Dienstag, 1. Oktober 2019
Der Gebrauch des Faktors Arbeit im digitalisierten Kapitalkreislauf
"Wie jeder größere Fortschritt im bürgerlichen Wirtschafts- und
Gesellschaftsleben, so gibt auch „die Digitalisierung“ Anlass zu
kontroversen Debatten über „Fluch und Segen“. (...) Es liegt in der
Logik des Bemühens kapitalistischer Produzenten, sich vom Willen und
Können ihrer angestellten Kräfte – Leute mit einem dem ihren
entgegengesetzten Interesse an Arbeit in ihrem Betrieb und dem Entgelt
dafür – unabhängig zu machen. (...) Eine Welt ohne Lohnarbeit wäre
toll. Ein Kapitalismus ohne Lohnarbeit wäre keiner. Fabrikhallen und
Büros voller Roboter und ohne Arbeitsstress: das ist und bleibt eine
Sache kommunistischer Planwirtschaft. Der Kapitalismus verknüpft auf
seine schöpferische Art die Automatisierung von Unternehmensabläufen,
seinen Arbeit sparenden Fortschritt, mit der quantitativ und
qualitativ fortschreitenden Unterwerfung der Menschheit unter
unterschiedliche, überwiegend stupide und armselig bezahlte
Arbeitsdienste. (...) Ihrem Werk, der „Digitalisierung“, verschafft
die IT-Industrie so den guten Ruf, nicht bloß Arbeitsplätze
abzuschaffen, die ohnehin nicht mehr ins „digitale Zeitalter“ passen,
sondern Menschen mit Arbeit zu versorgen. Deren bekannte Qualitäten,
insbesondere die Billigkeit der Dienste, die übers Internet direkt
greifbar sind, tragen durchaus mit dazu bei, dass der Bedarf des
Kapitals an menschlichen Lückenbüßern im globalisierten
Wertschöpfungsprozess nicht ausgeht und bestens bedient wird – durch
eine automatisch immer neu und in Echtzeit bedarfsgerecht
durchsortierte und angepasste, wahrhaft internationalisierte
Arbeiterklasse." Abschnitt IV (pdf) von "Fortschritte in der
Konkurrenz der Kapitalisten: Die Digitalisierung des
Kapitalkreislaufs" aus GegenStandpunkt 3-19 - wir danken!
http://www.labournet.de/wp-content/uploads/2019/09/GegenStandpunkt0319.pdf
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