Dienstag, 2. Mai 2017

Bety und Jyri, sieben Jahre nach ihrer Ermordung fordern wir weiterhin Gerechtigkeit



Heute vor sieben Jahren erreichte uns Mexiko-Solidarische die Hiobsbotschaft: Paramilitärs eröffneten das Feuer auf ein Menschenrechtskarawane nach San Juan Copala in der Triqui-Region von Oaxaca. Über 20 Beobachter und JournalistInnen versuchten ihr Leben zu retten. Mehrere wurden verletzt, andere bedroht, einige hielten sich tagelang versteckt, bis sie Hilfe fanden. Bety Cariño, Mitgründerin der Organisation CACTUS, blieb tot im vordersten Wagen der Karawane liegen. Der finnische Aktivist Jyri Jaakkola sass neben ihr, versuchte wohl sie vor den Kugeln zu schützen, als er selber tödlich getroffen wurde. Die Polizei traute sich erst einen Tag nach der Tat in die Region, um die Körper der beiden zu bergen.
Sieben Jahre sind seither vergangen. In dieser Zeit bewegten die Familien der Opfer, Freundinnen und Freunde, Netzwerke und sogar Politiker Himmel und Hölle, damit dieser so emblematische Fall nicht ad acta gelegt wird und so die Straflosigkeit in Mexiko endlich wenigstens beispielhaft durchbrochen wird. Vier UNO-Sonderbotschafter haben sich sofort zum Fall geäussert. Der Witwer von Bety, Omar Esparza, mobilisierte immer wieder für den Fall, machte auch einen Hungerstreik vor den Büros der Untersuchungsbehörden in Mexiko Stadt. Die Eltern von Jyri sind zusammen fünf Mal nach Oaxaca gereist, und nach dem Tod seines Vaters folgten weitere Besuche der Mutter, immer in der Absicht, weiter Druck auf die Behörden auszuüben. Auch eine Freundin der Mutter von Satu, die ehemalige finnische EU-Parlamenarierin Satu Hassi, sowie die deutsche Ska Keller, heute Co-Präsidentin der EU-Grünen, waren zusammen, alleine oder in Begleitung von weiteren PolitikerInnen aus Finnland geschätzte 10 Mal in Oaxaca, um der mexikanischen Politik und Justiz kein Vergessen zu ermöglichen. Nur dank diesem internationalen Druck wurden ernsthafte Untersuchungen in die Wege geleitet und 13 Täter identifiziert, aber nur 5 verhaftet. Die Verhaftungen geschahen meistens ganz zufällig wenige Tage vor einen neuen Besuch der EU-Parlamenarierinnnen.
Beim letzten Besuch der Europäerinnen diesen Frühling erklärten die mexikanischen Spitzenbeamten im Aussenministerium den Angehörigen, dass in Mexiko sieben Jahre halt sei eine ganz kurze Zeitspanne sei. Auch der neue Gouverneur von Oaxaca, Alejandro Murat, der dritte, den sie besuchen, versprach einmal mehr Aufklärung und Gerechtigkeit. Sein Vater, José Murat, war auch Gouverneur, in den Neunziger Jahren, als die paramilitärische Gruppe der Täter mit staatlichen Geldern stark wurde. Der zuständige Richter verzögert nicht nur ein Urteil, die Angehörigen befürchten sogar die Freilassung der in Untersuchungshaft sitzenden Täter. Und die wichtigen Zeuginnen der Anklage werden bedroht, verfolgt, deren Übersetzer vor Gericht kommt gar aus einer der Täter nahestehenden Gruppierung.
Wenn sieben Jahre Straflosigkeit für die Behörden ein Klacks sind, dann müssen wir einen noch längeren Atem haben. Bety und Jyri werden nicht vergessen gehen. Wir fordern weiterhin Gerechtigkeit und gedenken den beiden in vielen Formen. Oder wie die mexikanischen compas sagen, sie wurden nicht ermordet, sondern ausgesäät, und ihre Saat wird viele Früchte zeigen.

Bitte unterschreibt die Urgent Action zu Bety und Jyri und mailt sie an eure FreundInnen weiter.
Danke.
Direkte Solidarität mit Chiapas
Dokumentation des Falls auf spanisch: Justicia para Bety Cariño y Jyri Jaakkola

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