Samstag, 31. August 2013

Streitbare Festschrift bringt "Licht in das Dunkel um das Hans-Sachs-Haus"

29.08.13 - Am gestrigen Abend feierte das überparteiliche Kommunalwahlbündnis AUF Gelsenkirchen, zusammen mit vielen anderen Mitstreiterinnen und Mitstreitern im AWO-Seniorenzentrum in der Gelsenkirchener Grenzstraße, den jahrelangen Kampf um das Hans-Sachs-Haus und wichtige Teilerfolge. Zusammen mit rund 100 interessierten Bürgerinnen und Bürgern, davon viele Mitstreiter der ersten Stunde aus dem Kampf um den Erhalt des historisch wertvollen Gelsenkirchener Bürger- und Rathauses stellte das Bündnis die Festschrift „Licht in das Dunkel um das HANS-SACHS-HAUS – Eine streitbare Festschrift zur Eröffnung des neuen Hans-Sachs-Hauses“ vor. Das Autorenteam Birgit Jakobs, Monika Gärtner-Engel, Dr. Willi Mast, Mitglieder von AUF Gelsenkirchen und Professor Dr. Roland Günter hat die Geschichte des Gebäudes und vor allem den Kampf um seinen Erhalt spannend, fakten- und kenntnisreich aufgeschrieben. Die Schrift, die sich schon während der Veranstaltung wie die sprichwörtlichen „warmen Semmeln“ verkaufte, liest sich packend wie ein Krimi. Die Autoren lassen – bei aller Freude über die Eröffnung des neuen Hans-Sachs-Hauses – niemanden der Verantwortlichen für die desaströse Planung, einschließlich eines zeitweise beschlossenen Abrisses des Denkmal geschützten Hauses, aus der Verantwortung. Ross und Reiter werden ebenso genannt, wie die immensen Kosten in Höhe von 165 Millionen Euro, an denen die hoch verschuldete Stadt Gelsenkirchen noch sehr lange zu knabbern haben wird. Eines macht die Schrift aber auch deutlich: Ohne den Kampf der Bürger gäbe es das Gebäude heute nicht mehr: „... Nach wie vor wird der Skandal unter den Teppich gekehrt und die Verantwortlichen gedeckt. Die Aufklärung bleibt die Stadtspitze den Gelsenkirchenern bis heute schuldig. … Der Kampf um das Hans-Sachs-Haus war ein wichtiger und wegweisender Beitrag des kommunalen Widerstandes. Ein Beispiel, das bundesweite Bedeutung erlangte, weit über Gelsenkirchen hinaus zur Mahnung gegen PPP (Privat Public Partnership, Anm, d. Red.) und den Ausverkauf der Kommunen an Banken und Konzerne wurde. Dieser Erfolg ist nicht auszulöschen!“ Allerdings hat das Gebäude durch die Baumaßnahmen seinen Charakter als Bürgerhaus verloren. Der Architekt des Hans-Sachs-Hauses, Alfred Fischer, hatte für Gelsenkirchen ein innovatives Rathaus mit Ladenzeile, Stadtbücherei und Lesesaal sowie einem Hotel entworfen. Durch die Zerstörungen, die der Investor im Inneren des Gebäudes angerichtet hat, ist nun ein reines Verwaltungsgebäude daraus geworden. Dazu die Streitschrift: "Was verbleibt und zu Recht hoch gelobt wird, ist die beeindruckende Fassade. Baugeschichte ist stets auch politische Geschichte. Der Abbruch ist zugleich auch Abbruch der Demokratie. ... Der Neubau ist aber auch ein Stück Geschichtsfälschung, eben nur noch Fassade. Denn das Konzept des Bürgerhauses ist nicht mehr Realität". „Was AUF Gelsenkirchen besonders gefreut hat, ist, das viele Mitstreiter und Aktivisten aus der Zeit des Bürgerbegehrens, dem Kampf um den Erhalt des Hans-Sachs-Hauses, gekommen sind“, erklärte Moderatorin Martina Reichmann von AUF Gelsenkirchen. So ging der Architekt Karl-Heinz Rotthoff in bewegenden Beiträgen unter anderem auf die mittlerweile eingelagerte Walcker-Orgel des Hauses ein. Ursula Kups, die Frau der mittlerweile verstorbenen Vertrauensperson des 1. Gelsenkirchener Bürgerbegehrens, Hans-Josef Kups, bedankte sich gerührt für die Würdigung ihres Mannes in der Festschrift. Die beiden unermüdlichen Kämpferinnen für das Hans-Sachs-Haus, Ingrid Poetel und Brigitte Wiesemann, waren ebenfalls anwesend, bzw. ließen es sich nicht nehmen, ebenfalls einen Beitrag zum festlichen Abend beizusteuern. Der Vorsitzende der MLPD, Stefan Engel, und Mitglieder des Jugendverbands REBELL erzählten, was sie durch den Kampf um das Gebäude zur Rolle des Kulturniveaus gelernt haben. Außerdem meldete sich Ursula Möllenberg von der DKP eindrücklich zu Wort. Sie und viele andere trugen zum Gelingen der Veranstaltung bei. Sehr zufrieden mit dem Verlauf des Abends zeigte sich der Vorstandssprecher von AUF Gelsenkirchen, Dr. Willi Mast: „Die Veranstaltung war sehr erfolgreich, weil sie viele Menschen erreicht hat, die im Laufe dieses Kampfs um die Aufklärung der Hintergründe des Hans-Sachs-Haus-Skandals aktiv geworden sind. Im Laufe der Veranstaltung hat sich gezeigt, wie wichtig es war, mit der Festschrift die Geschichte des Hans-Sachs-Hauses aufzuarbeiten. Schließlich zeigt sich jetzt – im Vorfeld der Eröffnung des neuen Hans-Sachs-Hauses, das von Seiten der Stadtspitze eine unerträgliche Geschichtsklitterung betrieben wird. In der offiziellen Stadtzeitung, die jetzt extra seitens der Stadt heraus gegeben wurde, wird der ganze Kampf um den Erhalt des Gebäudes völlig ausgeklammert. Es zeigt sich aber auch, das von der Stadt eine Fälschung der gesamten Kostensituation betrieben wird. Es wird ja praktisch nur ein kleiner Teil der Kosten bekannt gegeben. Allein zur Zerstörung des alten Hans-Sachs-Hauses wurden über 43,2 Millionen bezahlt. Die Kosten für den Neubau, der unseren Vorstellungen nur bedingt entspricht, hätte der Investor tragen müssen, aber diese Kosten kommen auch noch auf die Stadt zu. Aus diesen Gründen hat sich gestern Abend gezeigt, dass diese Festschrift genau zum richtigen Zeitpunkt kommt.“, so Dr. Willi Mast. Im Anschluss an die Veranstaltung wurde eine Torte in Form des Hans-Sachs-Hauses angeschnitten. Außerdem fand ein Spaziergang zum Gebäude statt, wo etliche Teilnehmer eine Liebeserklärung ans Hans-Sachs-Haus vorbrachten und alle versprachen, daraus ein wirkliches Bürgerhaus zu machen, was den gelungenen Abend beendete. Die streitbare Festschrift kann zum Preis von 5 Euro bei AUF Gelsenkirchen erworben werden. www.auf-gelsenkirchen.de

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