Mexiko: Gentech-Mais in den Tortillas
27.03.2018
Industriell gefertigte Tortillas in Mexiko sind häufig mit
gentechnisch verändertem Mais verunreinigt und mit Glyphosat
belastet. Das stellten mexikanischeWissenschaftler in einer
Studie fest, auf die die Entwicklungsorganisation GRAIN
aufmerksam gemacht hat. Der Gentech-Mais fand sich auch in
Exportprodukten.
Mexiko ist die Heimat der Maispflanze und ihre Körner sind dort
das wichtigste Grundnahrungmittel. Ein halbes Kilogramm Maismehl
isst der durchschnittliche Mexikaner jeden Tag, in Form von
Tortilla-Fladen, Snacks oder anderen Gerichten auf Mais-Basis.
Der Anbau von gentechisch verändertem (gv)-Mais ist in Mexiko
verboten, doch aus den USA darf gv-Mais eingeführt werden, als
Futtermittel und für die Lebensmittelindustrie.
Das Forscherteam um Elena Álvarez Buylla von der mexikanischen
Universität UNAM hatte 367 mais-basierte Lebensmittel,
hauptsächlich aus dem Hochland um Mexico City, eingekauft und
analysiert. In 82 Prozent der Proben fanden sie gentechnisch
veränderten Mais, besonders häufig in Tortillas. Selbst die
Hälfte der als gentechnikfrei ausgelobten Produkte war belastet.
Bei 107 Proben bestimmten die Forscher die Menge an gv-Mais. In
46 Fällen waren es mehr als fünf Prozent. Der gv-Mais könne aus
den USA importiert worden sein, heißt es in der Studie. Es
bestehe aber auch die Möglichkeit, dass das heimische Saatgut
bereit mit gv-Mais verunreinigt sei. Der Vorschlag der
Wissenschaftler: „Die derzeit gültigen Biosicherheitsrichtlinien
sollten gründlich überarbeitet werden.“
In einem Drittel der Lebensmittel mit gv-Mais konnte das Labor
zudem Rückstände von Glyphosat nachweisen. Die Forscher
bemängelten, dass es in Mexiko bisher keine gesetzlichen
Grenzwerte für Glyphosatrückstände gebe.
GRAIN weist in der Analyse der Studie auf einen besonderen
Aspekt hin: Die Tortillas, die in bäuerlichen Gemeinden aus dem
Mehl regionaler Sorten von weißem Mais hergestellt worden waren,
wiesen kaum Verunreinigungen auf. Betroffen waren fast
ausschließlich industriell gefertigte Tortillas und
Fertiggerichte sowie das Mehl aus großen Mühlen. Laut Grain ist
Mexiko einer der weltweit größten Hersteller verarbeiteter
Lebensmittel. Industriell gefertigte Tortillas werden über
Ketten kleiner Supermärkte bis in die Dörfer vertrieben und
verdrängen dort die handwerklichen Hersteller, heißt es in der
Analyse. Ein Teil der Lebensmittel wird exportiert – nicht nur
in die USA, sondern auch nach Europa. Die UNAM-Wissenschaftler
hatten deshalb auch einige Proben mexikanischer Lebensmittel in
Frankreich, Spanien und Deutschland gekauft. Die drei deutschen
Proben waren gentechnikfrei, in einer spanischen und drei
französischen Proben fand das Labor gentechnisch veränderte
Organismen. [lf]
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