Sonntag, 28. Oktober 2018

Etwa 1000 Klima-Aktivisten legen Braunkohleversorgung von RWE im Rheinland lahm

Oops they did it again - Massenblockade am Hambi

Es klingt beinahe flehentlich, als die Polizei durchsagt: »Sie können die Gleisanlagen jetzt verlassen. Wir werden keine polizeilichen Maßnahmen gegen Sie ergreifen.« Mehrfach wird die Durchsage wiederholt. Die Ansprache der Polizei richtet sich an gut 1000 Aktivisten des Bündnisses »Ende Gelände«, die auf den Schienen der Hambachbahn sitzen. Dass die Polizei die Klimaaktivisten ohne weitere Maßnahmen gehen lassen möchte, dass liegt auch an der Örtlichkeit. Die Bahngleise liegen zwischen zwei steilen Böschungen. 1000 Aktivisten dort hoch tragen wäre erstens gefährlich und zweitens ziemlich anstrengend für die Polizeibeamten.

»Ende Gelände« hat mal wieder einen Erfolg zu feiern. Die Hambachbahn ist zentral für die Kohleinfrastruktur. Über sie versorgt für RWE die nahegelegenen Kraftwerke mit frischer Kohle aus dem Tagebau. Ist die Bahn blockiert, müssen die Kraftwerke schnell ihre Leistung drosseln. Das zeigte auch eine Blockade, die »Ende Gelände« im Sommer 2017 mit nur wenigen hundert Aktivisten durchgeführt hatte. Jetzt sitzen über 1000 Menschen auf den Gleisen. Eine so große Blockade hat es noch nicht gegeben. »Das ist die größte Massenaktion zivilen Ungehorsams der Klimagerechtigkeitsbewegung, die wir hier je gesehen haben«, sagt Selma Richter, Sprecherin von »Ende Gelände«.
Dass der Tag im Rheinischen Revier aus Sicht der Aktivisten so positiv verläuft, das war lange nicht abzusehen.Über zehn Kilometer mussten sie von ihrem Camp im Süden von Düren, bis nach Merzenich laufen. Dort wurden sie erstmal von der Polizei gestoppt. Die Autobahn 4 über eine Brücke zu überqueren sei zu gefährlich, so die Argumentation der Polizei. Dann wurde die Autobahn gesperrt und über 4000 »Ende Gelände«-Aktivisten sollten über Feldwege in das Dörfchen Buir gehen. Darauf hatten die Aktivisten allerdings keine Lust und überstiegen zu Hunderten einen Wall an der Autobahn und ließen sich nicht von den zwei auf der A4 positionierten Wasserwerfern stoppen. Ihr Ziel: die Kohlebahn.
Die 1000 Menschen auf den Bahngleisen waren nicht der einzige Erfolg für »Ende Gelände« an diesem Aktionswochenende. Schon in der Nacht drang eine kleine Gruppe von Aktivisten in den Tagebau Hambach ein und besetzte einen Bagger. Etwa 200 Aktivisten, die mit Bussen zum Tagebau Inden gefahren waren, schafften es nur knapp nicht in die Braunkohlegrube. Mehr als 250 Personen wurden im Verlauf des Tages in Gewahrsahm genommen. Auf die Durchsage der Polizei, dass man die Schienen ohne polizeiliche Maßnahmen verlassen könne, reagierten übrigens bis zum Abend nur etwa 50 Aktivisten.

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