Donnerstag, 4. Juni 2020

Coronavirus: Lateinamerika droht Hungerpandemie




Von Lara Röscheisen
amerika21, 02.06.2020

Rom. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (World Food Programme, WFP) warnt davor, 
dass in Folge der Covid-19-Pandemie in Lateinamerika in diesem Jahr rund 14 Millionen Menschen in Armut 
und Hunger gedrängt werden könnten.

Angesichts der Pandemie prognostiziert die Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (Comisión 
Económica para América Latina y el Caribe, Cepal) der UNO für dieses Jahr den bisher größten regionalen 
wirtschaftlichen Rückgang um durchschnittlich 5,3 Prozent. Die Folgen dieser Wirtschaftskrise verschlimmern
 die bereits prekäre Lage von Millionen Menschen. Aufgrund der coronabedingten Schließungen erhalten viele
 Kinder nicht mehr das Mittagessen, auf das viele von ihnen zählen konnten. Darüber hinaus können durch die 
bestehenden Bewegungseinschränkungen und Schutzanordnungen viele Menschen nur bedingt oder gar 
nicht mehr arbeiten, um Geld zu verdienen. Hinzu kommen Einkommensverluste durch ausbleibende 
Überweisungen von Verwandten aus dem Ausland.

"Es ist lebenswichtig und dringend, dass wir Nahrungsmittelhilfe für die wachsende Zahl der von Armut 
bedrohten Menschen in der Region sowie für diejenigen bereitstellen, die auf informelle Arbeit angewiesen 
sind. Wir haben noch Zeit, um zu verhindern, dass aus der Corona-Pandemie eine Hungerpandemie wird",
 warnt Miguel Barreto, Regionaldirektor des Lateinamerika- und Karibikprogramms des WFP.

Die Prognosen beziehen sich auf die Länder Bolivien, Kolumbien, Kuba, Dominikanische Republik, Ecuador, 
El Salvador, Guatemala, Haiti, Honduras, Nicaragua, Peru und kleinere Inselstaaten in der Karibik. In Haiti 
könnte die Zahl der stark von Ernährungsunsicherheit betroffenen Menschen von 700.000 auf 1,6 Millionen 
steigen. Die Zahl der betroffenen venezolanischen Migranten, die in Kolumbien, Ecuador und Peru leben 
und keinen ausreichenden Zugang zu Nahrungsmitteln haben, steigt möglicherweise von 540.000 auf über 
eine Million.

Auch in den trockenen Regionen Zentralamerikas ist die Situation nicht besser, die Zahl der stark von 
Ernährungsunsicherheit betroffenen Menschen könnte von über 1,6 Millionen auf fast drei Millionen 
ansteigen. Dabei sind mögliche Schäden während der im Juni beginnenden Hurrikansaison in der 
Karibik noch nicht eingerechnet. In den geschätzten Zahlen sind Länder wie Brasilien, Venezuela 
oder Mexiko, in denen das Programm derzeit nicht vertreten ist, nicht enthalten.

Das WFP fordert die Länder nachdrücklich auf, durch nationale Sozialprogramme betroffenen Menschen 
zusätzliche Unterstützung zu gewähren und sie auf weitere Gruppen wie Migranten und Menschen ohne 
formelle Arbeit auszudehnen. Um schnell und umfassend auf die enormen Herausforderungen der 
Corona-Krise zu reagieren, fordert das Programm zusätzlich die Unterstützung internationaler 
Finanzinstitutionen und der internationalen Gemeinschaft.

https://amerika21.de/2020/06/240332/hungerpandemie-corona-lateinamerika
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