“Die Reaktionen auf Emmanuel Macrons TV-Ansprache vom vorigen Donnerstag, den 25. April – die offizielle Bezeichnung lautete übrigens „Pressekonferenz“, doch real handelte es sich quasi um einen zweistündigen Monolog – fielen nahezu einhellig negativ aus; sei es seitens der Gewerkschaften und der Oppositionsparteien wie auch der Protestbewegung der „Gelben Westen“. (Wir berichteten bereits am Freitag/Samstag darüber) (…) Vor diesem Hintergrund ist es in der Gesamtbilanz eher enttäuschend, dass die „Gelbwesten“-Demonstrationen vom Samstag, den 27. April sich, zwei Tage nach Emmanuel Macrons fernsehübertragener Ein-Mann-Operette, nicht als mobilisierungskräftiger als die vorausgehenden erwiesen, sondern die Teilnahme eher rückläufig erschien. (…) Es ist plausibel, anzunehmen, dass sich sowohl seitens der Schwarzvermummten (die jedenffalls in Paris dieses Mal nicht erkennbar in Erscheinung treten, jedenfalls keinen Glasbruch begingen) wie auch seitens der Gewerkschaften jeweils noch Kräfte für den diesjährigen 1. Mai reserviert wurden. Zu ihm rufen nach Paris überregional, ja grenzüberschreitend…” Artikel von Bernard Schmid vom 29.4.2019 – wir danken!
Akt 24 der Gelbwesten und Gewerksachaften in Frankreich zwischen Macrons “Versprechen” und dem 1. Mai
Die Reaktionen auf Emmanuel Macrons TV-Ansprache vom vorigen Donnerstag, den 25. April – die offizielle Bezeichnung lautete übrigens „Pressekonferenz“, doch real handelte es sich quasi um einen zweistündigen Monolog – fielen nahezu einhellig negativ aus; sei es seitens der Gewerkschaften und der Oppositionsparteien wie auch der Protestbewegung der „Gelben Westen“. (Wir berichteten bereits am Freitag/Samstag darüber)
Dies war bereits übrigens bei der ersten Runde von TV-Ankündigungen seitens des 40jährigen Staatspräsidenten vom 10. Dezember 2018 so gewesen, damals mit Ausnahme der „Gelbwesten“-Prominenten Jacline Mouraud, die im Herbst 2018 eines der ersten Protestvideos bei Youtube – mit sechs Millionen Klickzahlen – publiziert hatte, dann jedoch zwei Monate später das Gute im Menschen, pardon: im Macron entdeckte. Diese Dame darf sich allerdings heute in offensichtlicher Weise vorwerfen lassen, sie habe in opportunistischer Absicht und in eigenem Interesse gehandelt, um als solcherart „konstruktive“ Ansprechpartnerin ihre zu Anfang 2019 gegründete Partei Les Emergents (ungefähr: „Die Aufstrebenden“) zu lanciert. Letztere strebt derzeit allerdings nicht auf, sondern zerfällt, denn vier von sechs Gründungsmitgliedern traten soeben aus mit der Begründung, Madame Moureau habe eine innerparteiliche Monarchie errichtet. ( Vgl. kurze AFP-Meldung dazu: http://www.lefigaro.fr/flash-actu/vague-de-demissions-au-micro-parti-les-emergents-fonde-par-jacline-mouraud-20190423 – Übrigens, sofern in diesen Spalten mitunter auf die konservative Tageszeitung ‘Le Figaro’ – entspricht ungefähr einer Mischung aus FAZ und ‘Die Welt’ – verlinkt wird, dann hauptsächlich deswegen, weil dort die Agenturmeldungen von AFP leicht und v.a. Über Jahre hinaus zugänglich sind. Die Sympathien des Autors für diese Zeitung selbst halten sich ansonsten doch in Grenzen…)
Vor diesem Hintergrund ist es in der Gesamtbilanz eher enttäuschend, dass die „Gelbwesten“-Demonstrationen vom Samstag, den 27. April sich, zwei Tage nach Emmanuel Macrons fernsehübertragener Ein-Mann-Operette, nicht als mobilisierungskräftiger als die vorausgehenden erwiesen, sondern die Teilnahme eher rückläufig erschien. Laut Regierungsangaben (die sicherlich untertrieben sein mögen, aber die Realität wohl um ein Drittel oder die Hälfte reduzieren – nicht um einen Faktor Hundert!) gingen am vergangenen Samstag „23.600 Personen“ auf die Straße, dies wäre lt. Regierungszahlen beim „Akt 24“ die zweitschwächste Beteiligung unter den insgesamt vierundzwanzig Protestsamstagen seit dem 17.11.2018. Seitens von „Gelbwesten“-Facebookseiten wurde die Beteiligung wiederum mit „mindestens 60.132“ angegeben, wobei man schon gerne wüsste, wie da auf’s Individuum gerne gezählt worden ist; oder wurde etwa doch gewürfelt..? (Vgl. Agenturmeldung v. AFP dazu: http://www.lefigaro.fr/flash-actu/gilets-jaunes-23-600-manifestants-ce-samedi-27-avril-20190427 ) Auf ganzer Linie Unrecht hatte hingegen in dieser Sache die ARD, die in den Samstag-Abend-Nachrichten behauptete, es seien frankreichweit angeblich (nur) „5.500“ Menschen gewesen. Dies waren die 14 Uhr-Zahlen, liebe Fernsehfritzen, nicht die abschließenden, selbst nicht die des Innenministeriums…
In Paris gingen demnach, lt. innenministeriellen Angaben, „2.600“ Menschen auf die Straße, andere Quellen sprechen von rund 5.000. Eine gute Hälfte machten dabei dieses Mal nicht gelbe Westen aus, sondern orangefarbene und rote, da – wie wir berichteten – acht Mitgliedsorganisationen der CGT explizit mobilisiert hatten, von der (eher links-undogmatischen) Mediengewerkschaft CGT Info’com bis zur (unter uns: eher neostalinistisch geführten) Chemie-Branchengewerkschaft.
Im ostfranzösischen Strasbourg/Straßburg kam es anders als in Paris zu Zusammenstößen, vor allem wohl, weil die Präfektur (juristische Vertretung des Zentralstaats) dort weite Teile der Innenstadt zum Demonstrieren verboten hatte und Protestierende dennoch dorthin vorzustoßen versuchten. Laut regierungsoffiziellen Zahlen soll es sich dort um 2.000 Demonstrierende gehandelt haben.
Es ist plausibel, anzunehmen, dass sich sowohl seitens der Schwarzvermummten (die jedenffalls in Paris dieses Mal nicht erkennbar in Erscheinung treten, jedenfalls keinen Glasbruch begingen) wie auch seitens der Gewerkschaften jeweils noch Kräfte für den diesjährigen 1. Mai reserviert wurden. Zu ihm rufen nach Paris überregional, ja grenzüberschreitend, wie bereits im vorigen Jahr – wo die Bilanz der, im Zusammenspiel von Glasbruchfraktion und Polizeieinsatz, gesprengten Maidemonstration keine glänzende wurde – erneut diverse Appelle aus der Schwarzvermummtenfraktion auf.
Das Ergebnis bleibt sicherlich abzuwarten, und wir werden ausführlich darüber berichten!
Artikel von Bernard Schmid vom 29.4.2019 – wir danken!
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