31.01.16
Wir haben den Nerv getroffen...
Die GG/BO wurde mit einer enormen Geschwindigkeit deutschlandweit und zum Teil über die Landesgrenzen hinweg bekannt. Offenbar haben wir den Nerv der Zeit getroffen: die soziale Frage hinter Gittern. Kein Mindestlohn, keine Rentenversicherung, keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, kein Kündigungsschutz – das ist die Realität des bundesdeutschen Strafvollzugs. Es schreit zum Himmel...
Wir haben es als GG/BO drinnen und draußen gemeinsam geschafft, Gefangene öffentlich nicht als „Kriminelle“ erscheinen zu lassen, sondern als Gewerkschafter_innen, die sich in Haft befinden. Es ist uns gelungen, die GG/BO mit sozialpolitischen Themen in öffentlichen Debatten erkennbar zu machen und eigene Forderungen öffentlich zu verbreiten. Das ist viel mehr als wir vor anderthalb Jahren erwarten durften.
… und viel vor...
Im gerade erst begonnenen neuen Jahr steht einiges auf dem Programm: die Initiativen, die aus den Knästen kommen, sind so zahlreich, dass wir zum Teil große Probleme haben, vor den Haftanstalten zu mobilisieren. Wir werden als GG/BO versuchen müssen, dass wir unsere Solidaritätsstrukturen draußen stärken. Die ersten Schritte hierzu haben wir eingeleitet, indem wir nach und nach Regional-Treffen mit interessierten Menschen und Gruppen abhalten, um solidarische Netzwerke der GG/BO aufzubauen.
…, um ein breites Bündnis zu schaffen...
Wir haben seit unserem Bestehen zahlreiche Kontakte in das breite Gewerkschaftsspektrum, in die unterschiedlichsten sozialen Bewegungen, aber auch zu fortschrittlichen Vertreter_innen parlamentarischer Parteien entwickeln können. Das ist auch ganz wichtig, um GG/BO-Kampagnen vor und hinter dem Knasttor starten zu können.
Wir organisieren uns z.B. mit nicht inhaftierten Kolleg_innen, die für Arbeitsrechte und soziale Gerechtigkeit eintreten. Wir nehmen regelmäßig an gewerkschaftlichen Mobilisierungen und sozialen Protesten teil, um die Stimme der inhaftierten Beschäftigten und Beschäftigungs-losen hörbar zu machen.
… und auf die eigene Kraft zu setzen.
Aber letztlich müssen wir auf die eigenen Kräfte vertrauen, die ja durchaus vorhanden sind. Und wir können mit den einfachsten Mitteln anfangen: trotz Eurer Gefangenenschaft habt Ihr Rechte, habt Ihr Möglichkeiten, „Stopp!“ zu sagen. Freiheitsentzug ist das eine, eine Doppel- und Dreifachbestrafung in der Form einer sozial- und arbeitsrechtlichen Diskriminierung ist das andere.
An diesen Punkten setzen wir an: Ihr alle wisst und fühlt es, es kann nicht korrekt sein, wenn Ihr für einen vollen Arbeitstag mit einem Billiglohn abgespeist werdet; es kann nicht korrekt sein, trotz Beschäftigung ohne Rente dazustehen; es kann nicht korrekt sein, als Beschäftigungsloser mit ein paar Cent am Tag auskommen zu müssen; es kann nicht korrekt sein, oft überteuert über einen Monopolisten den externen Einkauf machen zu müssen; es kann nicht korrekt sein, bei Erkrankungen, nicht angemessen versorgt zu werden; und es kann vor allem nicht korrekt sein, als gewerkschaftlich aktiver Inhaftierter, seitens der Vollzugsbehörde schikaniert zu werden.
Nimm´ Dir Dein Recht – erheb´ Deine Stimme!
Glück auf!
www.gefangenengewerkschaft.de
info@gefangenengewerkschaft.de
facebook.com/Gefangenengewerkschaft
Januar 2016
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