmeer auf die Hilfe der Libyer hofft, ist häufig
verloren. Die von der EU aufgebaute libysche Küstenwache ist in
Notfällen für Seenotretter nicht erreichbar. Recherchen von BuzzFeed
News zeigen, dass auf den offiziellen Rufnummern so gut wie nie jemand
antwortet. Die Libyer sprechen zudem kein Englisch. Beides ist ein
klarer Verstoß gegen internationale Vorgaben. Darin werden sowohl eine
24-Stunden-Verfügbarkeit als auch Englisch-sprechendes Personal
vorgeschrieben. BuzzFeed News liegen insgesamt fünf Nummern vor, die von
libyschen Behörden als Kontaktnummern für Seenotrettungen angegeben
wurden. Zwei davon sind in der Datenbank der Internationalen
Seeschifffahrts-Organisation der Vereinten Nationen (IMO) für
Seenotrettungen hinterlegt. Dort ist für Tripolis auch von einem
24-Stunden-Betrieb die Rede. Ein Reporter von BuzzFeed News hat an drei
verschiedenen Tagen und zu sechs verschiedenen Uhrzeiten versucht, diese
Nummern zu erreichen. Von diesen 30 Kontaktversuchen scheiterten 29,
weil der Anruf nicht beantwortet wurde. Unter den Nummern, auf denen
niemand zu erreichen war, waren auch jene beiden Nummern, die in der
internationalen Datenbank für Seenotfälle eingetragen sind…” Beitrag von Marcus Engert vom 15. März 2019 bei BuzzFeed News Deutschland
- Tod im Mittelmeer: Diese fragwürdigen Typen halten der EU Geflüchtete vom Hals
“Im Herbst 2017 greift die libysche Küstenwache Ertrinkende und
Seenotretter an, ein Video des Vorfalls sorgt international für
Aufsehen. VICE hat mit den libyschen Seeleuten gesprochen. Als die
Ertrinkenden versuchen, sich mit letzter Kraft auf das Schiff zu retten,
guckt Ibrahim auf sein iPhone. Mit ernster Miene steht er an der Reling
und filmt, wie ein Schlauchboot vor ihm im Meer versinkt. Wie
Geflüchtete über Köpfe und Körper hinweg klettern, sich retten wollen
und doch wieder zurück ins Wasser fallen. Das weiße Gummiboot, das sie
nach Europa bringen sollte, kentert schon 30 Seemeilen vor der libyschen
Hauptstadt Tripolis. Mindestens 20 sterben am 6. November 2017.
Geflüchtete, deren Hoffnung auf ein besseres Leben auf den Grund des
Mittelmeers sinkt. Was in diesen Stunden auf offener See passiert, filmt
die Crew des anrückenden Rettungsschiffes Sea-Watch 3. Die New York
Times hat die Ereignisse in einem 15-minütigen Kurzfilm aufgearbeitet,
eine Katastrophe im Schnelldurchlauf. Nachdem ich mir “It’s an Act of
Murder” angeschaut habe, sitze ich fassungslos vor dem Laptop. Das
Verhalten der libyschen Küstenwache, deren eigentliche Aufgabe es ist,
die Ertrinkenden aus dem Wasser zu ziehen, macht mich rasend. Wie die
Libyer mit einem alten Militärschiff, das für die Rettung von Menschen
völlig ungeeignet ist, auf das Gummiboot zusteuern. Wie sie Geflüchtete
mit einem Tau schlagen und die Seenotretter attackieren. Weil mich die
Videoaufnahmen nicht loslassen, klemme ich mich hinter meinen Rechner.
Einen Monat später bin ich mit achtzehn Personen auf Facebook
befreundet, die ich der Besatzung des Schiffs der libyschen Küstenwache
oder ihrem Umfeld zuordne. Mit “Ibrahim”, der nicht nur am 6. November
das Handy drauf hält. Auf seinem Facebook-Profil lädt er Bilder
ertrunkener Kinder hoch. Mit “Aziz”, der die Seenotretter angriff und
mir eine absurde Ausrede für sein Verhalten auftischen will. Und mit
“Ahmed”, der in einem Post den Terror des Islamischen Staates in Paris
feiert. (…) Im Mai 2018 haben 17 Überlebende am Europäischen
Menschenrechtsgerichtshof Klage gegen den Staat Italien eingereicht.
Sea-Watch gehört zu den Organisationen, die sie dabei unterstützen.” Reportage von Paul Schwenn vom 7. März 2019 bei Vice.com mit vielen Fotos und Videos
- Flüchtlingsprotest in libyschem Lager: Mit brutaler Gewalt beantwortet
„Zustände in Lagern wie Triq al-Sikka
sind ein Beleg dafür, dass es in Libyen keinen “sicheren Hafen” gibt,
da gerettete Menschen dort in lebensgefährliche Situationen geraten. Das
Lager in der Hauptstadt Tripolis ist schon seit längerem berüchtigt; im
September 2017 bezeichnete es ein BBC-Bericht als “Hölle” .
Daran hat sich nichts Wesentliches geändert, wie aktuelle Berichte
zeigen. Vergangene Woche kam es nach dem Besuch des niederländischen
Botschafters am Dienstag zu Protesten im Lager Triq al-Sikka ,
in deren Folge eine Hundertschaft Polizisten herbeikommandiert wurde,
die auf Migranten einprügelten, bis sie ohnmächtig wurden. Mehrere
Migranten wurden nach den Protesten in andere Lager verbracht, was auch
als Spurenverwischen interpretiert werden kann. Denn im Zusammenhang mit
der publik gewordenen Gewaltanwendung, die gestern von
Hilfsorganisationen scharf gebrandmarkt wurde, wurde die Öffentlichkeit
erneut auf unmenschlich harte Zustände aufmerksam gemacht. So werden
festgehaltene Migranten in Kellerzellen gebracht, wo sie tage- oder
möglicherweise gar wochenlang ohne Licht und schlecht versorgt ausharren
müssen. Auch gibt es immer wieder Berichte von Folterungen…“ – aus dem Beitrag „Libyen: Migranten protestieren gegen Zustände im Lager“ von Thomas Pany am 06. März 2019 bei telepolis ,
worin das EU-finanzierte und geförderte Wirken der libyschen „Behörde
zur Bekämpfung der illegalen Migration“ ausführlich dargestellt wird…
Siehe dazu auch eine weitere aktuelle Meldung:
- Bundesregierung bestätigt: Libysche Behörden für Seenotrettung gar nicht erreichbar
“„Jede weitere Ausbildung der sogenannten ‚Küstenwache‘ in Libyen
geht am Problem vorbei und dient lediglich dazu, die Truppe als
Türsteher der Europäischen Union aufzubauen. Laut dem Auswärtigen Amt
sei den Besatzungen das Menschen- und Völkerrecht, die Seenotrettung und
die Nutzung maritimer Kommunikationskanäle erklärt worden. Angewandt
werden die Kenntnisse aber nicht, die Einsätze der Libyer verlaufen
weiterhin unprofessionell, brutal und häufig tödlich. Die Zusammenarbeit
mit dieser Truppe muss deshalb beendet werden“, fordert der
europapolitische Sprecher der Linksfraktion im Bundestag, Andrej Hunko.
Die Bundesregierung bestätigt „Schwierigkeiten bei der elektronischen
oder telefonischen Erreichbarkeit“ der libyschen „Küstenwache“. Das
gleiche gelte „hinsichtlich sprachlicher Kommunikationshindernisse“. Für
derartige Probleme hat die EU-Militärmission EUNAVFOR MED einen
„Monitoring-Mechanismus“ gestartet, mit dem Einsätze zur Seenotrettung
evaluiert werden sollen. „Dieser ‚Monitoring-Mechanismus‘ als
Kommunikationskanal mit Libyen war im ganzen Sommer ausgesetzt, erfahren
wir jetzt. Das war jene kritische Zeit, wo es Hunderte Tote im
Mittelmeer gab, weil die NGO-Schiffe in Italien und Malta festgesetzt
waren. Das belegt, dass die libysche ‚Küstenwache‘ kein verlässlicher
Partner bei der Seenotrettung sein kann…” Pressemitteilung vom 20. Februar 2019 von und bei Andrej Hunko , dort auch die Antwort auf die Kleine Anfrage „Anschluss der sogenannten libyschen Küstenwache an EU-Informationssysteme”
- Hilfsorganisationen: Beendet die Flüchtlings-Kooperation mit Libyen! Libyen ist für Schutzsuchende die Hölle auf Erden
“… Rund 20 deutsche Hilfsorganisationen haben eindringlich zu einem
Ende der europäischen Kooperation mit der libyschen Küstenwache
aufgerufen. Auch Deutschland dürfe nicht dabei zusehen, wie aus dem
Mittelmeer gerettete Menschen in Folterlager zurückgeschleppt würden,
hieß es in dem Appell vom Montag, den unter anderem „Brot für die Welt“,
Pro Asyl, Misereor, Acat und medico international unterzeichnet haben.
Bundestag und Bundesregierung müssten sich zudem für die sofortige
Schließung der libyschen Flüchtlingshaftlager einsetzen. In den
vergangenen zwei Jahren habe die libysche Küstenwache mehr als 30.000
Flüchtlinge und Migranten auf dem Meer aufgegriffen und nach Libyen
zurückführt. Dort würden Menschen aber unter grausamsten und
unwürdigsten Bedingungen in Lagern und Gefängnissen festgehalten,
protestierten die Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen. Für die
Gefangenen sei dies die Hölle auf Erden. (…) „Ärzte ohne Grenzen“ hat
den Rücktransport von Bootsflüchtlingen vom Mittelmeer nach Libyen
bereits vergangene Woche Mittwoch als völkerrechtswidrig kritisiert.
„Die EU-Staaten inklusive Deutschlands zwingen Männer, Frauen und Kinder
zurück in einen Kreislauf von Missbrauch und Gewalt“, sagte Florian
Westphal, Geschäftsführer von „Ärzte ohne Grenzen“ in Deutschland. Statt
für ausreichend Seenotrettung zu sorgen, ziehe sich die Bundesregierung
sogar aus der EU-Operation „Sophia“ zurück, die zuletzt ohnehin kaum
noch Menschen gerettet habe. Westphal: „Europa lässt Schutzsuchende
ertrinken und zwingt die Überlebenden in akute Gefahr.“ In den Lagern um
Misrata und Choms befänden sich 930 Menschen, darunter Schwangere,
Kleinkinder und Babys…” Bericht vom 29. Januar 2019 von und bei Migazin und der Appell bei medico international
- EU-Kooperation mit Libyen: Wie lange noch?
“Die Kooperation zwischen EU und sogenannter libyscher Küstenwache
ist untragbar. Das muss auch die Bundesregierung endlich verstehen. Wie
lange noch? Die Abgeordneten des Menschenrechts- und des Auswärtigen
Ausschusses im Bundestag dürfen ihre Augen nicht verschließen: Die
Kooperation zwischen EU und sogenannter libyscher Küstenwache ist
untragbar. Da werden Flüchtende in Lager zurückgeschleppt und
Zehntausende leiden. UNHCR und Human Rights Watch sprechen von Folter,
Vergewaltigungen und Hinrichtungen, von Menschenhandel, Sklaverei und
Zwangsarbeit. Kurz: Libyen ist kein sicherer Ort…” Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff am 280.1.2019 beim Tagesspiegel online
- Verbrecher und ihre Mitwisser. Systematische Verletzung von
Menschenrechten: Interner Lagebericht des Auswärtigen Amtes entlarvt
deutsche und europäische Kooperation mit Libyen
“In regelmäßigen Abständen verfasst das Auswärtige Amt (AA) interne
Länderberichte. Ein solcher, mit Fokus auf die »asyl- und
abschiebungsrelevante Lage in Libyen«, liegt junge Welt nun vor. Das als
»Verschlusssache – nur für den Dienstgebrauch« eingestufte Dokument
soll die Öffentlichkeit nicht erreichen, wohl auch, weil die in ihm
enthaltenen Einschätzungen die Kooperation der Europäischen Union und
der Bundesrepublik auf dem Gebiet der Migrationspolitik in keinem guten
Licht erscheinen lassen. Das Papier mit Stand Juni 2018 zeichnet ein
dramatisches Bild der Lage in jenem nordafrikanischen Land, dem Berlin
und Brüssel eine Schlüsselrolle bei der Verhinderung von
Migrationsbewegungen nach Europa zuschreiben. (…) Das libysche
Staatswesen funktioniere »nur sehr eingeschränkt«, einen verbindlichen
Rechtsrahmen gebe es nicht, Menschenrechtsverletzungen »sind in Libyen
an der Tagesordnung«, bilanziert das Papier des AA. »Weder der
Präsidialrat und die Einheitsregierung noch ihre Herausforderer üben
effektive Kontrolle über die Vielzahl der bewaffneten Gruppen aus«, weiß
man in Berlin. Und noch deutlicher: »Aufgrund der fragmentierten und
nicht gesamtstaatlich kontrollierten Sicherheitslage ist es in Libyen
kaum möglich, zwischen staatlicher Repression und Repressionen Dritter
zu unterscheiden.« Folter, Entführungen, Morde seien auf allen Seiten zu
finden. (…) All das allerdings scheint nun weder die Bundesregierung
noch die Europäische Union davon abzuhalten, in Sachen
»Flüchtlingsabwehr« Kooperationen mit Libyen einzugehen. Anfang Oktober
bekundete EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos auf eine Anfrage der
Linksfraktion im Europaparlament, dass die Unterstützung der »libyschen
Küstenwache« weiter ausgebaut werden soll – und das, obwohl völlig
unklar ist, welchem Warlord diese als korrupt verrufene Truppe überhaupt
untersteht…” Artikel von Peter Schaber in der jungen Welt vom 14.12.2018
- Das Geschäft mit den Flüchtlingen: Endstation Libyen
“Wenn sie aufgegeben haben, besteigen sie die Flugzeuge. Die
Internationale Organisation für Migration (IOM) transportiert
verzweifelte Flüchtlinge und Migranten zurück in ihre Heimatländer – den
Senegal, Niger oder Nigeria. Es ist die Rettung vor dem sicheren Tod
und gleichzeitig ein Flug zurück in die Hoffnungslosigkeit. Für die
Menschen, die Tausende Kilometer nach Libyen gereist sind, um nach
Europa überzusetzen, wird die EU-Grenzsicherung zunehmend zur Falle.
Denn die Schleuser in Libyen haben ihr Geschäftsmodell geändert: Nun
verhindern sie die Überfahrt, kassieren dafür von der EU und verkaufen
die Migranten als Sklaven. Die Rückkehrer sind die einzigen Zeugen der
Sklaverei. Alexander Bühler hat sich ihre Geschichten erzählen lassen…” Radiofeature von Alexander Bühler beim Deutschlandfunk vom 11. Dezember 2018 (Audiolänge: 44 Min.)
- Libyer stürmen Containerschiff. Flüchtlinge wollten aus Angst Schiff nicht verlassen
“Libysche Sicherheitskräfte haben das Containerschiff »Nivin« im
Hafen der Küstenstadt Misrata gestürmt. Zehn Tage lang hatten sich auf
dem Mittelmeer gerettete Flüchtlinge geweigert, das unter der Flagge von
Panama fahrende Schiff zu verlassen. Die 92 Schutzsuchenden fürchteten,
in libyscher Haft erneut Opfer von Misshandlungen zu werden. Viele der
Eritreer, Sudanesen, Bangladeschis und Äthiopier hatten nach eigenen
Angaben bis zu einem Jahr in libyschen Gefängnissen verbracht. Dort
hätten sie Folter und Zwangsarbeit erlitten. Die Einheiten des
lnnenministeriums schossen nach Angaben der Hilfsorganisation Roter
Halbmond mit Gummigeschossen auf die mit Stangen bewaffneten
Flüchtlinge. Zehn verletzte Schutzsuchende wurden in ein Krankenhaus in
Misrata gebracht. Die Restlichen wurden wie die eher von Bord gegangenen
29 Minderjährigen in ein Flüchtlingslager gebracht. Der Einsatz dauerte
mehr als zwei Stunden, auch weil viele Menschen wegen ihrer schlechten
Verfassung von Bord getragen werden mussten. Die Helfer des Roten
Halbmonds versorgten mehrere leicht Verletzte. (…) Amnesty International
rief die Regierungen der EU wie auch von Panama auf, für die
Flüchtlinge der »Nivin« eine Lösung zu finden.” Beitrag von Mirco Keilberth bei neues Deutschland vom 21. November 2018
- Schiff vor Libyens Küste: Gerettete wollen nicht an Land, sie befürchten, erneut in libysche Lager geschickt zu werden
“77 Migranten weigern sich, ein Containerschiff zu verlassen, dessen
Besatzung mehr als 90 Schiffbrüchige am vergangenen Freitag auf dem
Mittelmeer gerettet hat. Die unter libyscher Flagge fahrende „Nivi“ war
auf dem Weg von der libyschen Hafenstadt Misrata in die Türkei, als sie
ein Funkspruch von der Seenotrettungszentrale in Rom erreichte. Das
Schiff liegt nun wieder im Hafen von Misrata. Mit einem
Satellitentelefon hatten die Migranten einen Wassereinbruch sowie einen
Motorschaden ihres Schlauchbootes gemeldet. Menschenhändler hatten das
seeuntüchtige Gummiboot ohne ausreichend Wasser und Proviant Richtung
Sizilien geschickt, berichteten Gerettete der taz am Telefon. Nach der
Rückkehr der „Nivi“ nach Misrata weigerten sich die Schiffbrüchigen, das
Schiff zu verlassen. „Wir haben Angst, in die Gefängnisse
zurückzukehren, in denen viele von uns gefoltert und sexuell missbraucht
wurden oder Zwangsarbeit leisten mussten“, berichtete ein 30-jähriger
Mann aus Eritrea der taz am Donnerstag, der anonym bleiben wollte. Laut
Julien Raikman, Koordinator der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen,
befinden sich 28 Minderjährige sowie zwei Schwerverletzte an Bord der
„Nivi“. Mitarbeiter der Organisation konnten 60 Migranten medizinisch
untersuchen und befragen. Es ist bislang jedoch nicht gelungen, die
Verletzten mit Hautverbrennungen in Krankenhäuser zu bringen. Das
Gemisch von Salzwasser und auslaufendem Benzin und Öl aus den Kanistern
der Schlauchboote führt regelmäßig zu schweren Verbrennungen und
Verätzungen von Bootsinsassen…” Artikel von Mirco Keilberth vom 15.11.2018 in der taz online
- Flüchtlinge in Libyen: Retter und Beobachter unerwünscht
“Europa tut gerade alles dafür, keinen einzigen Flüchtling mehr an
Land kommen zu lassen. Und dafür ist jetzt jedes Mittel Recht. Auch wenn
es Unrecht ist. Das gilt nicht nur für die Türkei, sondern für das
gesamte Mittelmeer. Dort ist jetzt dem letzten privaten
Seenotrettungsschiff die Zulassung entzogen worden. Mit einer
offensichtlich rechtswidrigen Begründung. Aber Recht scheint für die
europäischen Staaten schon lange kein Kriterium mehr zu sein, wenn es
nur darum geht, die lästigen Flüchtlingshelfer endlich loszuwerden. Und
damit auch die letzten unabhängigen Augenzeugen eines Unrechts, das zum
Himmel schreit. (…) Dabei ist sich die Bundesregierung über die
Menschenrechtsverletzungen in Libyen bewusst. Auf eine „Kleine Anfrage“
antwortet sie, man habe Kenntnis von „inoffiziellen ‚detention
centers‘“. Dass es bei „Einsätzen der libyschen Küstenwache […] zu
Anwendung von Gewalt“ kommt. Und es „Zusammenarbeit von Angehörigen der
libyschen Küstenwache mit Angehörigen von Strukturen der Organisierten
Kriminalität“ gibt. Doch diese Antworten wurden als “Verschlusssache”
eingestuft, sollten geheim gehalten werden. Begründung: Zitat: „Aus
Gründen des Staatswohls […], da eine Offenlegung für die Sicherheit und
die Interessen der Bundesrepublik Deutschland nachteilig sein kann.“ Die
Wirklichkeit – unter Verschluss, aus Gründen des Staatswohls…” Bericht von Shafagh Laghai und Steen Thorsson vom 27. September 2018 bei Monitor (Videolänge: 7:28 Min., in der ARD-Mediathek abrufbar bis zum 27. September 2019)
- [14.September 2018] Proteste in sechs europäischen Ländern:
Erst recht wegen des Milizenkriegs Schluss machen mit dem Lagerterror
gegen MigrantInnen in Libyen – sofortige Evakuierung in sichere
Drittländer
„Morgen, Freitag, den 14. September, finden Sit-ins
und Aktionen statt, die vom internationalen Netzwerk eritreischer
Migrant*innen ins Leben gerufen wurden, um die Inhaftierung, Folterung
und Aussetzung jeglicher Art von Legalisierung von Migrant*innen, die in
den libyschen Lagern gefangen sind, zu verurteilen. Die Situation hat
sich in den letzten Wochen durch den bewaffneten Konflikt verschärft und
gefährdet noch mehr das Leben der Hunderttausenden von afrikanischen
und nicht-afrikanischen Migrant*innen, die daran gehindert werden,
Libyen zu verlassen und Asyl zu suchen. Die eritreischen Migrant*innen
fordern die sofortige Evakuierung aller Migrant*innen aus Libyen und
eine rasche und direkte Umsiedlung in sichere Drittländer. Sie
verurteilen die Zusammenarbeit der EU-Institutionen, der Mitgliedstaaten
und Libyens bei einer Politik, die selbst die grundlegendsten
Menschenrechte missachtet, wobei die Inspektionen des UNHCR durch den
Ausbruch des bewaffneten Konflikts ernsthaft verhindert werden und im
Allgemeinen nicht in der Lage sind, eine hochinformelle, chaotische und
zunehmend dramatische Situation wirklich zu kontrollieren. Aber die UNO
war nicht in der Lage, zu verhindern, dass Migrant*innen wie Sklaven auf
öffentlichen Märkten verkauft werden, und es ist keiner Inspektion
gelungen, die systematische Zusammenarbeit zwischen libyschen Offizieren
und Menschenhändlern, die Vergewaltigungen, die Folterungen,
Missbrauch, die Entführungen durch Menschenhändler und die willkürlichen
Inhaftierungen durch die Polizei zu zerschlagen“ – das ist das Vorwort der Transnational Social Strike Platform vom 13. September 2018 zum Aufruf „14/09: Strike the borders. Against the silent massacre of migrants in Lybia“
bei Fratzebuch mit dem Proteste in Mailand, Bologna, Genf, London, Den
Haag, Stockholm und Berlin am heutigen Freitag, 14.9 organisiert werden
sollen.
- SOS Mediterranee und Ärzte ohne Grenzen fordern von EU-Staaten rasche Zuweisung eines sicheren Hafens
“Am 10. August rettete die Crew der Aquarius 25 Menschen, die auf
einem Holzboot trieben. In einer zweiten Rettung konnten 116 weitere
Menschen gerettet werden, darunter 67 unbegleitete Minderjährige. (…)
Während der Rettungsaktionen hat die Crew der Aquarius alle zuständigen
staatlichen Behörden informiert, darunter die Seenotrettungszentralen
von Italien, Malta und Tunesien und das libysche „Joint Rescue
Coordination Center“ (JRCC), welches bestätigte, es sei die
Koordinierungsstelle für die Rettungen. Das libysche JRCC informierte
die Crew der Aquarius, es werde ihr keinen sicheren Hafen für die
Geretteten zuweisen und wies sie an, bei einer anderen
Seenotrettungszentrale danach zu fragen. Libyen selbst kann in keinem
Fall als sicherer Ort gelten. Menschen, die in internationalen Gewässern
gerettet werden, dürfen nicht nach Libyen zurückgebracht werden,
sondern müssen gemäß Völker- und Seerecht an einen sicheren Ort gebracht
werden. Die Aquarius fährt nun nach Norden, um von einer anderen
Seenotrettungszentrale einen nahe gelegenen sicheren Hafen zugewiesen zu
bekommen. (…) „Die Bundesregierung trägt durch ihre aktive
Unterstützung der so genannten libyschen Küstenwache dazu bei, dass
Menschen in einem unmenschlichen System von Ausbeutung und Gewalt in
Libyen gefangen bleiben. Zu Tausenden werden Menschen mit
EU-Unterstützung nach Libyen zurückgebracht, oder sie haben gar nicht
die Möglichkeit, von dort zu fliehen“, sagt Philipp Frisch von Ärzte
ohne Grenzen in Deutschland. „Die Bundesregierung muss zumindest auf
ihre europäischen Partner einwirken, ihre Häfen für die aus Seenot
geretteten Menschen zu öffnen, und auch ihre eigene Bereitschaft zur
Aufnahme der Geflüchteten bekunden. Wir erwarten, dass sich die
Bundesregierung ihrer humanitären Verantwortung wieder bewusst wird und
endlich anfängt, sich entschlossen gegen die Kriminalisierung von Flucht
und humanitärer Hilfe zu positionieren.“ …” Pressemitteilung vom 12.8.2018 bei Ärzte ohne Grenzen
- Aufstand in libyschem Lager: Der alltägliche Terror der EU-Partner ruft Widerstand hervor
„Die Menschen in den Lagern führen ihren Kampf für die Freiheit
dennoch weiter. Am Sonntag (05.08.18) brach im Internierungslager von
Tarek al Matar, in dem momentan ungefähr 1 800 Menschen eingesperrt
sind, eine Revolte aus. Die Nachricht des Protests und der blutigen
Niederschlagung wurde von in Italien lebenden Eritreern verbreitet, die
in Kontakt mit Menschen im Lager stehen. Nachfolgend einige Auszüge aus
dem einzigen in Italien veröffentlichen Medienartikel über das
Geschehene. „Die in den letzten Monaten aufgestaute Spannung ist am
Sonntag im überfüllten libyschen Internierungslager Sharie (oder Tarek)
al Matar, einem Aussenbezirk von Tripolis, explodiert. Die Verzweiflung
und der Protest der Gefangenen über die von allen Beobachtern als
unmenschlich beschriebenen Haftbedingungen und gegen die Überweisung in
andere Lager aus Angst, an Menschenhändler verkauft zu werden, führte zu
Auseinandersetzungen mit den Wärtern und drei Verletzten. Eine Angst,
die durch das Verschwinden von 20 Gefangenen und 65 Frauen mit Kindern
in den vergangenen Tagen ausgelöst wurde, was von den Libyern mit der
Entlastung der überfüllten Struktur gerechtfertigt wurde…“ – aus dem Beitrag „Libyen: Revolte im Lager von Tarek al Matar“ am 09. August 2018 bei Aus dem Herzen der Festung , worin auch die ganz konkreten Anlässe der Widerstandsaktionen berichtet werden.
- Migranten von Libyen nach Italien: “Es kommt keiner mehr durch”
“Nach aktuellen Zahlen hat die neue italienische Regierung eines
ihrer Ziele erreicht. Dem gegenüber steht, dass die Zahl der Vermissten
und Toten im Mittelmeer steigt. Ausgeblendet wird die Härte der Lager in
Libyen (…) Zweite Hälfte Juli 2018: “0 Prozent” sollen es nach Europa
geschafft haben. Vor ein paar Tagen, am 2. und 3. August,
veröffentlichte Matteo Villa eine Reihe von Kurznachrichten über die
augenblickliche Situation in Italien. Seine Zusammenfassung lautet:
“Everyone goes back”. Das Verhältnis, das damit überschrieben wird
lautet: Nur 24 Prozent aller Migranten, die von Libyen aus nach Europa
wollten, schafften es im Juli tatsächlich nach Europa. Das sei der
niedrigste Anteil, den man bisher beobachtet habe, “the LOWEST share
ever”. “71 Prozent der Migranten wurden aufgegriffen und nach Libyen
zurückgebracht”, 5,2 Prozent gelten als “vermisst oder tot”, zeigt die
dazu gehörige Grafik. Ab 16. Juli verschiebt sich das Verhältnis sogar
noch deutlicher: 99,5 Prozent der Migranten werden “aufgegriffen und
zurückgebracht”, 0,5 Prozent werden als “vermisst oder tot” registriert
und “0 Prozent” sollen es nach Europa geschafft haben (…) Allerdings ist
wie eine weitere Grafik von Matteo Villa zeigt, die Überfahrt seit Juni
2018 auch deutlich riskanter geworden. “In den letzten beiden Monaten
zählen 6,1 Prozent der Migranten, die von Libyen aus Richtung Europa
aufbrachen, als “vermisst oder tot”. Das sei mehr als das Doppelte des
Durchschnitts von 2,4 Prozent von Januar 2017 bis Mai 2018. (…) Und
Villa macht darauf aufmerksam, dass in dieser Aufreihung die Zahl der
gefangenen Migranten in Libyen ausgeblendet würden. Wie viele es sind,
weiß niemand verlässlich, da es neben den Lagern für illegale Migranten,
die unter offizieller Aufsicht stehen, viele gibt, die von Milizen, die
nicht mit der Regierung in Verbindung stehen, dafür aber mit
Schleppern, kontrolliert werden. Geschätzt wird, dass es mehrere Tausend
sind…” Beitrag von Thomas Pany vom 06. August 2018 bei telepolis
- Dieser Geheimbericht zeigt: Deutschland und die EU wissen von grausamen Menschenrechtsverbrechen in Libyen
“In Libyen werden Flüchtlinge gefoltert, vergewaltigt und für
Organhandel verkauft. Die EU lässt sie trotzdem dorthin bringen. Wir
veröffentlichen hier den gesamten Bericht. Die Bundesregierung und alle
EU-Staaten sind nachweislich über massive Menschenrechtsverstöße in
Libyen informiert. Das belegt ein bislang geheimer Bericht des
Europäischen Auswärtigen Dienstes EEAS, der BuzzFeed News Deutschland
vorliegt. Der Bericht spricht von Folter, Vergewaltigung,
Zwangsprostitution, menschlichem Organhandel und bewaffneten Milizen.
Auch attestiert er Libyen, die Mindestanforderungen internationaler
Vereinbarungen wie der EU-Flüchtlingskonvention nicht einzuhalten…” Beitrag von Marcus Engert vom 31. Juli 2018 bei BuzzFeed News Deutschland
- Retter zeigen libysche Küstenwache an
“Ein Boot mit einer Überlebenden und zwei im Mittelmeer Gestorbenen
ist auf Mallorca angekommen. Sie sollen von der libyschen Küstenwache
zurückgelassen worden sein. (…) Italiens rechte Regierung hatte der NGO
zuvor zwar ebenfalls einen Hafen auf Sizilien zum Anlanden zugewiesen.
Rom wollte sich allerdings nur um die Überlebende, nicht aber um die
Toten der Flucht über das Mittelmeer kümmern. Daraufhin steuerte
Proactiva Spanien an. Hier sei der “Schutz” der Überlebenden
sichergestellt und gewährleistet, dass sie frei aussagen könne, teilte
die Gruppe mit. (…) Italiens rechte Regierung hatte der NGO zuvor zwar
ebenfalls einen Hafen auf Sizilien zum Anlanden zugewiesen. Rom wollte
sich allerdings nur um die Überlebende, nicht aber um die Toten der
Flucht über das Mittelmeer kümmern. Daraufhin steuerte Proactiva Spanien
an. Hier sei der “Schutz” der Überlebenden sichergestellt und
gewährleistet, dass sie frei aussagen könne, teilte die Gruppe mit…” Agenturmeldung vom 21. Juli 2018 bei der Zeit online
- Flüchtlinge in Libyen Das Problem liegt an Land
“Libyens Küstenwache steht in der Kritik – dabei macht die
Marine bei der Abwehr von Migranten im Mittelmeer nur, was die EU von
ihr erwartet. Viel verheerender ist die Lage für die Flüchtlinge an
Land. Die Lage afrikanischer Migranten in Libyen wird immer prekärer.
Kriminelle Gangs, Milizen und Schleuserbanden seien stärker denn je,
warnte in dieser Woche Othman Belbeisi, Chef der Internationalen
Organisation für Migration (IOM) in Libyen, die der Uno unterstellt ist.
Nach Angaben der IOM leben derzeit mehr als 650.000 Migranten in dem
nordafrikanischen Land. Mindestens 9000 von ihnen würden in Lagern
festgehalten. Ihre Zahl hat sich seit Jahresanfang mehr als verdoppelt.
Das liegt daran, dass die libysche Küstenwache in den vergangenen
Monaten mehr Flüchtlingsboote im Mittelmeer gestoppt hat. Ein Großteil
der geretteten Insassen wird anschließend in die Gefangenenlager
gesteckt. Nach Einschätzung von IOM-Chef Belbeisi ist die Internierung
in einem Lager jedoch keinesfalls das schlimmste Schicksal, das
Migranten in Libyen droht. Die größte Gefahr drohe ihnen von bewaffneten
Banden. (…) Die schlechte Wirtschaftslage und die weitgehende
Machtlosigkeit der Regierung führten dazu, dass die Menschenhändler
immer skrupelloser würden, warnt die IOM. Trotzdem setzt die Europäische
Union bei der Lösung der Flüchtlingskrise auf Libyen. In dem Land
sollten Asylzentren errichtet werden, in denen Flüchtlinge unterkommen,
die aus dem Mittelmeer gerettet werden. Doch die zwar weitgehend
machtlose, aber international anerkannte Regierung in Tripolis lehnt
diese Auffanglager kategorisch ab…” Artikel von Christoph Sydow vom 20.07.2018 beim Spiegel online
- Salvini: Libyens Häfen müssen sichere Häfen werden – EU-Einsatz Sophia gestoppt
“In Libyen sollen sich gegenwärtig mehr als 650.000 Migranten
aufhalten, die ohne Visa über die Grenzen gekommen sind und keine
Aufenthaltserlaubnis haben (“illegale Migranten”) (…) Die postulierte
Steigerung der in Libyen festgehaltenen Migranten wird mit einem “Stau”
erklärt, der sich daraus ergibt, dass mehr Migranten als früher von der
Küstenwache zurück nach Libyen gebracht werden – oder gar nicht erst
abfahren. Belbeisi spricht von einer Überbelegung (i.O: “overcrowding”),
die mit “der Politik der Küstenwache zusammenhängt, dass gerettete
Migranten sofort in Haft (i.O. “detention”) kommen. Das Problem, das
damit verbunden ist, heißt, “es gibt keinen sicheren Hafen in Libyen”.
Italien hat nun angefangen, sich des Problems anzunehmen. Erstmal ist es
vor allem PR, die einen guten Willen dokumentiert (…) Die Hilfe wird
von 3 Millionen auf 6 Millionen Euro aufgestockt, die investiert werden
in “bessere medizinische Versorgung, Trinkwasser, Decken, Essen,
Küchenausstattung, verbesserte Ausbildung des Personals, Spielplätze für
Kinder” und auch das ansonsten verfemte Kürzel “NGO” taucht auf dem
Plakat als Signal für eine bessere Welt in den “Migrationszentren” auf.
(…) Wahrscheinlich wird peu à peu eine neue Sprachregelung eingeführt.
Es wäre auf jeden Fall keine große Überraschung, wenn künftig mehr von
“Migrationszentren” statt von Haftanstalten – die sie auch nach den
strengen libyschen Gesetzen zur illegalen Migration sind -, die Rede ist
wie auf dem oben erwähnten Plakat. Aber umso besser, wenn dies durch
die Hilfe untermauert wird, die auf dem Plakat in Aussicht gestellt
wird, wenn die UNHCR mit dabei ist und wie angekündigt NGOs und lokale
Vereinigungen. (…) Wie die Zusammenarbeit zwischen Stämmen,
Menschenschmugglern, Schleusern und Terrorgruppen wie dem IS im
weitläufigen Grenzgebiet zwischen Ägypten und Libyen zeigt, sind die
Verbindungen so, dass die Verbesserung der Verhältnisse eine
Herkulesarbeit ist.” Artikel von Thomas Pany vom 20. Juli 2018 bei telepolis
- Libyen lehnt EU-Flüchtlingszentren ab
“Der Regierungschef Libyens hat die Arbeit seiner Küstenwache gegen
Vorwürfe von Menschenrechtsorganisationen verteidigt.
EU-Flüchtlingszentren lehnte er ab, man werde keine Deals machen, sagte
er. (…) Pläne zur Errichtung von EU-Flüchtlingszentren in Libyen lehnte
al-Sarradsch ab. „Wir sind absolut dagegen, dass Europa ganz offiziell
bei uns illegale Migranten unterbringen will, die man in der EU nicht
haben möchte.“ Seine Regierung werde zu diesem Zweck „keine Deals mit
Geld mit der EU machen“. Er wundere sich sehr darüber, „dass in Europa
mittlerweile niemand mehr Migranten aufnehmen will, aber uns bittet,
hier weitere Hunderttausende aufzunehmen“…” Agenturmeldung vom 20.7.2018 beim Tagesspiegell online
- Tod mit Ansage. Libysche »Küstenwache« überlässt
schiffbrüchige Flüchtlinge ihrem Schicksal. Hilfsorganisation erhebt
schwere Vorwürfe
“Die Rettungsschiffe »Open Arms« und »Astral« der spanischen
Hilfsorganisation Proactiva Open Arms sind auf dem Weg nach Mallorca, wo
sie am Sonnabend anlegen wollen. Das teilte die NGO am Donnerstag über
Twitter mit. An Bord der »Astral« befinden sich eine gerettete Frau
sowie die Leichen einer weiteren Frau und eines Kindes, die ihre Flucht
nicht überlebt haben. Die Retter hatten die drei Personen am Dienstag in
den Trümmern eines Schlauchbootes entdeckt, das etwa 80 Seemeilen (148
Kilometer) vor der Küste Libyens im Meer trieb. Nach Einschätzung der
Besatzung waren sie von der als »libysche Küstenwache« agierenden Miliz,
die von der Europäischen Union unterstützt wird, ihrem Schicksal
überlassen worden. (…) Die Aussagen von Josefa, der geretteten Frau,
scheinen die Vorwürfe der Retter jedoch zu bestätigen. Das italienische
Onlineportal Internazionale zitierte sie mit der Aussage, die Gruppe sei
bereits zwei Tage und zwei Nächte auf hoher See gewesen, als »libysche
Polizisten« gekommen seien: »Sie haben uns geschlagen.« Sie wisse nicht,
was danach geschah. Zudem scheint inzwischen klar zu sein, dass das
Kleinkind erst kurz vor dem Eintreffen der Retter gestorben ist.
Proactiva Open Arms macht deshalb die Blockadepolitik Italiens und
anderer EU-Staaten für dessen Tod mitverantwortlich: Alles sei
blockiert, »aufgrund derselben Diskussionen und derselben Verzögerungen,
die ein namenloses Kind zum Tod verurteilt haben, das nun in einem
weißen Sack im Schiffsbauch ruht.«…” Artikel von André Scheer in der jungen Welt vom 20.07.2018
- Libysche Küstenwache soll Menschen zum Sterben zurückgelassen haben
“Spanische Seenotretter haben im Mittelmeer eine Frau gerettet.
Neben ihr schwammen die Leichen einer weiteren Frau und eines Kindes.
Nun machen die Helfer Libyens Küstenwache schwere Vorwürfe. Die
spanische Hilfsorganisation Proactiva Open Arms wirft der libyschen
Küstenwache unterlassene Hilfeleistung und das Zurücklassen von
Migranten im Mittelmeer vor. Die Seenotretter entdeckten auf dem offenen
Meer eine Überlebende, die sich an die Überreste eines zerstörten
Schlauchboots klammerte, wie sie auf Twitter mitteilten. Neben ihr
fanden sie die Leiche eines Kindes und die einer anderen Frau. Ein Video
dokumentiert die Rettung der Frau am Fundort und die Leichen…” Meldung vom 17.07.2018 bei der Welt online – siehe dazu Berichte, Bilder und Videos von @openarms_fund bei Twitter
- Libyen: Erstickungstod von acht Migranten. UN-Sondergesandter: Der gegenwärtige politische Zustand im Land ist unhaltbar
“Der Erstickungstod von acht Migranten, sechs Kindern und zwei
Erwachsenen, in einem verschlossenen Gefriercontainer bei der libyschen
Küstenort Zuwara ist die jüngste Schockmeldung aus einer ganzen Serie
von Nachrichten und Bildern im Zusammenhang mit der Migration, die sich
in der Öffentlichkeit zu einer Art hysterischem Stresstest von Humanität
und Politik entwickelt hat (siehe: Warum nicht über Seenotrettung
diskutieren?). Laut Reuters wurden 90 Personen aus dem Container
gerettet, allesamt in einem kritischen Zustand. Offenbar wurden sie von
Schleusern in einen Gefriercontainer für den Transport von Fisch und
Fleisch gesteckt, um unentdeckt nach Zuwara zu kommen. Zuwara ist ein
bekannter Ablegeort für Boote, die in Richtung Europa aufbrechen mit der
Aussicht, dass sie entweder von der libyschen Küstenwache aufgegriffen
werden oder weiter draußen von Schiffen der EUNAVFOR MED,
Handelsschiffen oder anderen dort verkehrenden Schiffen, die von der
Seenotrettungsleitzentrale in Rom zur Hilfe geschickt werden oder dass
sie im Meer umkommen. Seetauglich sind die Boote nicht...” Artikel von Thomas Pany vom 17. Juli 2018 bei telepolis
- Völkerrechtler über EU-Flüchtlingspolitik: „Libyen ist nicht sicher“
“Italien dürfe nicht das Ausschiffen von aus Seenot geretteten Flüchtlingen verbieten”, sagt der Bremer Völkerrechtsexperte Andreas Fischer-Lescano in einem Interview von Christian Jakob bei taz online vom 13. Juli 2018 : “…Wenn
diese Art rechtspopulistische Politikverweigerung sich durchsetzt, käme
unter Umständen ein Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof für
Menschenrechte in Frage. Der könnte die sich nun abzeichnende Praxis der
Rettungsleitstelle MRCC in Rom überprüfen, Flüchtlinge an Libyen
abzugeben. (…) Diese Maßnahmen sind staatliche Maßnahmen Italiens. Sie
fallen also unter die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK) und
sie sind problematisch im Hinblick auf das Verbot der
Kollektivausweisung und das Verbot der unmenschlichen Behandlung. Die
rechtlich ungeklärte Frage ist aber, ob zwischen dem MRCC in Rom und den
in Seenot befindlichen Personen eine so enge Rechtsbeziehung besteht,
dass die Anwendung der EMRK ausgelöst wird. Da es aber jeweils um
konkret betroffene Personen geht und die MRCC-Maßnahmen jeweils auf
konkrete Schiffe bezogen sind, dürfte dies der Fall sein. (…)Die
Frontex-Mission Themis unterliegt der Frontexverordnung und der
Seeaußengrenzenverordnung der EU und damit dem einschlägigen
Seevölkerrecht. Dafür hat die Internationale Seeschifffahrtsorganisation
IMO Regeln aufgestellt. Die verlangen, dass aus Seenot gerettete
Flüchtlinge nicht in Länder gebracht werden, in denen ihr Schutz nicht
sichergestellt werden kann. Beide Verordnungen beziehen sich auf diese
völkerrechtlichen Normen. Die Seeaußengrenzen-VO verpflichtet zudem den
jeweiligen Einsatzmitgliedstaat – im Fall der Themis-Mission ist das
Italien – dazu, die Ausschiffung der geretteten Personen auf ihrem
Territorium zu ermöglichen. Sofern Italien den Frontex-Beteiligten die
Ausschiffung verweigert, bricht das Land also EU-Recht.”
- EU finanziert Rauswurf von Seenotrettern im Mittelmeer
“Die Europäische Union beauftragt Italien mit der Einrichtung
mehrerer See-Leitstellen in Libyen. Küstenwache und Seepolizei werden an
europäische Überwachungssysteme angebunden, die Behörden sollen direkt
mit Frontex kommunizieren. Das Projekt kostet 46 Millionen Euro und
beginnt im Juli. Italien ist aber längst mit der libyschen Küstenwache
vernetzt. Medienberichten zufolge soll Libyen seit dieser Woche über
eine offizielle Seenotrettungszone verfügen. Diese sogenannte SAR-Region
ist demnach von der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO)
offiziell notifiziert. (…) Die Beantragung der libyschen SAR-Region und
Einrichtung des MRCC durch Italien wird von der Europäischen Union
finanziert, mit der Umsetzung beauftragt ist das Innenministerium in
Rom. Im Rahmen des Programms „Unterstützung für integriertes Grenz- und
Migrationsmanagement in Libyen“ erhält Italien hierfür 42 Millionen Euro
aus dem Nothilfe-Treuhandfonds für Afrika. Zusätzliche zwei Millionen
Euro stammen aus dem EU-Fonds für innere Sicherheit, weitere zwei
Millionen steuert Italien bei. Das Programm wurde vor einem Jahr
beschlossen, für die Durchführung unterzeichneten Rom und Tripolis
Anfang dieses Jahres eine Vereinbarung. Bei der EU firmiert das Projekt
unter dem Namen „Morgenröte“ („Aurora“), der Start soll jetzt im Juli
erfolgen. (…) Die Projektleitung liegt bei der spanischen Guardia Civil,
die die Umsetzung der operativen Maßnahmen eine öffentliche
Ausschreibung gestartet hat. (…)Auch ohne den Aufbau der libyschen
Küstenwache zum maritimen Türsteher Europas wäre es vermeidbar, dass so
viele Menschen auf der Flucht ertrinken. Die Europäische Union überwacht
das zentrale Mittelmeer lückenlos, sowohl die Grenzagentur Frontex als
auch die Militärmissionen nutzen dabei hochauflösende Satelliten und das
leistungsfähige Überwachungsnetzwerk EUROSUR, das nun weiter ausgebaut
wird. Frontex verarbeitet unter anderem Satellitenbildmaterial mit einer
Auflösung von bis zu 24 cm. Auch das weit fortgeschrittene
EU-Erdbeobachtungsprogramm Copernicus kontrolliert libysche
Küstenregionen und die hohe See per Satellit. Diese Aufklärungsdaten
stehen den privaten Seenotrettungsorganisationen jedoch weiterhin nicht
zur Verfügung. Warum eigentlich nicht? Beitrag von Matthias Monroy vom 2. Juli 2018 bei Netzpolitik
- Libysche Lager – zum Teil von Deutschland finanziert…
“Die EU schlägt die Einrichtung von Sammellagern für Flüchtlinge in
Nordafrika vor und will etwaige Asylgesuche dort exterritorial
bearbeiten. Dies geht aus den Unterlagen für den EU-Gipfel Ende
kommender Woche hervor. Demnach sollen künftig Flüchtlinge, die auf dem
Mittelmeer aufgegriffen werden, nicht mehr nach Europa, sondern zurück
nach Nordafrika gebracht werden. Werden ihre Asylanträge abgelehnt,
werden sie von dort in ihre Herkunftsländer abgeschoben. Der frühere
deutsche Außenminister Sigmar Gabriel bringt parallel einen
Militäreinsatz in Libyen ins Gespräch. Tatsächlich hat die EU den
Schritt zur Nutzung von Lagern in Nordafrika im Rahmen ihrer
Flüchtlingsabwehr längst vollzogen. So unterstützt sie internationale
Organisationen, die sich in Libyen um in Lagern inhaftierte Flüchtlinge
kümmern, um mit ihrer Hilfe einige wenige Flüchtlinge nach Europa zu
holen, die Mehrheit hingegen zur vorgeblich freiwilligen Rückkehr in
ihre Herkunftsländer zu veranlassen. Die Maßnahmen werden zum Teil von
Deutschland finanziert…” Bericht vom 22.06.2018 von und bei German-Foreign-Policy
- Libyen: Schläger und Schlepper als “lokale Sicherheitskräfte” zur Abwehr von Migranten?
“Der neue Innenminister Salvini will das Konzept seines Vorgängers
Minniti fortführen. Wichtiges Element ist die Verhinderung von Abfahrten
bereits an der Küste. Die libysche Küstenwache gilt als wenig zart
besaitet; mehrmals wurde ihnen von Seenotrettern vorgeworfen, dass sie
mit Waffen droht und rücksichtslose Seemanöver unternimmt, um Migranten
ins richtige Boot zu holen, das sie nach Libyen zurückbringt und nicht
in einen italienischen Hafen. Von NGO-Mitarbeitern war zu hören, dass es
die libysche Küstenwache auf Einschüchterung anlegt. (…) Das
“italienische Konzept”, wie es vom Innenminister der vorhergehenden
Regierung, Marco Minniti, entwickelt wurde, bestand aus drei
Grundelementen: das Verhindern von Abfahrten von Migranten bereits an
der Küste Libyens, der Verstärkung der Küstenwache und der Ausdehnung
der Such-und Rettungszone, in der die libysche Küstenwache das Sagen
hat, und wo aus sie die aus Seenot Geretteten oder aufgegriffenen
Migranten wieder zurück nach Libyen bringt. (…) Dass er an den
EU-Außengrenzen ansetzen will, hat er schon betont, wie auch dass er
dazu nach Libyen reisen wird. Wie die italienische Huffington Post
gestern berichtete, will Salvini das “modello Gentiloni-Minniti”
übernehmen…” Artikel von Thomas Pany vom 20. Juni 2018 bei telepolis
- EU befindet libysche Milizen kompetent im Kampf gegen Flüchtlinge: Keine wirkliche Kontrolle erwünscht
„Weiterhin agiert die libysche Küstenwache bei Seenotrettungsfällen
äußerst rigoros und befiehlt anderen Organisationen, sich nicht an
Einsätzen zu beteiligen. Dies steht völkerrechtlichen Verträgen
entgegen. Zudem handelt die Küstenwache äußerst unprofessionell, indem
bei Rettungseinsätzen weiterhin keine Festrumpfschlauchboote (Rigid
Inflatable Boat, RIB) ausgebracht werden. Bei Rettungsorganisationen ist
dies jedoch Standard. Die Europäische Kommission stellt den libyschen
Marinesoldaten jetzt GoPro-Kameras zur Verfügung, um deren
Menschenrechtsverletzungen zu ahnden. Ich bin jedoch überzeugt, dass
keine belastenden Aufnahmen den Weg zu dem zahnlosen
Monitoring-Mechanismus finden, mit dem die Europäische Union die Libyer
kontrollieren will. Die Parlamentarische Versammlung des Europarates
hatte hierzu gefordert, dass zu einem Monitoring auch Sanktionen gehören
müssen. Jede Zusammenarbeit mit der libyschen Küstenwache müsse von
deren Respekt gegenüber Geflüchteten abhängig gemacht werden. Mit
europäischer Aufrüstung und Ausbildung bringt die libysche Küstenwache
immer mehr Geflüchtete nach Libyen zurück. Es ist bekannt, dass diese
unter barbarischen Bedingungen eingesperrt, gefoltert oder getötet
werden. Faktisch handelt es sich bei der libyschen Küstenwache also um
Menschenjäger. Hier sehe ich tatsächlich eine Professionalisierung, der
aber Einhalt geboten werden muss“ – aus der Presseerklärung „Keine Unterstützung für Menschenjäger der libyschen Küstenwache!“ des Bundestagsabgeordneten Andrej Hunko vom 09. Mai 2018
auf seiner Webseite, zur Antwort auf seine Anfrage über die
Zusammenarbeit mit diesen Milizen (die am Ende der Erklärung verlinkt
ist).
- Kein Durchkommen: Ein Gutachten des Bundestages legt nahe,
dass europäische Schiffe die Seenotrettung von Flüchtlingen verhindern.
Und so gegen das Völkerrecht verstoßen
“… Auf den ersten Blick scheinen die Rollen auf dem Mittelmeer klar
verteilt: Die Europäer retten die Flüchtlinge und Migranten. So wie es
das Internationale Seerecht von ihnen verlangt. (…) Die Libyer – die bei
der Abwehr der Flüchtlinge mit Geld und Ausrüstung aus Deutschland,
Italien und anderen EU-Staaten unterstützt werden – übernehmen den
schmutzigen Part des Deals. Doch so eindeutig ist es nicht, wie ein
Gutachten nun zeigt. In Auftrag gegeben hat es Andrej Hunko,
Bundestagsabgeordneter und europapolitischer Sprecher der Linken.
Erstellt hat es der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags, ein
Recherchedienst, der die Abgeordneten mit unparteiischer Expertise
versorgen soll, etwa in juristischen Fragen. Das Gutachten, das der ZEIT
vorliegt, besagt im Kern, dass nicht nur die libyschen Küstenwächter
Menschenrechtsverletzungen begehen. Sondern auch europäische
Kriegsschiffe. Und womöglich auch die italienische Seenotleitstelle in
Rom. Weil die Europäer die Flüchtlinge mitunter nicht retten, sondern
auf dem Meer festhalten und in die Arme der libyschen Küstenwache
treiben. Und weil sie den Libyern bei gemeinsamen Rettungsaktionen in
internationalen Gewässern das Kommando überlassen. (…) Tatsächlich
könnten die Machtspiele bald ein Ende haben. Allerdings nicht, weil die
EU mit den Libyern zu brechen gedenkt. Stattdessen spendet sie ihnen
Geld, um eine eigene Rettungsleitstelle aufzubauen. Sobald die
einsatzfähig ist, würden nicht mehr die Europäer entscheiden, wer die
Flüchtlinge und Migranten an Bord nimmt, sondern die Libyer. Und die
sind bislang nicht den Regeln von Menschenrechts- und
Seerechtskonventionen gefolgt. Sondern ihren eigenen.” Artikel von Caterina Lobenstein vom 21. Februar 2018 bei der Zeit online
- Internationaler Aktionstag 18. Dezember: City Plaza Athen ruft auf, den europäischen Lagerterror in Libyen zu beenden
Das Ende der Finanzierung der libyschen Miliz-Lager und das Ende des
Krieges gegen die Flüchtlinge – das sind die zentralen Forderungen des
Internationalen Aktionstages am 18. Dezember 2017, zu dem City Plaza
Athen die Initiative ergriffen hat. Der Aufruf „18d2017: Stop Europe Funding Slavery in Libya – Stop Wars Against Migrants“ vom 01. Dezember 2017
auf der (Fratzebuch)Seite der Initiative dokumentiert eine Reihe von
Aussagen von betroffenen Flüchtlingen über die Lager ebenso, wie die
Entwicklung der libyschen Milizenlager und deren Finanzierung skizziert
wird. Zweiter zentraler Punkt dieses Aufrufes ist naheliegender Weise
die Situation geflüchteter Menschen auf den griechischen Inseln, wo
gerade jetzt die Repression gegen jene beginnt, die sich gegen die
Verhältnisse zur Wehr gesetzt haben. Von der Seite aus gibt es auch eine
Verlinkung zu jenen Orten, an denen an diesem 18. Dezember Aktionen
stattfinden sollen.
- Amnesty dokumentiert libyschen Terror gegen Flüchtlinge: Im Auftrag der EU
„In diesem Jahr wurden nach offiziellen Angaben bisher 19.452
Menschen von der libyschen Küstenwache auf dem Mittelmeer abgefangen.
Ehemalige Gefangene der Haftzentren berichteten Amnesty von Folter und
Zwangsarbeit. “Die hilflosen Menschen in Libyens Haftzentren werden
inhaftiert, ausgeraubt und erpresst. Oft müssen ihre Familien am Telefon
miterleben, wie der Vater oder die Schwester schwer misshandelt werden,
um das Lösegeld zu erpressen”, erklärt Beeko. “Jede Kooperation mit
libyschen Stellen darf nur unter dem sofortigen Vorbehalt eines
wirklichen Schutzes der inhaftierten Menschen fortgesetzt werden. Die
Mitgliedsstaaten der Europäischen Union müssen bei den libyschen
Behörden einfordern, dass die willkürlichen Inhaftierungen und
Misshandlungen von Flüchtlingen und Migranten sofort enden und die
Menschen unverzüglich aus den Haftzentren freigelassen werden. Die
libysche Regierung muss die Genfer Flüchtlingskonvention unterzeichnen,
das Mandat des UNHCR anerkennen und diesem den vollumfänglichen Zugang
zu schutzbedürftigen Menschen gewähren…“ – aus dem Artikel
„EU-Staaten unterstützen systematische Misshandlungen zehntausender
Menschen“ am 12. Dezember 2017 bei amnesty international ,
der Vorstellungstext einer neuen Dokumentation von ai zur Wirklichkeit
des Lebens der Flüchtlinge im EU-finanzierten Libyen ist. Siehe dazu
auch den Link zur (englischen) neuen Dokumentation von ai über
Flüchtlinge in Libyen und die EU Verantwortung: „Libya’s dark web of collusion“ vom Dezember 2017
ist eben der genannte Bericht, der über 66 Seiten zu der
Schlussfolgerung kommt, wenn die EU es irgendwie ernst meine mit
Menschenrechten dürfe sie die Zusammenarbeit in dieser Form „keinen Tag
länger“ betreiben…
- Nach dem Gipfel in Abidjan: Libyen-Deal gegen Flüchtlinge 2.0?
„Berlin und Paris treiben die Massenabschiebung von Flüchtlingen aus
Libyen voran und wollen nicht abschiebbare Flüchtlinge in Lagern in
zwei Wüstenstaaten Nordafrikas festsetzen. Dies haben Bundeskanzlerin
Angela Merkel und Präsident Emmanuel Macron gemeinsam mit weiteren
Staats- und Regierungschefs aus Europa und Afrika beschlossen. Demnach
sollen Mitarbeiter des UNHCR und der International Organization for
Migration (IOM) Migranten in Libyen überprüfen. Wer politische
Fluchtgründe geltend machen kann, wird in Lager in Niger und Tschad
gebracht und kann in europäische und außereuropäische Länder
weiterverteilt werden. Alle anderen werden auf Kosten afrikanischer
Staaten in ihre Herkunftsländer gebracht. Mit dem Vorstoß kommen
Konzepte zum Tragen, wie sie in Australien gegen Protest der UNO und
verschiedener Menschenrechtsorganisationen praktiziert werden und wie
sie der damalige Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) schon 2004
vorgeschlagen hat. Zu ihrer Realisierung ist ein Militäreinsatz in
Libyen im Gespräch“ – aus dem Beitrag „Ab in die Wüste“ am 01. Dezember 2017 bei German Foreign Policy
über die Ergebnisse des EU-Afrika-Gipfels für das europäische Kernthema
Krieg gegen Flüchtlinge. Siehe zur Anpassung des Flüchtlingsdeals mit
Libyen auch eine Pressemitteilung von Pro Asyl:
- „Ein neuer Libyen-Flüchtlingsdeal?“ am 30. November 2017 bei Pro Asyl ist eine Pressemitteilung zu den Gipfel-Ergebnissen , in der unterstrichen wird: „Die
CNN-Bilder über die Versklavung von Flüchtlingen und Migranten haben
die Welt aufgerüttelt und zwingen nun auch die Architektinnen des
Libyen-Deals aus Rom, Paris und Berlin zum Handeln. Es ist von
»Evakuierung« von Opfern von Folter und Vergewaltigung aus den libyschen
Haftlagern die Rede. Die UN vermeldet den Aufbau eines Transit- und
Abreisezentrums in Libyen. Wie, wohin und wann Schutzsuchende
ausgeflogen werden, ist weiter unklar. Es ist zu befürchten, dass der
noch nicht ausformulierte »Merkel- Macron- Plan« das Ziel verfolgt, den
Großteil der Evakuierten in ihre Herkunftsländer zurück zu schaffen oder
in »Aufbewahrzentren« in afrikanischen Drittstaaten zu transportieren“.
- Ab in die Wüste
“Berlin und Paris treiben die Massenabschiebung von
Flüchtlingen aus Libyen voran und wollen nicht abschiebbare Flüchtlinge
in Lagern in zwei Wüstenstaaten Nordafrikas festsetzen. Dies haben
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Präsident Emmanuel Macron gemeinsam
mit weiteren Staats- und Regierungschefs aus Europa und Afrika
beschlossen. Demnach sollen Mitarbeiter des UNHCR und der International
Organization for Migration (IOM) Migranten in Libyen überprüfen. Wer
politische Fluchtgründe geltend machen kann, wird in Lager in Niger und
Tschad gebracht und kann in europäische und außereuropäische Länder
weiterverteilt werden. Alle anderen werden auf Kosten afrikanischer
Staaten in ihre Herkunftsländer gebracht. Mit dem Vorstoß kommen
Konzepte zum Tragen, wie sie in Australien gegen Protest der UNO und
verschiedener Menschenrechtsorganisationen praktiziert werden und wie
sie der damalige Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) schon 2004
vorgeschlagen hat. Zu ihrer Realisierung ist ein Militäreinsatz in
Libyen im Gespräch…” Bericht vom 1. Dezember 2017 von und bei German-Foreign-Policy
- Proteste gegen libyschen Sklavenhändler wachsen weiter an – ihre EU-Hintermänner lassen prügeln
„Sklaven-Auktionen, Massenvergewaltigungen, Hunger und Schläge –
Flüchtlinge, die in libyscher Gefangenschaft waren, berichten von
brutalen Vergehen. Die Staats- und Regierungschefs wollen sich auf dem
bevorstehenden EU-Afrika-Gipfel damit beschäftigen. Wo in
dieser Woche rund 80 Staats- und Regierungschef aus Afrika und Europa
ankommen und in Limousinen zu ihrem Gipfeltreffen chauffiert werden, da
standen vor wenigen Tagen noch Busse und Krankenwagen für Heimkehrer aus
Libyen. Auf dem Flughafen der ivorischen Hauptstadt Abidjan berichteten
sie Reportern von ihren Erfahrungen – wenn sie denn überhaupt dafür
noch Worte fanden. “Es ist ihr Geschäft, Menschen zu verkaufen”, sagt
die 34-jährige Sonia, wenn sie über ihre libyschen Peiniger spricht.
“Man kann das nicht beschreiben, es ist zu schlimm. Sie kommen und
schlagen dich, es gibt oft nichts zu essen. Man sitzt da fest. Sie
vergewaltigen die Frauen. Nur mit Gottes Hilfe bin ich hier angekommen““ – aus dem Beitrag „Sie machen mit dir, was sie wollen“ von Stefan Ehlert am 26. November 2017 bei der tagesschau ,
der im Vorfeld des neuerlichen EU-Afrika-Gipfels in Abidjan informiert,
dass die Situation in Libyen dort – immerhin – „auf der Tagesordnung“
stehe. Siehe dazu auch einen weiteren aktuellen Beitrag, einen Bericht
über abermalige Polizeiangriffe auf Proteste gegen Sklavenhandel –
diesmal in Brüssel – und die gemeinsame Erklärung der Black Community in
der BRD:
- „Proteste gegen Sklaverei in Libyen“ von Marina Mai am 27. November 2017 in neues deutschland ist ein Bericht von der Berliner Protest-Demonstration am 25.11, worin es unter anderem heißt: „Auf
den zahlreichen Transparenten, die die Teilnehmer mit sich führten,
stand unter anderem »Sklavenhalter in Libyen – Wachhunde für die
EU-Abschottung«, »Wir sind keine Ware« oder »Stoppt die Versklavung,
Vergewaltigung und Ermordung von Afrikanern«. Zwei Männer hatten sich
vor der libyschen Botschaft zudem in Ketten gelegt und riefen
»Freiheit«, um den Sklavenhandel optisch sichtbar zu machen. Sie
sprachen Arabisch, damit die libyschen Diplomaten ihre Worte verstehen
konnten. Die Polizei hatte die Botschaft abgeschottet. Viele
Demonstrationsteilnehmer zeigten sich enttäuscht darüber. Sie hatten
gehofft, ihren Protest den libyschen Vertretern persönlich übermitteln
und mit ihnen reden zu können“.
- „Brüssel: Ausschreitungen bei Protest gegen Sklavenhandel in Libyen“ am 26. November 2017 bei Der Standard
ist ein Bericht über die Brüsseler Demonstration – und, wie üblich,
sind nicht die Ausschreitungen der Polizei gemeint, sondern: „Laut
Polizei hatte sich eine Gruppe von zunächst rund 30 vorwiegend jungen
Demonstranten gegen Ende der Kundgebung am Samstagnachmittag vermummt
und angefangen, Geschäfte und auch einen Polizeiwagen anzugreifen. Die
laut Medienberichten zwischen 15- und 18-Jährigen beschädigten
mindestens drei Geschäfte, mehrere Fahrzeuge sowie Straßenschilder. Ein
Polizist erlitt durch ein Wurfgeschoss eine “Fraktur am Kopf”, teilte
die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Ine Van Wymersch, mit. Er befand
sich demnach am Sonntag weiter im Krankenhaus. Nach einem Bericht der
belgischen Nachrichtenagentur Belga wurden ein Wasserwerfer und ein
Hubschrauber als Verstärkung geschickt. Einem Großaufgebot der Polizei
gelang es erst am Abend, die Ruhe wiederherzustellen. Vier der
Festgenommen, darunter drei Minderjährige, müssen sich laut der
Sprecherin der Staatsanwaltschaft nun unter anderem wegen versuchten
Einbruchdiebstahls, Sachbeschädigung und Körperverletzung vor Gericht
verantworten. Gegen den Erwachsenen solle ein Haftbefehl erwirkt werden“.
- „GEMEINSAME
ERKLÄRUNG DER BLACK COMMUNITY DEUTSCHLAND GEGEN DIE VERSKLAVUNG,
VERGEWALTIGUNG, ERMORDUNG, FOLTER, GEFANGENSCHAFT UND ERNIEDRIGUNG VON
UND DEN HANDEL MIT SCHWARZEN MENSCHEN IN LIBYEN“
am 25. November 2017 bei The Voice hebt in den 10 Punkten, nach
ausführlicher Kritik der Zustände in Libyen und der EU, sowie der
Untätigkeit afrikanischer Regierungen abschließend hervor: „Angesichts
der oben genannten Unfähigkeit und Unwilligkeit afrikanischer Staaten,
Schwarze Menschen weltweit vor fremden rassistischen Versklavern und
Unterdrückern, imperialistischen Ausbeutern und perversen Vergewaltigern
zu schützen, müssen Schwarze Communities für ihren Schutz, ihr
Überleben und ihre Freiheit selbst sorgen. Es ist nicht unser Schicksal,
die passive Beute von rassistischen Verbrechen weltweit zu sein. Daher
ruft die Black Community in Deutschland alle Schwarzen Frauen* und
Männer*, Kinder und Erwachsene dazu auf, sich in allen Bereichen und
Formen der Selbstverteidigung, von Selbstschutz und Selbstbehauptung
auszubilden und sich lokal, regional, bundesweit und global zu vernetzen
und sich gegenseitig zu unterstützen“.
- Seenotretter beklagen Behinderungen bei Flüchtlingssuche – Libysche Küstenwache verzögert Rettungseinsatz
“Hilfsorganisationen haben eine zunehmende Behinderung bei der Suche
nach schiffbrüchigen Flüchtlingen auf dem Mittelmeer beklagt. Die
deutsche Organisation Mission Lifeline erklärte am Freitag, dass ein
EU-Marineschiff sie von einer Suchaktion abgehalten habe. Man habe die
Aufforderung von einem Schiff der EU-Operation Eunavfor Med erhalten,
aus dem Suchgebiet abzufahren, sagte ein Sprecher der sächsischen
Organisation. Als Grund sei eine militärische Übung angegeben worden.
Der Vorfall sei ein weiteres Zeichen, wie Hilfsorganisationen abgedrängt
würden, um Migranten zu suchen. Die deutsch-französisch-italienische
Organisation SOS Mediterranee erklärte, von der italienischen
Küstenwache zum “Stand-by” angewiesen worden zu sein, damit die libysche
Küstenwache mit der Marine eine Rettungsaktion von drei Schlauchbooten
durchführen könne…” Meldung vom 24. November 2017 bei kleinezeitung.at , siehe dazu: Rettungseinsatz vor Libyen: Junge Frau stirbt auf der Flucht über das Mittelmeer. Pressemitteilung vom 24. November 2017 von und bei SOS Mediterranee mit detailierter und erschütternder Darstelleung der letzten Aktionen
- Wachsende weltweite Empörung und Kritik an libyschen
Zuständen nach Sklavenhandel-Video: Die europäischen Hintermänner tun
so, als ob sie das nichts anginge
Während nicht nur in zahlreichen afrikanischen Staaten und
Migrations-Gemeinschaften in europäischen Ländern Empörung und Kritik
nach der weltweiten Verbreitung des CNN Videos über Sklavenhandel
zunehmend höhere Wellen schlagen – neben erneuten Demonstrationen etwa
in Frankreich nun auch in Berlin (siehe weiter unten) – wird,
zumindestens in einem guten Teil der so entfachten Medienschlacht, die
Rolle der Finanziers der Sklavenhalterbanden, der EU also, (absichtlich)
vergessen. Die EU selbst schweigt lautstark. Lässt aber in Paris eine
spontane Demonstration zusammen prügeln – und wird mit Sicherheit auch
bei der Berliner Demonstration am 25. November 2017 der libyschen
Botschaft Schutz angedeihen gegen die gefährlichen Protestierer.
(Sklavenhändler sind nicht gefährlich – nur für Sklaven). Die libysche
Regierung: Setzt eine Kommission ein. Siehe dazu vier aktuelle Beiträge
und einen Demonstrationsaufruf für Berlin am 25. November:
- Das CNN-Video : Migrants being sold as slaves in Libya
- „ITUC Joins Call for Action to End Migrant Slave Trade in Libya“ am 22. November 2017 beim Internationalen Gewerkschaftsbund
ist eine Erklärung der Föderation gegen den Sklavenhandel mit
MigrantInnen vor allem in Libyen. Mit dieser Erklärung schließt sich
ITUC der Erklärung der Afrikanischen Union an – und beide klammern in
ihren Erklärungen die Rolle der EU als Finanzier der Sklavenhändler aus…
- „’Where
is the world?': Libya responds to outrage over slave auctions“ von Raja
Razek und Lauren Said-Moorhouse am 23. November 2017 bei der CNN
ist ein Beitrag zu einer Erklärung der libyschen Teilregierung, die von
der UN anerkannt wird, in der hervor gehoben wird, dass man einen
Untersuchungsausschuss beschlossen habe, diese Regierung alleine aber
das Problem nicht lösen könne.
- „Sklavenmarkt Libyen“ von Knut Mellenthin am 24. November 2017 in der jungen welt
befasst sich unter anderem mit dem „Medienecho“ auf die
Sklavenhalter-Enthüllungen und der Propaganda des
Abschiebungs-Dienstleisters IOM: „Öffentliche Sklavenmärkte in
libyschen Städten sind unter praktischen Gesichtspunkten eher
unwahrscheinlich. Das US-Nachrichtenmagazin Time veröffentlichte schon
am 21. Oktober 2016 eine Fotogeschichte unter dem Titel »Libya’s Migrant
Economy Is a Modern Day Slave Market« (»Libyens Migrantenwirtschaft ist
ein moderner Sklavenmarkt«). Um Sklavenmärkte im historischen Wortsinn
ging es dabei jedoch nicht. Menschen käuflich als dauerhaftes Eigentum
zu erwerben macht unter kapitalistischen Verhältnissen nur in
Ausnahmefällen Sinn. Bei der Time-Story ging es hauptsächlich um
zwangsgestützte Tagelöhnerverhältnisse wie etwa im folgenden Beispiel:
Die IOM meldete im März 2015 den erfolgreichen Abschluss einer von ihr
in mehreren Schüben durchgeführten Abschiebungsaktion. Insgesamt hatte
der Dienstleister nach eigenen Angaben seit dem 27. Februar 401
Senegalesen in ihr Heimatland zurückbringen lassen. Sie waren in Libyen
»gestrandet«, nachdem sie monatelang auf Baustellen gearbeitet hatten,
aber im Dezember 2014 aus irgendwelchen Gründen nicht mehr benötigt
wurden. Sie wurden bei nächtlichen Razzien festgenommen und zusammen mit
anderen Tagelöhnern zunächst in einem Gebäudekomplex gefangengehalten
und von ihren Bewachern ausgeplündert, bevor sie die IOM-Formulare mit
der »freiwilligen« Bitte um Hilfe bei der Heimreise unterschrieben. An
der Massenabschiebung waren neben der IOM auch der Libysche Rote
Halbmond und das Libysche Direktorat zur Bekämpfung Illegaler Migation
(DCIM) in Tripolis beteiligt. Letzteres ist einer der wichtigsten
Partner der EU bei der radikalen Eindämmung der Migrationsbewegungen
nach Europa“.
- „Wer rettet die Sklaven?“ von Dominic Johnson am 23. November 2017 in der taz hat – neben einer ruandischen Aufnahme-Initiative – vor allem die afrikanischen Reaktionen insgesamt als Thema: „Ruanda
übernimmt 2018 den Vorsitz der AU und hat ambitionierte Reformpläne, um
den Staatenbund handlungsfähiger zu machen. Kommende Woche findet in
der Elfenbeinküste der regelmäßige EU-Afrika-Gipfel statt, bei dem
Fragen der Migrationspolitik eine wichtige Rolle spielen dürften.
Mehrere afrikanische Regierungen haben angekündigt, die Versklavung von
Afrikanern in Libyen und Europas Unterstützung für Libyen zu
thematisieren. Nach Protestaufrufen aus der Zivilgesellschaft haben in
den letzten Tagen mehrere afrikanische Länder ihre Botschafter aus
Libyen abgezogen und die UNO sowie den Internationalen Strafgerichtshof
eingeschaltet. Von Barbarei und Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist
die Rede“.
- [25. November 2017] Demonstration vor der libyschen Botschaft in Berlin: Schluss mit dem Sklavenhandel
Wir dokumentieren den Aufruf:
DEMONSTRATION FÜR EIN ENDE DER VERSKLAVUNG, FOLTER, VERGEWALTIGUNGEN UND ERMORDUNGEN VON SCHWARZEN MENSCHEN IN LIBYEN!
Die SCHWARZE COMMUNITY IN DEUTSCHLAND lädt alle Schwarzen
Organisationen, Gruppen, Initiativen und Einzelpersonen und ihre
FreundInnen und UnterstützerInnen zu einer bundesweiten Demonstration
vor der libyschen Botschaft in Berlin ein, um das sofortige Ende der
Versklavung, des Verkaufs, der Vergewaltigungen und Tötungen von
schwarzen Menschen in Libyen zu fordern.
Datum und Uhrzeit: Samstag, 25. November um 13:00 Uhr / Ort: Lybische
Botschaft in der Podbielskiallee 42 in 14195 Berlin. WIRD EINE/R VON UNS
ANGEFASST, WURDEN WIR ALLE ANGEFASST! VEREINT, WERDEN WIR SIEGEN!
- Jetzt kritisiert sogar die UNO die EU-Förderung libyscher Milizen im Krieg gegen Flüchtlinge. Viele andere auch
„Das Vorgehen sei unmenschlich, sagte Menschenrechtskommissar
Al-Hussein. Die EU trage mit ihrer Politik dazu bei, dass die
Flüchtlinge zurück nach Libyen gebracht würden, wo sie unter grausamen
Umständen leben müssten. Mitarbeiter der Vereinten Nationen seien nach
einem Besuch der Haftzentren dort schockiert gewesen. Sie hätten
ausgemergelte und traumatisierte Männer, Frauen und Kinder gesehen. Die
Menschen würden auf engstem Raum weggesperrt, nichtmals mit dem
Nötigsten versorgt und ihrer menschlichen Würde beraubt. Nach libyschen
Angaben befanden sich Anfang November fast 20.000 Menschen in den Lagern
– und damit etwa 7.000 mehr als noch Mitte September. Die EU
unterstützt die libysche Küstenwache seit Mitte des Jahres dabei, Boote
mit Flüchtlingen abzufangen, bevor sie internationale Gewässer erreichen“ – aus der Meldung „Kritik an Zusammenarbeit der EU mit Libyen“ am 14. November 2017 bei DLF24
über die weltweit stetig wachsende Kritik an der EU-Förderung libyscher
Banden in der Kriegsführung gegen Flüchtlinge. Siehe dazu auch
Dokumentationen zu einem angeblichen „Unfall“ eines Flüchtlingsschiffes
und zum Sklavenverkauf in Libyen
- Wenn der schmutzige Deal mit libyschen Milizen platzen
sollte – es war nicht der Wählerwille. Sondern der Streit der
Lagerkommandeure
„Im westlibyschen Küstenort Sabratha kämpfen Soldaten der libyschen
Armee und Milizen des berüchtigten ehemaligen „Schmugglerkönigs“ Ahmed
Dabashi seit Sonntag um strategische Punkte im Stadtzentrum. Damit
stehen die Bemühungen von italienischer Seite, durch Zusammenarbeit mit
Dabashi ein Ende der Fluchtbewegungen über das Mittelmeer zu erreichen,
wieder vor dem Aus. Nachdem im Sommer die Zahl der afrikanischen
Migranten im Mittelmeer deutlich zurückgegangen war, steigen die Zahlen
inzwischen wieder: Vergangene Woche brachten Seenotretter rund 2.000
Flüchtlinge aus dem Meer nach Italien, 3.000 wurden von Libyens
Küstenwache abgefangen und zurückgebracht, davon allein 1.047 am
vergangenen Samstag“ – aus dem Beitrag „Flüchtlingsdeal zerplatzt“ von Mirco Keilberth am 19. September 2017 in der taz , worin zum neuen Flüchtlingsbeauftragten der EU noch berichtet wird: „Dabashis
Kontakte nach Italien sind nicht neu. Vor seiner Machtübernahme in
Sabratha stand er in den Diensten des libyschen
Verteidigungsministeriums, als Chef der Wachtruppe des nahen
Industriekomplexes von Italiens staatlicher Ölfirma ENI“. Siehe zu den libyschen Lagern im Dienste der EU zwei weitere Beiträge:
- „Vom Mittelmeer zurück in die Hölle“ von Christian Jakob am 20. September 2017 in der taz , worin beschrieben wird: „Das
Auswärtige Amt hat die Antworten auf neun Fragen zu Al Biya mit Verweis
auf Quellenschutz der Geheimdienste als „Verschlusssache“ eingestuft:
Sie dürfen nur von Abgeordneten und ihren Mitarbeitern eingesehen
werden. Die Veröffentlichung könnte „für die Interessen der
Bundesrepublik schädlich“ sein, so das Auswärtige Amt. „Die
Bundesregierung bestätigt: Die EU und Italien tragen mit dazu bei – und
sie sind deshalb auch mit dafür verantwortlich –, dass die durch die
sogenannte libysche Küstenwache im Mittelmeer Geretteten in inhumane
Unterkunftsbedingungen zurückverbracht werden“, sagt Linken-Abgeordnete
Ulla Jelpke“.
- „Sabha:
The desert internment camp is Europe’s migrant solution“ von Alfredo
Marsala am 20. September 2017 bei Il Manifesto Global
ist eine Reportage aus dem Internierungslager Sabha, bei der deutlich
wird, dass jegliche Aufforderung an die EU oder eines Mitgliedsstaates,
irgendwo auf der Welt für die Wahrung von Menschenrechten einzutreten,
heute zutage purer Zynismus ist, denn die EU Lösung der Flüchtlingsfrage
ist für nicht wenige eine Endlösung…
- Bundestag-Gutachten: Libyen verstößt gegen Völkerrecht
“Die Verhinderung von Seenotrettern weit vor den Küsten Libyens
verstößt einem Gutachten des Bundestages zufolge gegen Völkerrrecht.
Libyen hatte eigenmächtig eine „Such- und Rettungsregion“ ausgerufen,
die bis weit in internationales Gewässer ragt….” Beitrag vom 5. September 2017 bei Migazin
- Abschottung Europas in Libyen: Jetzt wird’s ernst – Ausbildung der Grenzpolizei, Deportationen nach Niger, Präsenz in der Wüste
“… Nach dem europäisch-afrikanischen Migrationsgipfel in Paris vor
einer Woche werden nun Maßnahmen bekannt, mit denen Deutschland,
Frankreich und Italien den Ausbau der Grenzkontrollen in Nordafrika und
im Sahelraum gegen illegale Migranten vorantreiben wollen. Die Details
gehen aus zwei Antworten der Bundesregierung auf parlametarische
Anfragen der Linken hervor, die der taz vorliegen. Frankreich und
Deutschland wollen demnach im Sahel eine Schule für Grenzpolizisten
errichten. (…) Der Schwerpunkt der Maßnahmen liegt auf Libyen. Mit
Unterstützung der EU hat das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR demnach
einen neuen „Nottransfer-Mechanismus“ mit Niger vereinbart. Der sieht
vor, dass schutzbedürftige Flüchtlinge aus Libyen nach Niger ausgeflogen
werden können. Von dort soll nach Ausreisemöglichkeiten in die EU
gesucht werden. Die Bundesregierung hat dem UNHCR für seine neuen
Aktivitäten in Libyen 50 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Laut dem
Auswärtigen Amt hat Libyen nun offiziell eine Such- und Rettungszone im
Mittelmeer benannt. Angaben zu deren Ausmaß macht das Amt nicht. Die
libysche Küstenwache hatte im August erklärt, die Zuständigkeit für
Seenotfälle in internationalen Gewässern vor ihren Küsten zu übernehmen.
Privaten Seerettungsschiffen hatte sie unter Androhung von Gewalt den
Zugang verboten. Bislang ist unklar, welchen Umfang das Gebiet hat und
ob die libysche Zuständigkeit international anerkannt wird. Die
EU-Marinemission „Sophia“, an der auch die Bundeswehr beteiligt ist,
soll die libysche Küstenwache künftig auch auf deren eigenen Booten
trainieren. Die dafür notwendige Einladung der libyschen Regierung stehe
allerdings noch aus, so die Bundesregierung…” Artikel von Christian Jakob vom 3. September 2017 bei der taz online
- Seenotrettung: Das sind die Gesetze des Meeres
“Darf Libyen freiwillige Helfer aus seiner Rettungszone vertreiben,
die Flüchtlinge aus dem Mittelmeer ziehen wollen? Kann die EU
wegschauen? Eine rechtliche Einordnung. (…) Grundsätzlich darf Libyen
nach den genannten Abkommen vor seiner Küste eine Such- und Rettungszone
ausrufen und seine Küstenwache dort für zuständig erklären. Das ist
sogar erwünscht, nach den Verträgen wäre Libyen ohnehin in erster Linie
für in Seenot geratene Migranten und Flüchtlinge vor seiner Küste
zuständig. Doch soll eine solche Ausweitung der Rettungszone stets in
Absprache mit den unmittelbaren Nachbarn geschehen. Zudem dürfen
außerhalb der eigenen Territorialgewässer (in der Regel eine
Zwölf-Seemeilen-Zone) keine Hoheitsrechte ausgeübt werden. Kurzum:
Libyen hat kein Recht, private Rettungsschiffe aus internationalen
Gewässern zu vertreiben. (…) Denn in internationalem Gewässer, also
außerhalb der libyschen Zwölfmeilenzone, dürfen private Rettungsboote
nicht nur frei kreuzen. Entdecken sie Schiffbrüchige, müssen sie sogar
von Rechts wegen sofort zu Hilfe eilen, selbst dann, wenn die
Unglücksstelle in libyschem Gewässer liegt. Unabhängig davon hat ohnehin
jedes zivile Schiff ein Recht auf friedliche Durchfahrt durch die
Territorialgewässer eines Küstenstaates. (…) Außerdem wird das
Seevölkerrecht, wie der Völkerrechtslehrer Daniel Thym vom
Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration
sagt, “menschenrechtlich überlagert”. Das heißt: Ob ein Ort für
Flüchtlinge “sicher” ist, muss auch nach den Vorgaben der Genfer
Flüchtlingskonvention und der Europäischen Menschenrechtskonvention
beurteilt werden. Zu beachten ist vor allem das Verbot, Flüchtlinge dort
an Land zu bringen, wo ihnen Folter, politische Verfolgung, Tod oder
menschenunwürdige Behandlung drohen. Nach Libyen darf also niemand
zurückgebracht werden.” Beitrag von Martin Klingst vom 20. August 2017 bei Zeit online
- Die Seenotrettung und die europäische Flüchtlingspolitik: Seenotrettung als Déjà-vu
“Über die völkerrechtliche Pflicht zur Seenotrettung wird derzeit in
der EU heftig gestritten. Stichwortgeber für die Kriminalisierung von
Seenotrettern sind stets auch deutsche Innenminister. (…) Es ist nicht
das erste Mal, dass die Seenotrettung privater Organisationen
kriminalisiert wird. Am 20. Juni 2004 rettete das Schiff Cap Anamur
südlich von Lampedusa 37 Menschen vor dem Ertrinken, die in Libyen in
See gestochen waren. Als die Crew den Hafen von Porto Empedocle auf
Sizilien erreichte, wurde sie zwölf Tage lang mit militärischen Mitteln
am Einlaufen gehindert. Otto Schily (SPD), damals Innenminister der
rot-grünen Bundesregierung, spekulierte offen darüber, ob sich die
Besatzung der Cap Anamur an einer illegalen Schleusung beteiligt habe.
Er forderte die Errichtung von Flüchtlingslagern in Libyen. In dieselbe
rhetorische Tradition stellt sich auch Thomas de Maizière (CDU), wenn er
zivile Organisationen ohne konkrete Belege der Kooperation mit
Schleusern bezichtigt. 2007 erging es tunesischen Fischern ähnlich wie
der Besatzung der Cap Anamur, als sie in Seenot geratene Flüchtlinge
nach Lampedusa brachten und wegen der Beihilfe zur illegalen Einreise
angeklagt wurden. Obschon beide Prozesse nach vielen Jahren mit
Freisprüchen endeten, hatten die Verfahren fatale Folgen: Viele
Schiffsbesatzungen wurden abgeschreckt, Flüchtlingen in Seenot zu
helfen. Als Italien dann 2013 nach der Katastrophe vor Lampedusa, bei
der rund 390 Menschen ertranken, selbst eine Rettungsmission unter dem
Namen Mare Nostrum einsetzte, war de Maizière erneut nicht zurückhaltend
mit Kritik: Mare Nostrum baue eine »Brücke nach Europa« und begünstige
das Geschäft der Schleuser. Dieses Mal war Italien der Adressat der
Vorwürfe. Auf Betreiben des deutschen Innenministers wurde Mare Nostrum
eingestellt und durch die deutlich weniger effektive Frontex-Mission
Triton ersetzt. Die Kriminalisierung der Seenotrettung im Kontext der
EU-Flüchtlingspolitik, sie bleibt ein ständiges déjà-vu.” Beitrag von Maximilian Pichl bei jungle.world 2017/33
- Shame on you, Europe! Sea-Eye und Seefuchs: Protest im Mittelmeer
“Am
Donnerstagmorgen spannten die beiden Schiffe der Organisation Sea-Eye
und Seefuchs ein Banner mit der Aufschrift „Shame on you, Europe!“
(Schäme dich, Europa!) rund 110 Seemeilen vor Tripolis auf. Die Stelle
markiert die Grenze, die das libysche Marionettenregime mit Duldung der
europäischen Staaten und unter den Augen der Operation Sophia
proklamiert hat. Seither werden private Seenotretter, wie die von
Sea-Eye, von der libyschen Küstenwache mit Gewalt bedroht. Trotz der
ungeheueren Militärpräsenz im westlichen Mittelmeer lassen es die
europäischen Marineeinheiten zu, dass Lebensretter bei ihrer Arbeit
behindert werden….” Sea-Eye-Meldung vom 17.8.2017 – wahrlich unsere Helden der Woche und eine Schande für das ach so humanistische Europa: Shame on you, Europe!
- Der Einsatz libyscher Banden durch die EU wird sogar von der UNO kritisiert
Kopfprämien sind anscheinend noch keine ausgesetzt worden – aber der
Einsatz libyscher Folterbanden im europäischen Krieg gegen Flüchtlinge,
inklusive massiver Finanzierung, geht in diese Richtung. So brutal und
offensichtlich, dass selbst UNO-Rapporteure auf Distanz zu dieser neuen
Variante der Kriegsführung gehen. Der Beitrag
„EU ‘trying to move border to Libya’ using policy that breaches rights –
UN experts“ am 17. August 2017 bei der UN-Menschenrechtskommission
gibt diese Kritik wieder. Darin werden der Special Rapporteur zu
Menschenrechten von Flüchtlingen, Felipe González Morales und der
Special Rapporteur über Folter, Nils Melzer mit ihren entsprechenden
Aussagen ausführlich zitiert, die sich sehr konkret auf die libyschen
Lager beziehen, die bisher noch niemand Vernichtungslager genannt hat –
bisher.
- Libyen: General Haftar will 17 Milliarden von der EU für die Grenzsicherung
“Eine weitere NGO stellt ihre Seenot-Rettungsmission vorübergehend
ein. (…) Die Frage ist allerdings, ob sich ein extrem erfolgreiches
Geschäftsmodell wie das der Schlepperei, davon abschrecken lässt. Laut
einem Papier der Crisis-Group bringt das Schleusergeschäft durch Libyen
jährlich Einkünfte von geschätzt zwischen 1 und 1,5 Milliarden Dollar.
Davon profitieren mehrere Milizen und Stämme. (…) Auch in diesem Papier
wird General Haftar als derjenige genannt, dessen Truppen ein
Machtschwergewicht bilden. Insgesamt sei der Süden Libyens aber durch
ein staatliches Machtvakuum gekennzeichnet, das vielen Milizen den
Anreiz gibt, dort ihre Vorteile zu sichern. Diese sind mit dem
Schmuggelnetzwerk verbunden. (…) Abgesehen von politischen
Machtrangeleien zwischen ihm und Sarradsch, die im Interview erneut
deutlich werden, betont Haftar, dass die Migration aus Libyen an der
südlichen Grenze gestoppt werden müsse. Darum gehe es hauptsächlich. Er
bietet sich als dank seiner Machtstellung – “Ich kontrolliere mehr als
drei Viertel des Landes” – als Mastermind für einen Masterplan an. (…)
Den Plan habe er, ihm würden nur die Mittel fehlen. Auf seiner
Forderungsliste an Macron stehen Waffen, Munition, gepanzerte Fahrzeuge,
Hubschrauber, Nachtsichtgeräte und befestigte Anlagen, die alle 100
Meter an der 4.000 Kilometer langen Grenze im Süden Libyens aufgestellt
werden müssten, um eine effektive Kontrolle auszuüben. Kostenpunkt für
die EU laut Haftar: etwa 17 Milliarden Euro. Das sei keine übermäßige
Summe, da sie sich auf 20 bis 25 Jahre verteile und die EU dies ja in
einer kollektiven Anstrengung aufbringen könnte. An die Türkei werde
mehr bezahlt, so Haftar…” Beitrag von Thomas Pany vom 14. August 2017 bei Telepolis
- Anm.: Wenn es um die Flüchtlingsabwehr geht, gehört der Begriff
“illegal” zum Standardrepertoire deutscher Flüchtlingspolitik. Wie das
Beispiel Libyen zeigt, ist das illegale Handeln der Bundesregierung
allerdings kaum zu toppen. Unterstützt sie doch die libyschen
völkerrechtswidrigen Praktiken gegen Flüchtlinge und libysche Verstöße
gegen Art.86 ff des Seerechtsübereinkommen der Vereinigten Nationen
sogar mit Geld. Als wie legal kann man eine deutsche Regierungspolitik
noch betrachten kann, die eher rassistische Stereotypen bedient als den
Schutz der Menschenrechte zum obersten Prinzip verfassungsrechtlichen
Handelns zu machen?
Lese daher unbedingt dazu: “Woher kommt der Hass auf die Seenotretter?
Die Hetze gegen die NGO-Schiffe im Mittelmeer zielt auf die
innenpolitische Auseinandersetzung in Deutschland”, Beitrag von Thomas Moser vom 14. August 2017 bei Telepolis – einer der Besten seit längerem hierzu! – in unserem Dossier: Neue Debatte um Schleuser und Schlepper – richtet sich gegen Fluchthelfer
- „Nicht wir handeln illegal, sondern die libysche Regierung“
Die Organisation Ärzte ohne Grenzen beschuldigt die Regierung in Libyen,
illegal gegen Seenotretter vorzugehen.
“… Deutschlandchef Westerbarkey fürchtet, dass “mehr
Menschen im Mittelmeer sterben, weil es weniger Schiffe vor Ort gibt”.
(…) Am Freitag haben die libyschen Behörden die Einrichtung einer Such-
und Rettungszone angekündigt und damit den Zugang für Schiffe von
Hilfsorganisationen zu internationalen Gewässern vor der libyschen Küste
eingeschränkt. Unmittelbar danach warnte uns die Leitstelle für
Seenotrettung in Rom (MRCC) vor den damit verbundenen
Sicherheitsrisiken. Nach diesen zusätzlichen Beschränkungen und der
zunehmenden Blockade von Geflüchteten in Libyen haben wir die Such- und
Rettungshilfe unseres Schiffes „Prudence“ vorübergehend ausgesetzt. (…)
Wir retten im Rahmen des geltenden Seenotrechts Menschen aus dem Wasser,
die vor grausamen Zuständen in libyschen Internierungslagern fliehen.
Nicht wir handeln illegal, sondern die libysche Regierung, wenn sie
unseren Mitarbeitern droht, legale Rettungsaktionen in internationalen
Gewässern mit Gewalt zu verhindern. (…) Wir wissen natürlich, dass viele
Menschen aus ihren Heimatländern nicht nur vor Gewalt und Krieg
fliehen. Spätestens wenn sie dann in Libyen sind, gibt es reale
Fluchtgründe, weil die Lage dort unerträglich ist. Grundsätzlich gilt:
Wir müssen nicht in die Zukunft schauen, es reicht der Blick in die
Gegenwart. Weltweit gibt es eine riesige Anzahl an Flüchtlingen. Die
meisten davon wollen nicht nach Europa; es handelt sich um Menschen, die
innerhalb Afrikas flüchten. Uganda hat 2016 mehr Flüchtlinge
aufgenommen als die ganze EU…” Interview von Adrian Arab und Philip Kuhn mit Volker Westerbarkey bei Welt N24 vom 14. August 2017
- Mittelmeer: Immer mehr NGOs stoppen Rettungseinsätze
“Nach “Ärzte ohne Grenzen” haben weitere NGOs ihre Rettungseinsätze
im Mittelmeer gestoppt. Die Bedrohung durch die libysche Küstenwache sei
ein Grund. “Ärzte ohne Grenzen” will darüber hinaus vermeiden,
Migranten auf Anweisung zurück nach Afrika bringen zu müssen. (…) “Die
libysche Küstenwache hat für sich eine eigene Such- und Rettungs-Area
proklamiert, die sie aber gar nicht in ihrer Ausdehnung verifizieren und
haben den NGOs deutlich gedroht, diese Zone nicht ohne ihre Erlaubnis
zu befahren.” Es sei eine “sehr konkrete Drohung, die wir auch leider
sehr ernst nehmen müssen”, sagt Buschheuer [“Sea Eye”]. Seine NGO hätte
gar keine Möglichkeit, anders zu handeln, “weil man das Gebiet nicht
definiert hat”. (…) Die Kehrseite des Rückzugs aus dem Mittelemeer
kennen die NGOs auch. Wenn weniger Schiffe im Mittelmeer humanitäre
Hilfe leisten, dann ist die Gefahr für die Migranten, die es durch die
Kontrollen der libyschen Küstenwache schaffen, deutlich höher, zu
ertrinken. Trotz der Rettungsaktionen der NGOs sind allein in diesem
Jahr mindestens 2400 Menschen im Mittelmeer gestorben – das macht es zum
tödlichsten aller Meere…” Artikel von Lisa Weiß, ARD-Studio Rom, vom 13.08.2017 bei der Tagesschau
- [Petition] EU-finanzierte Gewalt gegen Flüchtende durch Libysche Küstenwache beenden!
“… Die europäische Abschottungspolitik will Menschen, die ein Recht
auf Schutz vor Gewalt und Verfolgung haben, daran hindern, Europa zu
erreichen. Dafür arbeitet die EU auch mit repressiven Regimen zusammen.
Besonders fragwürdig ist die Kooperation mit der Libyschen Küstenwache,
deren Mitglieder internationales Seerecht und die Genfer
Flüchtlingskonvention missachten – und das, obwohl sie seit Monaten von
europäischen und deutschen Marinesoldaten ausgebildet werden…” Sea-Watch-Petition an Bundeskanzlerin Merkel – und sie ist dringend:
- Merkel stellt mehr Geld in Aussicht: Libyen bei Bekämpfung von Flucht übers Mittelmeer wieder im Fokus
“Um die Flüchtlingsmigration nach Europa zu stoppen, will Merkel
stärker mit Libyen zusammenarbeiten. Die Bundeskanzlerin kann sich ein
Abkommen vorstellen – Vorbild: Türkei. Sorgen bereiten die
katastrophalen menschenrechtlichen Zustände im Land…” Beitrag vom 14. August 2017 beim Migazin
- Hilfsorganisationen in Europa: Weg mit den Rettern
“Erst von Italien kriminalisiert, jetzt von Libyen verjagt: Die
Hilfsorganisationen, die schiffbrüchige Flüchtlinge aus dem Mittelmeer
retten, stehen offenbar der großen Politik im Weg. (…) In der riesigen
SAR-Zone werden dann fortan libysche Schiffe retten – und die Geretteten
zurück an Land bringen – und vielleicht auch die EU-Einsatzkräfte der
Mission “Sophia” – oder auch gar keiner. Dann wird dort eben wieder mehr
gestorben. So wie früher, ehe die privaten Helfer kamen. Damit wäre das
politische Nahziel, die Zahl der Flüchtlinge, die in Italien anlanden,
zu reduzieren, ja schon ein Stück weit geschafft. Und das Fernziel,
diese Flüchtlingsroute genauso dichtzumachen wie die
türkisch-griechische, scheint dann zumindest denkbar. Zynisch? Ja….” Kommentar von Hans-Jürgen Schlamp vom 14.08.2017 beim Spiegel online
- Zwischen Bürgerkrieg, Migration und EU-Interessen: “Libyen ist die Hölle”
“Libyen ist ein Land, das nie ein Staat war und vielleicht
auch nie einer werden wird. Genau das ist ein großes Problem – vor allem
für die EU. Denn sie muss die Frage beantworten, wie sie mit dem
Transitland Libyen als Partner in der Flüchtlingsfrage umgeht. (…) Die
libysche Küstenwache soll abgefangene Flüchtlinge und Migranten in
“angemessenen Aufnahmekapazitäten” abliefern – so heißt es im
Aktionsplan, der im Frühjahr auf dem EU-Gipfel von Malta beschlossen
wurde. Libyen soll die Menschen versorgen und eine Bürokratie aufbauen,
um völkerrechtskonforme Asylverfahren durchzuführen. Anerkannte könnten
dann in “Kontingenten” auf europäische Länder verteilt werden,
Abgelehnte will die EU dann bei ihrer “freiwilligen Rückkehr”
unterstützen. (…)”Das ist alles Gerede”, sagt der Journalist Michael
Obert. Die Realität sehe ganz anders aus. “Wer aus dem Mittelmeer
gezogen wird und wieder in Libyen landet, wird unter kaum vorstellbaren
und absolut unmenschlichen Bedingungen inhaftiert.” Folter und sexuelle
Gewalt seien an der Tagesordnung, berichtet der Reporter, “und das in
Gefängnissen der vom Westen anerkannten Regierung. Das sind die Orte, an
denen Tausende nicht nur mit dem grünen Licht aus Europa, sondern auf
Anweisung und finanziert von Europa abgefangen werden.” (…) Menschen
setzten sich nicht ohne Grund in Bewegung, sagt Michael Obert.
Nigerianer etwa müssten nicht fliehen, wenn sie vom großen Erdölreichtum
ihres Landes profitieren könnten. Stattdessen profitiere der Westen –
von Rohstoffen, von aus afrikanischer Sicht unfairen Handelsbedingungen
etwa für landwirtschaftliche Produkte. Da müsse Europa viel stärker
ansetzen, so Obert. Es müsse ein Umdenken stattfinden, denn das, was wir
sehen, sei erst der Anfang. “Libyen ist die Hölle”, sagt Michael Obert.
Er hat diese Hölle gesehen – und mit ihm reist hr-iNFO Politik genau
dorthin.” Beitrag von Alexander Göbel beim hr-Inforadio vom 11. August 2017 mit Podcast (Dauer: ca. 34 Min.)
- Militäreinsatz Italiens in libyschen Gewässern und
Drangsalierung der Seenotrettungsorganisationen. PRO ASYL:
Menschenverachtende Arbeitsteilung, um Bootsflüchtlinge direkt in die
libysche Hölle zurück zu schicken.
“PRO ASYL kritisiert vehement den beschlossenen Militäreinsatz
Italiens in den Gewässern vor Libyen. Das Eindringen in libysche
Territorialgewässer und das Zurückschleppen von Fliehenden nach Libyen
ist nach Auffassung von PRO ASYL ein Völkerrechtsbruch. »Es droht eine
menschenverachtende Arbeitsteilung: Italien interveniert, die libysche
Küstenwache schleppt die Bootsflüchtlinge zurück in die Hölle«, so Karl
Kopp, Europareferent von PRO ASYL. In Libyen herrschen Rechtlosigkeit
und Willkür. Folter und Vergewaltigungen sind in den
Flüchtlingshaftlagern an der Tagesordnung. Die von der italienischen
Regierung forcierte Strategie, gedeckt von der EU, ist darauf
ausgerichtet, Bootsflüchtlinge durch Aufrüstung der zwielichtigen
libyschen Küstenwache an der Flucht zu hindern. Doch dieser werden
schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. So dokumentiert ein
UN-Bericht vom Juni 2017, dass die libysche Küstenwache mehrfach
Flüchtlingsboote beschossen hat und gerettete Flüchtlinge schwer
misshandelt wurden. Italien und die EU mit ihrer Militär-Operation
»Sophia« sind im Begriff, ein unkalkulierbares militärisches Abenteuer
auf Kosten der Menschenrechte von Schutzsuchenden einzugehen. Sie nennen
es »Krieg gegen Schlepper«, aus Sicht von PRO ASYL ist es faktisch ein
»Krieg gegen Flüchtlinge«….” Pressemitteilung vom 03.08.2017
- Flüchtlingslager in Libyen: “Furchtbar, entsetzlich, grauenhaft”
“Um seine Nachfolge gibt es bereits Streit mit den USA, doch noch
ist Martin Kobler Gesandter der Vereinten Nationen für Libyen. Mit
deutlichen Worten warnte der deutsche Diplomat nun vor Plänen in Berlin
und Brüssel, gerettete Bootsflüchtlinge nach Libyen zurückzubringen. Die
Lager dort seien “furchtbar, entsetzlich, grauenhaft”…” Beitrag vom 21.02.2017 beim Deutschlandfunk online
- Europäischer Gewerkschaftsbund gegen Flüchtlingsdeal mit Libyen
Der Generalsekretär des Europäischen Gewerkschaftsbundes Luca Visentini
hat in einer Stellungnahme zu den Ergebnissen des Treffens in La Valetta
den beabsichtigten Deal mit Libyen erstmals offen kritisiert. In der Pressemitteilung „EU to pay Libya to keep refugees out of Europe“ des ETUC am 03. Februar 2017
wird von Visentini die Tatsache, dass ein Abkommen mit einem Land
geschlossen wird, in dem es höchstens eine Teilregierung gibt, ebenso
kritisiert, wie der Zynismus unterstrichen wird, solche Maßnahmen aus
dem Entwicklungsfonds zu bezahlen – das sei, als ob es Trump gelänge,
Mexiko für den Mauerbau bezahlen zu lassen. Nur eben, dass die EU genau
eine solche Absicht verwirklicht habe.
- [Lybien] Rückschub in die Hölle
“Neue Berichte über die furchtbaren Zustände in libyschen
Haftzentren für Flüchtlinge belasten den informellen EU-Gipfel an diesem
Freitag in Valletta. Auf dem Treffen sollen Pläne besprochen werden,
die zum Ziel haben, das Ablegen von Booten mit Flüchtlingen auf dem Weg
nach Europa künftig so weit wie möglich zu unterbinden. Dazu ist eine
engere Zusammenarbeit mit der libyschen Küstenwache vorgesehen, die
schon jetzt im Rahmen der EU-“Operation Sophia” trainiert wird – auch
von deutschen Soldaten. Die Küstenwache ist dafür berüchtigt, Gewalt
gegen Flüchtlinge anzuwenden – zuweilen mit Todesfolge – und auch vor
Angriffen auf Schiffe von Hilfsorganisationen nicht zurückzuschrecken.
Außerdem überstellt sie aufgegriffene Flüchtlinge in Haftzentren an
Land. Seit Jahren ist bekannt, dass die Flüchtlinge in diesen
Haftzentren nicht nur furchtbaren Lebensbedingungen ausgesetzt sind,
sondern auch regelmäßig vom libyschen Wachpersonal erniedrigt,
verprügelt, in die Zwangsarbeit verkauft und vergewaltigt werden. Immer
wieder kommt es zu Morden an Internierten. Ein am Wochenende in kurzen
Passagen bekannt gewordener Bericht der deutschen Botschaft in Niger
nennt die Verhältnisse in den Haftzentren “KZ-ähnlich”. Beschließt die
EU am Freitag den geplanten Ausbau der Kooperation mit der Küstenwache,
dann ist mit einem deutlichen Anstieg der Zahl in libyschen Haftzentren
internierter und gequälter Flüchtlinge zu rechnen…” Bericht vom 31. Januar 2017 von und bei German-Foreign-Policy
- EU, Libyen: Schmutziger Deal geplatzt
“Die EU-Kommission hat gestern den italienisch-maltesischen
Plan eines schmutzigen EU-Deals mit Libyen fallen gelassen. Der Plan
sah vor, dass EU-Kriegsschiffe die libyschen Häfen blockieren und die
libysche Küstenwache alle abgefangenen Boat-people an das libysche
Festland zurücknimmt. Aber auch auf längere Sicht wird es keine libysche
Küstenwache geben. Stattdessen prägen verfeindete Milizen in den
Küstengewässern das Bild. Zudem nimmt die libysche Kritik an der
wachsenden italienischen Machtpräsenz in Libyen zu. Ohne libysche
Partner wagt die EU keine systematischen Push-Back-Operationen im
zentralen Mittelmeer. – In den vergangenen Monaten ist ebenfalls der
EU-Plan gescheitert, abgefangene Boat-people in Lager nach Tunesien,
Ägypten oder gar nach Algerien oder Marokko zu verbringen…” Meldung vom 26. Januar 2017 bei der Forschungsgesellschaft Flucht & Migration
- Libysche Partner der EU im „Kampf gegen Migration“: Milizen
162.000 Menschen sind im letzten Jahr über den „libyschen Weg“
geflüchtet. Das soll jetzt die libysche Küstenwache verhindern – nach
einem Abkommen vom August 2016. Welcher Miliz diese sogenannte
Küstenwache auch immer angehören mag: Sie werden von der EU
ausgebildet, nachdem überprüft wurde, dass sie nicht zu Isis gehören –
zu anderen im Lande aktiven Banden dürfen sie aber schon gehören. Bis
zum Frühjahr 2017 soll die Ausbildung weitgehend beendet sein. Dann
erwartet die EU einen Rückgang der Flüchtlingszahlen aus dem
Bürgerkriegsland. In dem Beitrag
„Flüchtlingsdeal mit Libyen: Brutale Milizen als Partner Europas?“ am
19. Januar 2017 von Nikolaus Steiner beim WDR-Monitor
werden diese mehr als seltsamen Partner vorgestellt. Der zentrale Satz
eines ägyptischen „Kollegen“ über die Aufgaben diverser Küstenwachen ist
banal: „Vorrang behält der Kampf gegen die Migration“.
Siehe zu den Hintergründen:
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