Samstag, 22. November 2014
Befreiungsschlag des Präsidenten: Erzwungene Transparenz in Mexiko
Vorbemerkung: "Transparenz" dürfte ein irreführendes Wort sein. Was macht die NZZ so sicher, dass nicht eventuelle Schwarzgeldkonten das offen gelegte Vermögen um ein Vielfaches übersteigen. An dieser Stelle, lassen wird es mit dieser zurückhaltenden Frage bewenden. Interessant ist eigentlich die Higa-Connection, wobei wohl immer noch nicht entschieden ist, ob das "gläserne" Unternehmen Siemens bei der Hochgeschwindigkeitszugstrecke nicht doch noch seine Finger ins Spiel bekommt.
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Neue Zürcher Zeitung
Tjerk Brühwiller, São Paulo 21.11.2014, 05:30 Uhr
Enrique Peña Nieto macht kein Geheimnis aus seinem Privatvermögen. 45 Millionen Pesos oder 3,3 Millionen Dollar hat das mexikanische Staatsoberhaupt in seinen 48 Lebensjahren angehäuft. Etwa die Hälfte entfällt auf Häuser und Grundstücke, die Peña Nieto von seinen Eltern geschenkt bekommen oder geerbt hat. Daneben besitzt der Präsident Schmuck, Luxusuhren und Kunst im Wert von rund einer halben Million Dollar und hält Anlagen in der Höhe von 1,2 Millionen Dollar. Sein jährliches Einkommen liegt bei 250 000 Dollar.
Als Präsident wäre Peña Nieto nicht verpflichtet, sein Vermögen offenzulegen. Dass er es dennoch getan hat, ist weniger auf seinen Willen zur Transparenz zurückzuführen als auf den öffentlichen Druck. Vor einigen Tagen wurde bekannt, dass seine Ehefrau, Angélica Rivera, den Kauf einer Villa in einem Nobelviertel von Mexiko-Stadt beabsichtigt. Der Preis beträgt rund 4 Millionen Dollar. Das Geld stammt aus den lukrativen Fernsehverträgen der ehemaligen Schauspielerin. Für Kritik sorgte jedoch weniger der Wert des Hauses als dessen Bauherr. Die Villa wurde von einer Filiale der Higa-Gruppe gebaut, die zahlreiche Infrastrukturprojekte verwirklichte, als Peña Nieto Gouverneur des Gliedstaates México war. Auch ist Higa an einem Konsortium beteiligt, das kürzlich die Ausschreibung einer Hochgeschwindigkeitszugstrecke gewonnen hat. Das Bieterverfahren ist nachträglich allerdings für ungültig erklärt worden.
Rivera wird auf den Kauf der Villa verzichten, und ihr Mann hat den Mexikanern einen Blick in sein Portfolio gewährt. Ob diese erzwungene Transparenz ausreicht, um das Vertrauen zurückzugewinnen, ist fraglich. Es ist weniger der Reichtum des Präsidentenpaars, an dem sich die Bürger stossen dürften, als vielmehr der Zeitpunkt dieser Episode. Nach dem Verschwinden von 43 Studenten und einer Welle der Empörung und des Protests gegen die Gewalt und Korruption im Land will niemand einen Präsidenten sehen, der sein Vermögen erklären muss. Es gibt Wichtigeres zu tun in Mexiko.
URL: http://www.nzz.ch/international/aufgefallen/erzwungene-transparenz-in-mexiko-1.18429204
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