Montag, 29. April 2019

Workers Memorial Day 2019: Neue Gefahren, alte Nachwirkungen, 7.500 Tote. Am Tag. Und was dagegen tun?

Es sind offizielle Zahlen der Internationalen Arbeitsorganisation  
(ILO): Täglich sterben 6.500 Menschen an Berufskrankheiten und 1.000  
bei Arbeitsunfällen. Und niemand sollte den Fehler machen, die ILO als  
parteiische Beschäftigtenorganisation zu sehen: Der materialisierte  
Dreibund zählt nur die Opfer jener Krankheiten, die – oft genug nach  
langem Kampf gegen den Widerstand der Unternehmen – als  
Berufskrankheiten „anerkannt“ sind. Und jene Unfälle, die offiziell  
registriert wurden. Aus dem soeben veröffentlichten Jahresbericht der  
ILO zum 28. April 2019 „Safety and Health at the heart of the Future  
of Work: Building on 100 years of experience„ geht aber sowohl hervor,  
dass die „Digitalisierung der Arbeit“ auch neue Risiken und Gefahren  
mit sich bringt, als auch, dass die „alten Erbschaften“ (Asbest!) nach  
wie vor tödlich wirken. Neue Gefahren? Der chinesische Digitalkonzern  
Ali Baba z.B. reagiert auf den Protest aus der Belegschaft gegen „996“  
(von 9 bis 9 an sechs Tagen die Woche arbeiten) mit der Bekundung, wer  
das nicht wolle, könne ja woanders arbeiten. In Japan werden die  
Möglichkeiten geschaffen, nahezu unbegrenzt Überstunden zu diktieren.  
In der Türkei wird auf Proteste gegen Arbeitsbedingungen in der  
Baubranche mit Polizei reagiert. Ob Todesopfer im „wilden“ Bergbau von  
Myanmar oder bei Indiens Latrinenmenschen – das sind Beispiele, die  
noch am ehesten bekannt sind, weil sie ab und zu in größeren Medien  
als Sensationsmeldung auftauchen – vom Schiffe abwracken in Asien,  
über die Müllentsorger Europas in Afrika bis zu den Beschäftigten  
giftiger Sojaplantagen in Brasilien ist die Liste endlos. Und gerade  
deswegen machen wir in unserem diesjährigen, inzwischen ja schon  
traditionellen, Überblick zum 28. April etwas Anderes: Einen genaueren  
Blick in drei europäische Länder werfen, nicht weil europäische Leben  
wertvoller wären, sondern um deutlich zu machen, dass dies kein  
Problem von „Entwicklungsländern“ oder, blöder noch, von  
„Mentalitäten“ ist, sondern: Kapitalismus, sei es altmodisch oder  
modern. Italien, Frankreich und Spanien stehen in unserem diesjährigen  
Dossier im Mittelpunkt, mit ihren tödlichen Alltäglichkeiten – und den  
Versuchen, sich dagegen zu wehren.
http://www.labournet.de/?p=147801

Siehe die Materialsammlungen der letzten Jahre in unserem Dossier zum  
alljährlichen Workers Memorial Day
http://www.labournet.de/?p=32334

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