In Düren ist der Sonderzug des Bündnisses »Ende Gelände« von einem Großaufgebot der Polizei empfangen worden. Das Bündnis wehrte sich juristisch gegen geplante Kontrollen. Der Eilantrag vor dem Verwaltungsgericht Aachen hatte allerdings keine »aufschiebende Wirkung«, wie es im Juristen-Deutsch heißt.
Was die Polizei am Freitagmorgen vor dem Dürener Hauptbahnhof aufgefahren hat, ist schon beeindruckend. Ein Räumpanzer steht an der Zufahrt, dahinter zig Einsatzfahrzeuge. Am Busbahnhof sind Gitter und mobile Toiletten aufgebaut. Die gut 1.000 Aktivisten des Bündnisses »Ende Gelände«, die mit einem Sonderzug von Prag über Dresden, Leipzig, Berlin und Hannover ins Rheinische Braunkohlerevier gekommen sind, sollen auf dem Platz kontrolliert werden.
Mit den Kontrollen soll »die Begehung von Straftaten verhindert werden, zu denen das Bündnis bereits im Vorfeld der Versammlung öffentlich aufgerufen hatte«, wie die Aachener Polizei mitteilte. Dieser Begründung folgte das Gericht am Nachmittag und erklärte, dass die Maßnahme rechtmäßig sei. Das Protestbündnis legte Widerspruch gegen die Entscheidung ein. Ob das Oberverwaltungsgericht heute noch entscheidet ist unklar.
Weil der Eilantrag keine aufschiebende Wirkung hatte, kontrollierte die Polizei bereits den ganzen Tag die Aktivisten. Wer sich ausweisen konnte und wollte, der hatte die Kontrollstellen der Polizei schnell hinter sich gebracht. Aktivisten die die Abgabe ihrer Papiere verweigerten wurden fotografiert und ihre Fingerabdrücke wurden abgenommen.
Nicht die erste Polizeimaßnahme für einige der Zugfahrer. Die etwa tschechischen 100 Klimaaktivisten, die in Prag losfuhren, erlebten schon am Donnerstagabend unmittelbar hinter der deutschen Grenze die erste Kontrolle. Einzeln wurden sie von Beamten der Bundespolizei aus dem Zug geholt und kontrolliert. Dabei beschlagnahmte die Polizei auch Gegenstände, unter anderem Brotmesser und eine Schere.
Die Kontrollen an der deutsch-tschechischen Grenze sorgten auch dafür, dass der Zug erst mit mehr als zweistündiger Verspätung in Düren angekommen ist. Die gute Stimmung bei den Anreisenden trübt das nicht. Immer wieder singen und rufen sie nach ihrer Ankunft Parolen für den Hambacher Forst und gegen den Klimawandel. Mehr haben sie in Düren auch erstmal nicht zu tun. Denn die kurzerhand nach Ankunft des Zuges angemeldete Spontandemonstration war von der Polizei abgelehnt worden.
Tina, die in Berlin in den Zug gestiegen ist, hat es sich am Vormittag mit den anderen Zugfahrern auf dem Bahnhofsplatz gemütlich gemacht, »Das kann jetzt länger dauern.« sagt sie. Ihre Laune verdirbt das nicht, »Wir werden morgen eine gute Aktion gegen den Klimawandel starten, das zählt! Egal wie lange wir hier rumsitzen.«
»Ende Gelände«-Aktivist Daniel Hofinger stellt die Maßnahmen am Bahnhof in einen größeren Kontext, »die Polizei fährt seit Wochen die Taktik unsere Vorbereitungen für die Aktion zu behindern. Da reiht sich die heutige Maßnahme nahtlos ein.« Hoffinger spielt damit auf die schwierigen Verhandlungen um einen Standort für das Camp des Bündnisses und die Räumung des provisorischen Camps in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag an.
Das neue »Ende Gelände«-Camp, auf Privatgelände, im Süden von Düren ist derweil schon gut gefüllt. 4.500 Menschen werden zum Abendessen erwartet. Am Samstag soll es dann los gehen, »Ende Gelände« will wieder »Kohleinfrastruktur« blockieren. Die Maßnahmen der vergangenen Tage halten das Bündnis nicht auf, ist sich Daniel Hofinger sicher. Warum die Polizei so kleinlich handelt, dafür hat der Aktivist eine Erklärung: »Die Landesregierung hat Angst vor uns, weil sie weiß, wir sind der Kohleausstieg.«
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