Mitbestimmung bei Alnatura: Fair sind hier nur die Produkte
Dossier
“
In
einer Bremer Filiale der Biosupermarktkette scheitert der Versuch, eine
Betriebsratswahl einzuleiten – an der Geschäftsleitung, sagen
Beschäftigte. Für die MitarbeiterInnen des Alnatura-Biosupermarkts in
Bremen waren schon die Worte auf dem Schild „bezeichnend“: Wegen einer
„technischen Störung“ müsse man zwei Stunden früher schließen,
informierte die Filialleitung die Kunden. Doch weder ein Stromausfall
noch defekte Kassen machten Ärger – die MitarbeiterInnen wollten nur
einen Betriebsrat gründen. Das Betriebsklima sei immer schlechter
geworden, erklärt einer der Filial-Mitarbeiter der taz. In den letzten
Monaten sei der Druck gestiegen, es habe Versetzungen und Entlassungen
gegeben. An jenem Abend vor gut einer Woche aber scheiterte die
Aufstellung eines Wahlvorstand für die Betriebsratswahl. Durch das
Wirken der Filial- und Gebietsleitung, sagen mehrere MitarbeiterInnen…”
Artikel von Jean-Philipp Baeck vom 1.11.2015 bei der taz online . Siehe dazu:
- Fragwürdige Hilfe im Arbeitskampf: Alnatura beschäftigt AfD-nahen Anwalt
“Im Rechtsstreit über die Gründung eines Betriebsrats in einer
Bremer Alnatura-Filiale muss sich das Unternehmen eine fragwürdige
juristische Vertretung vorwerfen lassen: Neben dem Arbeitsrechtler
Christof Kleinmann ließ es sich im Februar vor dem Bundesarbeitsgericht
auch von dem Verfassungsrechtler Christian Winterhoff vertreten. Dieser
ist Autor eines umstrittenen Gutachtens, das die schulische Erziehung
zur Akzeptanz sexueller Vielfalt für verfassungswidrig erklärt. (…)
Schlecht oder besser gar nicht recherchiert hat offenbar auch Alnatura:
„Die von uns beauftragte Wirtschaftskanzlei GvW Graf von Westphalen ist
eine renommierte Großkanzlei“, antwortet Alnatura auf Anfrage der taz.
Die „Experten-Unterstützung“ durch Winterhoff habe sich der
Unternehmensanwalt Kleinmann geholt. „Hierfür aus der Kanzlei
eingesetzte Personen wurden durch die Kanzlei vorgeschlagen und von uns
nicht infrage gestellt.“ Immerhin, so heißt es von Alnatura weiter:
„Wenn dem so wäre, dass eine der beauftragen Personen umstrittene
Vereine oder Parteien vertritt, distanzieren wir uns ganz klar und
ausdrücklich davon.“” Artikel von Simone Schnase vom 26.3.2019 bei der taz online
- Arbeitnehmer bei Bio-Kette Alnatura: Betriebsräte werden abgeblockt
“Von den 133 Filialen des Bio-Discounters verfügt nur eine über eine
Arbeitnehmervertretung. Immer wieder wehrt sich die Firma gegen
Mitbestimmung. Im Bio-Sektor ist Alnatura mit 133 Filialen bundesweit
ein Branchenriese. Beim Thema betriebliche Mitbestimmung ist das
Unternehmen dagegen ein kleines Licht: Nur eine einzige der 133 Filialen
bundesweit besitzt einen Betriebsrat. Das wollten Alnatura-Angestellte
in Bremen bereits vor fast dreieinhalb Jahren ändern, aber bis heute
fand dort keine Betriebsratswahl statt. Der Fall ging von der Weser bis
vor das Bundesarbeitsgericht in Erfurt. Dort verwies man ihn unlängst
zurück an das Landesarbeitsgericht Bremen. Bis es dort einen Termin
gibt, dürften erneut viele Monate ins Land gehen. (…) In der vorletzten
Woche wurde die Nichtzulassungsbeschwerde Alnaturas vor dem
Bundesarbeitsgericht verhandelt – und auch hier bekam das Unternehmen
erwartungsgemäß kein Recht. Ein Grund zum Jubeln sei das dennoch nicht,
sagt Sandra Schmidt von Verdi Bremen. Denn der Fall wurde nicht
abgeschlossen, sondern lediglich an das Bremer Arbeitsgericht
zurückverweisen, unter anderem deswegen, weil drei Mitglieder des
eingesetzten Wahlvorstands mittlerweile nicht mehr in der Filiale
arbeiten. Schmidt ist sich sicher: Wäre ein Urteil gegen Alnatura
ergangen, hätte das Unternehmen dennoch nicht lockergelassen: „Die haben
für diesen Fall mit einer Verfassungsklage gedroht“, sagt sie. (…) „Die
Leute, die noch in der Faulenstraße arbeiten, haben mittlerweile keine
Lust mehr auf diese Auseinandersetzungen“, sagt Wargalla. Auch Sandra
Schmidts Prognosen sind eher verhalten: „Wir werden jetzt im Betrieb
schauen, wie wir den Beschluss des Bundesarbeitsgerichts für uns nutzen
können, aber wenn da nur noch zwei Angestellte sind, die sich für einen
Betriebsrat einsetzen wollen, bringt’s das natürlich nicht.“…” Artikel von Simone Schnase vom 4.3.2019 bei der taz online
- Betriebsratswahl in Bremen: Alnatura blockiert weiter
“Seit über drei Jahren verhindert Alnatura die Wahl eines Betriebsrats in Bremen. Ein Ende des Streits ist nicht in Sicht.
Die Filiale der Bio-Supermarktkette Alnatura in der Bremer Faulenstraße
bleibt auch nach über drei Jahren gerichtlicher Auseinandersetzungen
ohne Betriebsrat. Das Bundesarbeitsgericht verwies den Fall am Mittwoch
zurück an das Bremer Arbeitsgericht. Alnatura hat immer wieder versucht,
eine Betriebsratswahl zu verhindern. Einen Wahlvorstand hatte 2016 das
Arbeitsgericht berufen: Nachdem Alnatura 2015 die Wahl verhindert hatte,
strengte die Gewerkschaft Ver.di als Vertreterin von fünf
Mitarbeiter*innen das Beschlussverfahren mit Erfolg an. „Seitdem hat
Alnatura immer wieder Beschwerde eingelegt“, sagt die Grüne Kai
Wargalla, die damals im Wahlvorstand saß. „Als sie das nicht mehr
durften, legten sie dagegen Nichtzulassungsbeschwerde vor dem
Bundesarbeitsgericht ein.“ (…) Alnatura hat die Zahl der Angestellten
seit 2016 auf höchstens 20 Mitarbeiter*innen pro Filiale gedrosselt. Bei
fünf bis 20 wahlberechtigten Arbeitnehmer*innen besteht ein Betriebsrat
aus lediglich einer Person. Die Stellenreduzierung hatte Alnatura
seinerzeit betriebswirtschaftlich begründet. „Interessanterweise haben
dort zwischenzeitlich aber Leiharbeiter*innen gearbeitet – die also
nicht wahlberechtigt wären“, sagt Wargalla, deren Arbeitsvertrag
Alnatura im Juni 2016 nicht verlängert hatte. Für sie handelt es sich
hier um „einen klaren Fall von Union Busting“, also dem vorsätzlichen
Behindern von Gewerkschaften und Betriebsräten sowie deren Gründung.
Damit könnte Alnatura Erfolg haben, denn der Fall wurde auch deswegen an
das Landesarbeitsgericht zurückverwiesen, weil drei der Beteiligten,
unter ihnen Wargalla, nicht mehr bei Alnatura arbeiten. Eine
ausführliche Urteilsbegründung steht indes noch aus...” Artikel von Simone Schnase vom 21.2.2019 in der taz online
- Ver.di über Betriebsratswahl bei Alnatura: „Die Stimmung ist besser geworden“
“Das Biokaufhaus blockiert die Wahl eines Betriebsrats in
Bremen. Das Unternehmen instrumentalisiere seine MitarbeiterInnen, sagt
Sandra Schmidt von Ver.di.” Interview von Simone Schnase mit Sandra Schmidt vom 5. Dezember 2016 bei taz online . Daraus besonders wichtig “… Alnatura behauptet, der größte Teil der MitarbeiterInnen wolle gar keinen Betriebsrat …
Wenn dem so wäre, frage ich mich, warum Alnatura sich dann nicht
einfach herausgehalten hat? Nein, Alnatura hat Mitarbeiter
instrumentalisiert, denn der Arbeitgeber selbst kann ja gar nicht sagen,
dass er gegen einen Betriebsrat ist. Er weiß, dass das ein Verstoß
gegen das Betriebsverfassungsgesetz wäre – das wäre ja eine Steilvorlage
für uns. Schließlich gab es eine nicht eben kleine Zahl von Kollegen,
die einen Betriebsrat wollten. Was ist mit der Unterschriftenliste von
Mitarbeitern, die gegen einen Betriebsrat sind? Die Mitarbeiter
unterschreiben alles, damit sie auf der Arbeit ihre Ruhe haben. Wir
haben ja interessanterweise für den Wahlvorstand auch immer wieder
Ersatz bekommen für diejenigen, die im Laufe des Jahres aus dem Betrieb
ausgeschieden sind. Abgesehen davon ist das aber auch irrelevant, denn
das Betriebsverfassungsgesetz gibt nur ein Kriterium vor, wann ein
Betriebsrat zu wählen ist: in einem Betrieb mit mehr als fünf
Beschäftigten. Punkt. Wenn in einem Unternehmen mit 2.000 Beschäftigten
nur drei Leute einen Betriebsrat wollen, dann reicht das…”
- Alnatura verliert vor Landesarbeitsgericht: Ein Betriebsrat wird kommen
“… Am gestrigen Dienstag nun bestätigte das Bremer
Landesarbeitsgericht (LAG) die Einsetzung eines Wahlvorstands. Der ist
für die Durchführung der eigentlichen Wahl einer
ArbeitnehmerInnenvertretung notwendig. Sollte Alnatura den Beschluss
diesmal akzeptieren, könnte dies in der Filiale in der Bremer
Faulenstraße endlich geschehen. Ob das Unternehmen die Entscheidung
hinnimmt, ist freilich keineswegs klar. Innerhalb eines Monats kann es
eine Nichtzulassungsbeschwerde gegen die Entscheidung beim
Bundesarbeitsgericht einlegen – und hält sich vorerst bedeckt. (…)
Außerdem wurde die Zahl der Angestellten auf unter 20 dezimiert: Damit
hat die Filiale nur noch einen Anspruch auf einen einköpfigen
Betriebsrat. „Interessanterweise“, sagt Wahlvorstand Nils Bauer, „sind
zwischenzeitlich wieder Leute eingestellt worden – allerdings
Leiharbeiter.“ (…) Sollte Alnatura entgegen den Erwartungen des
Wahlvorstandes und Ver.di keine Nichtzulassungsbeschwerde gegen die
LAG-Entscheidung einlegen, könnte die Betriebsratswahl Anfang 2017
stattfinden. Dann hätte Alnatura zwei Betriebsräte in Deutschland – und
damit auch das Recht auf einen Gesamtbetriebsrat.” Artikel von Simone Schnase vom 22.11.2016 bei der taz Bremen
- Alnatura: Öko, aber nicht fair. Nach verhinderter
Betriebsratswahl bei Filiale der Biosupermarktkette: Bremer
Arbeitsgericht setzt Gremium ein, das Abstimmung organisieren soll
“Bislang hat nur eine einzige von 99 Alnatura-Filialen einen
Betriebsrat. Bald dürfte es eine weitere Beschäftigtenvertretung in
einem Markt der Biohandelskette geben. Das Bremer Arbeitsgericht setzte
am Mittwoch einen Wahlvorstand ein, der die Bestimmung eines
Betriebsrates für die Alnatura-Dependance in der Hansestadt organisieren
soll. (…) Mit der richterlichen Entscheidung vom Mittwoch ist nicht nur
eine Interessenvertretung der Mitarbeiter in Bremen in greifbare Nähe
gerückt, sondern auch eine für das Gesamtunternehmen. Denn sobald zwei
Niederlassungen eine haben, ist laut Betriebsverfassungsgesetz die
Bildung eines Gesamtbetriebsrats möglich. Allerdings versucht das
Unternehmen nun anscheinend, die Mitbestimmung in Bremen auf ein Minimum
zu begrenzen. (…) Im Mai 2013 hatte Alnatura auf öffentlichen Druck hin
die Löhne der rund 2.500 Mitarbeiter leicht erhöht. Damals lag der
niedrigste Stundenlohn einer Verkäuferin bei 7,50 Euro und damit um 16
Prozent unter dem geringsten Gehalt des damals gültigen Flächentarifs
für den Einzelhandel. Doch bis heute haben die Kollegen keinen Einfluss
auf die Lohnentwicklung und sind vom guten Willen der Geschäftsführung
abhängig…” Artikel von Jana Frielinghaus in junge Welt vom 20.02.2016
- Spielchen gegen Betriebsrat. Beschäftigte der Alnatura-Filiale in Bremen setzen sich für Mitbestimmung ein
“Die Bilanz von Alnatura ist beeindruckend: 1984 gegründet, 2.530
Beschäftigte, 99 Filialen in 45 Städten, Nettoumsatz 760 Millionen Euro.
Weniger beeindruckend ist die gewerkschaftliche Bilanz: Kein
Tarifvertrag, nur in Freiburg gibt es einen Betriebsrat. Daran wollten
Beschäftigte der Filiale an der Faulenstraße in Bremen etwas ändern. Ein
Betriebsrat sollte gegründet werden. Danach wäre dann auch ein
Gesamtbetriebsrat möglich. Doch das Vorhaben wurde schon im Vorfeld von
der Bremer Gebietsleitung torpediert…” Artikel von Silke Leuckfeld in der ver.di Publik 08 / 2015
- Aus dem Artikel von Jean-Philipp Baeck vom 1.11.2015 bei der taz online : “… Die
Dennree-Gruppe hat ihren Sitz im bayerischen Töpen und drängt mit ihren
Denn’s-Filialen in die gleichen Städte wie Alnatura. Seit der Gründung
2003 wuchs das Unternehmen auf über 180 Biosupermärkte in ganz
Deutschland an. Firmengründer Thomas Greim wird vorgeworfen, den
Aufstieg zur Nummer eins über Dumpinglöhne und Arbeitszeitverstöße auf
dem Rücken seiner MitarbeiterInnen erstritten zu haben. Die
Biosupermarktkette Alnatura hingegen hat ihren Lohn 2010 immerhin an den
Tarif angeglichen – wenn auch erst nach Berichten über die bis dahin
niedrigen Löhne. Die Dennree-Gruppe hat ihren Sitz im bayerischen Töpen
und drängt mit ihren Denn’s-Filialen in die gleichen Städte wie
Alnatura. Seit der Gründung 2003 wuchs das Unternehmen auf über 180
Biosupermärkte in ganz Deutschland an. Firmengründer Thomas Greim wird
vorgeworfen, den Aufstieg zur Nummer eins über Dumpinglöhne und
Arbeitszeitverstöße auf dem Rücken seiner MitarbeiterInnen erstritten zu
haben. Die Biosupermarktkette Alnatura hingegen hat ihren Lohn 2010
immerhin an den Tarif angeglichen – wenn auch erst nach Berichten über
die bis dahin niedrigen Löhne…”
- Siehe dazu: Ärger bei Alnatura in Bremen: Bioladen will keinen Betriebsrat
“Alnatura will ein anderer Supermarkt sein. Einer, der fair
gehandelten Kaffee und Bio-Produkte verkauft und eben nicht
ausschließlich kommerziell ausgerichtet ist. Doch intern ist Alnatura
anders, sagt eine Mitarbeiterin. Denn in einer Bremer Filiale der Kette
wurde die Wahl eines Betriebsrats offenbar hintertrieben – von der
Filialleitung…” Beitrag vom 27. Oktober 2015 beim Radio Bremen
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