Freitag, 22. November 2019

Hohenzollern kriegen Hals nicht voll

Georg Friedrich Prinz von Preußen stellt Forderungen an die BRD. Er verlangt Kunstschätze und Immobilien zurück, die seine feudalen Vorfahren den Massen abgepresst haben und die im Zuge der sowjetischen Befreiung in Staatseigentum übergingen. Gegen die historischen Schurkereien seiner Familie verblasst diese Frechheit fast. Denn das Adelsgeschlecht der Hohenzollern, das auch die letzten deutschen Kaiser stellte, hat kaum ein Verbrechen gegen die Völker der Welt ausgelassen: Imperialistischer Weltkrieg, Völkermord, schwere Repressionen gegen Sozialisten. Wie mit den enteigneten Dingen in der ehemaligen DDR umzugehen ist, ist durch die BRD schon gesetzlich geregelt worden. Sie sollen zurückgegeben werden, außer die Vorfahren haben dem deutschen Faschisten „erheblichen Vorschub“ geleistet. Dass die Vorfahren des Preußenprinzen dies haben, belegen zahlreiche Historiker-Gutachten. Der Sozialdemokraten-Clown Jan Böhmermann veröffentliche einige bürgerliche Gutachten auf Hohenzollern.lol: “Wilhelm Kronprinz von Preußen hat durch sein in großer Stetigkeit erfolgtes Handeln die Bedingungen für die Errichtung und Festigung des nationalsozialistischen Regimes verbessert.“ Der Fall ist also ziemlich klar, dennoch verschwindet die Debatte nicht aus den Medien und die BRD-Regierung will mit ihm verhandeln.
Seine Forderungen und wie damit umgegangen wird, verrät viel darüber, wie die imperialistische BRD funktioniert. Denn mit Georg wird verhandelt, nicht aber mit Völkern, die von deutschen Soldaten massakriert wurden, wie die Herero und Nama. Warum ist das so? Einerseits ist da die hohe Stellung des Privateigentums, das natürlich um jeden Preis vor „sozialistischen Experimenten“ geschützt werden muss. Keine historische Tat darf ungesühnt bleiben, zumindest wenn die Roten etwas weggenommen habe. Andererseits wären da die imperialistischen Ambitionen seines Uropas Kaiser Wilhelms. Die sind zwar krachend gescheitert, stellen in den Augen unser Politbonzen aber ein ehrenwerten Versuch dar. Gerade in diesen Tagen, in denen der deutsche Imperialismus erneut einen Versuch unternimmt, sich zu einer Supermacht zu entwickeln, haben die Imperialisten gerne die Gewissheit, dass sie dafür nicht eines Tages als Verbrecher zur Rechenschaft gezogen werden können.
Schon in der Weimarer Republik war die Entschädigung der Adligen, die die Novemberrevolution entmachten sollte, eine politische Debatte. Die Weimarer Republik wurde, vor allem durch das Wirken der SPD, in Kumpanei mit der kaiserlichen Bürokratie und ihrem alten Staat errichtet, um eine sozialistische Revolution zu bekämpfen. Diese demokratische Inkonsequenz zeigte sich auch darin, dass immer mehr Gerichte in den Zwanziger Jahren Schadensersatzforderungen der Fürsten bestätigten. Daraufhin initiierte die KPD 1926 ein Volksbegehren für die entschädigungslose Enteignung der Fürsten. Das Volksbegehren war in der Arbeiterklasse so populär, dass sich ihm die SPD-Führung trotz Widerstände anschließen musste. Schließlich stimmten 14,5 Millionen Wähler für die entschädigungslose Enteignung. Enteignet wurden die Fürsten trotzdem nicht, weil mehr als die Hälfte aller Wahlberechtigten (!) hätten dafür stimmen müssen. Parlamentarismus ist eine Farce.
Plakat gegen Fürstenabfindung
Plakat aus der Weimarer Republik.

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