„Nach knapp drei Wochen hat die polnische Lehrergewerkschaft ZNP den Streik an den Schulen des Landes »suspendiert«. Die Unterbrechung soll bis zum Beginn des neuen Schuljahres im September gelten. ZNP-Chef Slawomir Broniarz betonte, der Kampf für Gehaltserhöhungen von 30 Prozent sei nicht aufgegeben, sondern nur aufgeschoben. Im neuen Schuljahr würden sich die Lehrerinnen und Lehrer mit der Kraft der in diesem Streik erprobten Einheit erneut für ihre Forderungen einsetzen. Die Lohnerhöhung sei nicht vom Tisch, so Broniarz ausdrücklich. Gleichzeitig kündigte er das Engagement der Lehrer für eine allgemeine Reform des polnischen Schulwesens an. Materiell hat der Ausstand also nichts gebracht. Die Regierung demonstrierte von Anfang an Unnachgiebigkeit gegenüber allem, was über den noch vor Streikbeginn mit ihrer Parteigewerkschaft »Solidarnosc« unterzeichneten Abschluss hinausging. Da konnte sich der ZNP noch so sehr in Richtung einer nur in Raten gezahlten Lohnerhöhung »bewegen« – die Regierung wollte vermitteln, dass es sich nicht lohnt, für etwas zu kämpfen, was die Staatsmacht nicht ohnehin zu gewähren bereit ist. Das hat der Staat zumindest kurzfristig nicht erreicht…“ – aus dem Beitrag „Geordneter Rückzug“ von Reinhard Lauterbach am 27. April 2019 in der jungen wWlt , worin die in der Überschrift angedeutete Meinung zum Streikende dargelegt wird. Siehe dazu auch zwei weitere Beiträge, in denen dieser Ausgang ganz anders gesehen wird und den Hinweis auf unseren bisher letzten Beitrag zum Streik und dessen Ende:
- „In naked sellout, union announces end to strike by 300,000 Polish teachers“ von Will Morrow und Clara Weiss am 27. April 2019 bei wsws sieht diese abrupte Beendigung des Streiks als „nackten Ausverkauf“. Dies einmal entgegen der kompromisslosen Haltung der Rechtsregierung in Polen, aber auch in bezug auf ein Argument mangelnder öffentlicher Unterstützung, was nicht der Wahrheit entspreche. Zumal ein angekündigter Streik im öffentlichen Dienst der ganzen Bewegung eine neue Qualität hätte geben können, die über die eines „gewöhnlichen Streiks“ hinaus gegangen wäre.
- „Poland: teachers’ strike betrayed by trade union leaders“ von Henryk Kozlowski am 27. April 2019 bei In Defence of Marxism ist ein Beitrag, in dem ebenfalls – mit der Bewertung „Verrat“ – der Streikabbruch heftig kritisiert wird. Es zeige sich, dass nicht nur die Solidarnosc dem Kampf der LehrerInnen entgegenstehe – wozu auch einige Stimmen zitiert werden. Und es wird darauf verwiesen, dass in den Tagen vor dem Streikabbruch die Solidaritätsaktionen immer weiter angewachsen seien. Dennoch könne von diesem Streik und seiner massiven Befolgung die Erfahrung bleiben, dass man sehr wohl kämpfen könne.
- Zum Streik an Polens Schulen zuletzt: „Streik an den polnischen Schulen: Unterbrochen. Oder: Beendet?“ am 26. April 2019 im LabourNet Germany
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