Montag, 16. April 2018

Gaza Proteste: 1 Toter, 969 Palästinenser verletzt, zwei Journalisten niedergeschossen – Zahl der Getöteten steigt auf 34


14.04.18
palestine latuff(PN) 13.04.2018 – Nach Informationen des Palästinensischen Gesundheitsministerium sind am dritten Freitagsprotest im Gazastreifen 969 Demonstranten von israelischen Soldaten verletzt worden, mindestens 233 von ihnen durch scharfe Munition.
Ein Palästinenser starb am Abend an seinen Schussverletzungen. Außerdem wurde auch erneut wieder auf Journalisten geschossen. Zwei Pressevertreter wurden getroffen, einer befindet sich in einem lebensbedrohlichen Zustand. Am Morgen hatte die israelische Armee außerdem Sanitäter mit Tränengasgranaten angegriffen.
Wounded man carried away in Gaza
Sanitäter tragen im Gazastreifen einen durch Schüsse verletzten Demonstranten zum Krankenwagen. (Foto: twitter)
Islam Herzallah, ein 28jähriger Palästinenser, wurde am Grenzzaun des Gazastreifens durch Schüsse der israelischen Armee schwer verletzt. Am Abend gab das Palästinensische Gesundheitsministerium bekannt, dass der Mann an den Folgen der Verletzungen gestorben ist. Damit erhöht sich die Zahl der durch Israel in den letzten drei Wochen im Gazastreifen getöteten Palästinenser auf 34.
Wie schon in den vergangenen Wochen kam es an insgesamt fünf Stellen des Grenzzauns zu Protesten. Die Zahl der Teilnehmer soll dabei geringer gewesen sein, als an den letzten Freitagen. Beobachter sprechen von rund 10.000 Demonstranten.
Am Vormittag hatte die israelische Armee ein Zelt des Roten Halbmondes massiv mit Tränengasgranaten angegriffen. Dabei erlitten 16 Sanitäter Erstickungsanfälle und mussten behandelt werden. Einen Grund für den Angriff nannte die Armee nicht.
Kurz darauf schossen israelische Soldaten den Journalisten Ahmad Abu Hussein nieder. Ein Video des Vorfalls zeigt, dass sich dieser fernab des Grenzzauns mit seiner Kamera in der Hand zwischen friedlich stehenden Demonstranten befand, als ein gezielter Schuss ihn niederstreckte.

Abu Hussein wurde sofort ins Krankenhaus gebracht und befand sich am Abend noch immer in einem kritischen Zustand.
Wie seinem Kollegen Yaser Murtaja, der vergangene Woche durch israelische Schüsse getötet wurde, erlitt auch Abu Hussein Schussverletzungen im seitlichen Unterleib, wo die schützende Weste mit dem Aufdruck „Presse“ den Körper nicht bedeckte. Erneut kam damit der Verdacht auf, dass der Journalist gezielt von der israelischen Armee niedergeschossen wurde. Ob er die Nacht überlebt, ist ungewiss. Murtaja war am vergangenen Freitag an den Folgen genau einer solchen Schussverletzung in der Nacht gestorben.
Journo Ahmed Abu Hussein in intensive care
Rettungskräfte kämpfen um das Leben des Journalisten Ahmad Abu Hussein, der von israelischen Soldaten niedergeschossen wurde. (Foto: twitter)
Während dem Journalisten Abu Hussein in den Unterleib geschossen wurde, erlitt ein zweiter Journalist, Mohammad Hajjar, eine Schussverletzung in der Schulter. Ein weiterer Journalist berichtete, dass ihn eine Kugel am Kopf gestreift hätte.
Insgesamt wurden an diesem Protestfreitag weniger Palästinenser getötet und verletzt, als an den vergangenen zwei Freitagen. Dennoch sind die Zahlen verstörend. Von den 969 verwundeten palästinensischen Demonstranten erlitten mindestens 233 Schussverletzungen durch scharfe Munition. Mindestens 13 Demonstranten wurden durch Gummistahlgeschosse verletzt. 419 Palästinenser mussten ins Krankenhaus gebracht werden, darunter befanden sich 20 Frauen und 67 Kinder unter 18 Jahren.
Bisherige Opferzahlen
Am Donnerstag hatte das Palästinensische Gesundheitsministerium die Zahlen der bisherigen Opfer durch israelische Gewalt bei den Freitagsdemonstrationen bekanntgegeben. Danach wurden bereits in den vergangenen zwei Wochen 3.078 Palästinenser verletzt, davon allein 1.236 durch scharfe Munition und 300 durch Gummistahlgeschosse. Unter den Verletzten befanden sich 152 Frauen und 445 Kinder. In vier Fällen mussten Beine, in weiteren vier Fällen Finger amputiert werden.
Die Behauptung der israelischen Armee, dass man nur und gezielt auf „Anstifter“ schießen würde, ist anhand solcher Zahlen nur schwer aufrechtzuerhalten.
Obwohl die israelischen Soldaten angeblich den Befehl haben, auf die Beine von Demonstranten zu schießen, zeigen die Zahlen des Gesundheitsministeriums, dass in knapp 40% aller Verletzungen Schüsse auf Hüfte, Bauch, Brust, Nacken und Kopf abgegeben worden waren. So erklärt sich auch, dass bisher 34 palästinensische Demonstranten durch Schüsse der israelischen Armee getötet wurden.
Health Ministry Casualties statistics
Die Menschenrechtsorganisation amnesty international forderte am Abend Israel erneut auf, die tödliche Gewalt gegen Demonstranten, darunter Kinder, zu beenden. „Die israelischen Einsatzkräfte müssen dringend zu einer Umkehr ihrer Einsatzstrategie kommen und sich an internationale rechtliche Verpflichtungen halten. Ihr fürchterlicher Einsatz scharfer Munition gegen unbewaffnete Demonstranten und die sich daraus ergebenden Todesfälle müssen als mögliche illegale Tötungen untersucht werden,“ so Magdalena Mughrabi, stellvertretende Direktorin für den Mittleren Osten und Nordafrika von amnesty international.
https://palaestina-nachrichten.de/2018/04/13/gaza-proteste-1-toter-969-palaestinenser-verletzt-zwei-journalisten-niedergeschossen-zahl-der-getoeteten-steigt-auf-34/

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