Mittwoch, 27. Januar 2016

Gewerkschaften und Linke für mehr Umverteilung


Ver.di fordert hohe Lohnabschlüsse gegen die anhaltende Ungleichheit / DGB für höhere Besteuerung von Kapitalerträgen und Erbschaften / Linkspartei plädiert für Vermögenssteuer und Millionärsabgabe

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Kundgebung des Bündnisses "Umfairteilen - Reichtum besteuern« im Herbst 2013 (Archivbild)
Berlin. Angesichts der auch in Deutschland grassierenden Ungleichheit und der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich haben Gewerkschafter, Sozialverbände und Linke mehr Umverteilung gefordert. Der Chef der Gewerkschaft ver.di Frank Bsirske drängte auf hohe Tariflohnabschlüsse im laufenden Jahr. »Ein Mittel gegen die anhaltende Umverteilung von unten nach oben sind kontinuierlich gute Tarifabschlüsse«, sagte er der »Rheinischen Post«. Der Staat müsse Vermögende zudem stärker besteuern. »Deutschland ist seit Jahren eine Steueroase für Reiche«, kritisierte Bsirske. Die Kommunen seien deutlich unterfinanziert.
Patente auf Leben stoppen
Laut Daten des Statistischen Bundesamtes ist die Ungleichheit bei der Vermögensverteilung in den vergangenen zehn Jahren weiter gestiegen. Auch laut Bundessozialministerium ist die Vermögensverteilung weiter auseinander gegangen. Danach verfügten die oberen zehn Prozent der Haushalte im Jahr 2013 über 51,9 Prozent des Nettovermögens. Im Jahr 1998 waren es noch 45,1 Prozent. Die unteren 50 Prozent der Haushalte besaßen demnach 2013 nur ein Prozent des Nettovermögens, im Jahr 1998 waren es 2,9 Prozent. Die Bundesregierung und das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung widersprachen. »Die Vermögensungleichheit in Deutschland hat zwischen 2002 und 2012 nicht zugenommen«, sagte der DIW-Experte Markus Grabka. Die Ausweisung von Ungleichheit ist wegen unterschiedlicher Methoden und Datengrundlagen umstritten. Dass es eine Kluft zwischen Arm und Reich gibt, ist aber praktisch nicht zu leugnen.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund verlangte deshalb eine höhere Besteuerung von Kapitalerträgen und Erbschaften. Der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann sagte, »es ist Unfug«, dass Menschen für ihre Arbeit mit bis zu 42 Prozent des Einkommens besteuert würden, während auf Kapitaleinkommen lediglich 25 Prozent Steuern entfielen. Der DGB fordert die Abschaffung der Abgeltungssteuer und die Wiedereinführung der Erbschaftssteuer auf große Vermögen. »Das ist keine Steuererhöhungsorgie«, sagte Hoffmann. Für mehr Steuergerechtigkeit müsse sofort gehandelt werden.
Allerdings könne die wachsende Spaltung in Reiche und Arme nicht in Deutschland allein bekämpft werden. Durch unterschiedlich hohe Steuersätze in den Mitgliedsländern gingen in der Europäischen Union pro Jahr eine Billion Euro durch Steuerflucht verloren, sagte der Gewerkschaftschef. Ein Großteil davon entfalle auf Deutschland.
Linkenchef Bernd Riexinger sagte, »die Oben verschonen und die Mehrheit belasten – das sind die untauglichen Rezepte, die seit Jahrzehnten dieses Land regieren«. Er verwies auf »desolate Kommunalfinanzen, eine kaputte öffentliche Infrastruktur, zu wenig Lehrerinnen und Lehrer an Schulen, zu wenig Beschäftigte in Sozialdiensten und Behörden für Dienstleistungen am Bürger, zu wenig Erzieherinnen und Erzieher angesichts der Integrationsleistungen, die wir vollbringen wollen«. Laut Riexinger fehlten im Öffentlichen Dienst 180.000 Beschäftigte.

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»Wer öffentliche Haushalte kaputtspart, statt die Infrastruktur des Staates instand zu halten, gefährdet massiv den gesellschaftlichen Frieden«, so Riexinger. Die Linkspartei fordere, Vermögende stärker zur Finanzierung des Gemeinwohls heranzuziehen: »Wir brauchen eine Vermögenssteuer, eine Millionärsabgabe. Wir brauchen eine gerechte Erbschaftssteuer. Das wären Mittel, um die Gerechtigkeits- und Demokratielücke im Land zu beseitigen«, sagte Riexinger. Auch der Sozialverband SoVD warnte vor den Folgen einer wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich. »Die zunehmende Vermögensungleichheit in Deutschland ist ein ernstes Problem, das auf die politische Tagesordnung gehört. Dies ist insbesondere deshalb nötig, weil die Armutsrisiken steigen«, sagte SoVD-Präsident Adolf Bauer. »Nötig ist ein zielgerichtetes Vorgehen für mehr sozialen Ausgleich. Insbesondere der Arbeitsmarktpolitik kommt dabei eine entscheidende Bedeutung zu. Zudem ist es erforderlich, die sozialen Sicherungssysteme zu stärken«, forderte Bauer. Agenturen/nd

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