Dienstag, 30. Juni 2020

Prekäre Beschäftigung im Einzelhandel: „Mit Ware umgehen das macht etwas mit einem“


Niedriglohn: Habe Arbeit, brauche Geld“Ein Karton pro Minute – mehr Zeit haben Jörg Rupp und seine Kolleg*innen nicht, um die Ware ins Regal zu räumen, egal, ob leichte Bandnudeln oder schwere Einmachgläser in den Kisten sind, egal, ob etwas runterfällt oder geputzt werden muss. (…) »Personalkosten waren im Lebensmitteleinzelhandel immer ein Riesenthema«, weiß der ehemalige Betriebsrat. Dass das Ausräumen der Ware irgendwann an Subunternehmen wie das, bei dem Jörg Rupp nun beschäftigt ist, ausgelagert wurde, sei absehbar gewesen. »Es gibt einen Unterbietungswettbewerb, und am Ende können es nur noch die machen, die so wenig wie möglich zahlen. Aktuell ist das der Mindestlohn, und selbst das ist nicht wenig genug.« Er spricht aus Erfahrung: Regaldienstleister*innen arbeiten auch an Feiertagen, die Regale müssen voll sein, wenn die Kund*innen am nächsten Tag in den Laden kommen. Jörg Rupp hatte am Karfreitag und am Ostermontag Dienst – und bekam dafür keinen Lohn. »Feiertage bezahlen wir nicht«, sagte sein Chef auf seine Beschwerde hin. Kurz darauf bekam er den Lohn dann doch, für den 1. Mai fehlte er aber wieder. Erneut war eine Beschwerde nötig. »Das zeigt, die zahlen das generell nicht. Das finde ich heftig.« Besonders schädlich sei das etwa für die ausländischen Kolleg*innen, die manchmal nicht wissen, dass sie an Feiertagen Anspruch auf Lohnfortzahlung haben. (…) Das Lohndumping im Einzelhandel entwertet für Jörg Rupp einen ganzen Berufsstand. Das beginne beim Outsourcing der Regalbestückung, werde aber auch dadurch sichtbar, dass es immer mehr Scannerkassen gibt, für die überhaupt kein Personal mehr nötig ist…“ Artikel von Susanne Romanowski vom 27.06.2020 in Neues Deutschland online externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=174669

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