Auf der Buchmesse zog sie Massen an. In welcher Halle, an welchem Stand sie auch auftrat, da war kein Durchkommen mehr. Die Menschen hörten Dunja Hayali aufmerksam zu, teils erschrocken, betroffen, mitfühlend. Die ZDF-Moderatorin erntete viele Solidaritätsbekundungen. Selbst Kollegen fuhr der Schreck durch Mark und Knochen, zu hören, was die Tochter irakischer Christen mit ihrem Team in Sachsen erleben, erfahren, erdulden und erleiden musste. Hayali wurde in Chemnitz nicht nur beschimpft, sondern auch bespuckt. Ein glatzköpfiger, bulliger Typ drohte gar: »Ich weiß, wo du und wo deine Nichten wohnen.« Dass die tapfere kleine Frau vor diesem Hass auch mal flüchtete und hernach, zu Hause, Rotz und Wasser heulte, sich nackt und beschmutzt fühlte, ist nur allzu verständlich. Und sollte diese deutsche Gesellschaft beschämen.
Woher rührt die Feindschaft, diese Aggressivität gegen die Medien? Gewiss, auch Zeitungs-, Rundfunk- und Fernsehleute sind nicht unfehlbar. Aber das Gros versucht, seine Verpflichtung als vierte Gewalt im Staate verantwortungsvoll wahrzunehmen. Freilich haben auch Journalisten ihre politische Meinung - und müssen diese auch artikulieren dürfen, so sie nicht gegen das Grundgesetz verstößt.
Die AfD jammert seit geraumer Zeit, die Medien würden von ihr ein einseitiges Bild transportieren respektive über sie kaum berichten. Deshalb lud der Dresdner Kreisverband am Donnerstagabend die Chefredakteure von ARD-aktuell, Kai Gniffke, und vom ZDF, Peter Frey, unter dem höchst ambivalenten Motto »Mut zur Wahrheit« zu einer Diskussion mit dem AfD-Politiker und Journalisten Nicolaus Fest sowie dem ehemaligen »Focus«-Redakteur und nunmehrigen Redenschreiber von Alexander Gauland, Michael Klonovsky.
Die zwei öffentlich-rechtlichen Schwergewichte wussten zweifellos, worauf sie sich einließen. Und dürften somit von den Reaktionen im sich mehrheitlich aus AfD-Mitgliedern und -Sympathisanten rekrutierenden Publikum nicht überrascht worden sein. Sie mühten sich redlich, der eine mehr als der andere, die Vorwürfe der AfD zu entkräften. Die Statistik der Sender spreche gegen eine Ignorierung jener Partei. Der von beiden erteilte kurze Lehrgang durchs journalistische Handwerk, etwa ob der Unterschiede zwischen Bericht, Reportage und Kommentar, interessierte nicht. Immer wieder hämisches Lachen im Saal, das die im Podium sitzenden AfDler zu weiteren dreist-dummen Einwürfen ermunterte. Man konnte nur staunen über die stoische Ruhe von Gniffke und Frey, denen dann doch der Geduldsfaden riss. Frey beschwerte sich bei den AfD-Politikern über den Ton, den »Teile Ihrer Partei der Presse gegenüber anschlagen«. Gniffke kritisierte die Übergriffe auf Journalisten. Und schließlich konterte Frey noch den Vorwurf, die Medien würden AfD und Pegida in einen Topf mit Nazis werfen: »Da müssen Sie sich aber auch entscheiden, mit wem Sie marschieren.« Wieder empörtes Gemaule im Publikum. Unterm Strich: Dies war ein trauriger Abend für die Demokratie.
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