Samstag, 22. November 2014
Hartz-IV-Rebellin wird unfreiwillig befördert "Man will mich einfach wegloben"
21. November 2014, 18:22 Uhr
Als Jobcenter-Mitarbeiterin kritisierte Inge Hannemann öffentlich das System Hartz IV. Nun schiebt man sie auf einen anderen Posten ab. Doch die Hartz-IV-Rebellin will weiterkämpfen.
Jahrelang war Inge Hannemann dafür zuständig, Arbeitslosen einen Job zu vermitteln. Doch seit anderthalb Jahren arbeitet die 46-Jährige selbst nicht mehr, stattdessen streitet sie vor Gerichten mit ihrem Arbeitgeber. Die damalige Jobcenter-Mitarbeiterin hatte sich öffentlich gegen das System Hartz-IV gestellt - und wurde suspendiert. Derzeit ist sie krankgeschrieben.
Die Stadt Hamburg möchte die sogenannte Hartz-IV-Rebellin nicht mehr im Jobcenter haben, stattdessen soll sie auf einen Posten im Integrationsamt abgeschoben werden. Aber Hannemann wehrt sich: Einen Eilantrag gegen die Versetzung lehnte das Landesarbeitsgericht am Donnerstag ab, doch Hannemann will weiterkämpfen.
"Man will mich einfach wegloben", sagt Hannemann im Gespräch mit dem stern. Sie hofft nun auf das Hauptklageverfahren im Dezember. Dort soll endgültig geklärt werden, ob die Stadt die unliebsame Mitarbeiterin rechtmäßig versetzt hat. Hannemann argumentiert, für die neue Stelle sei sie gar nicht qualifiziert. Eigentlich bräuchte man für den Job einen höheren Abschluss als sie habe, sagt Hannemann. Mehr Geld würde ihr die unfreiwillige Beförderung aber nicht einbringen.
Prominente Stimme gegen Hartz IV
Mit Vorträgen und Auftritten in der Öffentlichkeit ist Hannemann zu einer prominenten Stimme in der Hartz-IV-Debatte geworden. Sie spricht sich gegen harte Sanktionen und Zwangsmaßnahmen aus. Statt auf Vermittlungsquoten schaue sie darauf, was Arbeitslosen langfristig helfe, sagt sie: "Ich habe doch nichts davon, wenn ich jemand kurzfristig vermittle und wenig später steht er wieder bei mir."
In einem früheren Interview mit dem stern hatte Hannemann gesagt, Hartz IV gehöre abgeschafft. Doch heute wäre sie auch mit weniger zufrieden. An ihrem alten Arbeitsplatz im Jobcenter können sie auch im Rahmen der jetzigen Möglichkeiten viel bewirken, ist Hannemann überzeugt. "Wenn ich schon das System nicht ändern kann, will ich wenigstens für meine Kunden das Beste tun."
Daniel Bakir
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