Freitag, 11. Juli 2014
Mario González: gefoltert und eingesperrt wegen seines politischen Engagements in Mexico
Im letzten Kommuniqué des Subcomandante Marcos, in dem er seinen „Tod“ ankündigte, nannte er die von der Regierung Ermordeten und Verhafteten beim Namen, unter ihnen auch Mario González.
Jorge Mario González García (22 Jahre) ist Student an der CCH- Naucalpan, der UNAM. Auf Grund seines Protests gegen eine Bildungsreform, die unter anderem die Kürzung humanwissenschaftlicher Fächer und den vermehrten Einfluss der Wirtschaft vorsieht, wurde er von der Universität ausgeschlossen. Gegen diese Bildungsreform gibt es derzeit auch einen massiven Protest der CNT, der mexikanischen Lehrergewerkschaft.
Mario ist Anarchist in einem Land mit einer hundertjährigen anarchistischen Tradition. Anarchist_innen werden in letzter Zeit wieder vermehrt kriminalisiert und verfolgt. Auch dies könnte Anlass gewesen sein, dass die Bedeutung des anarchistischen Widerstands in einem zapatistischen Kommuniqué vor kurzem respektvoll hervorgehoben wurde.
Wenige Tage vor seiner Festnahme wurden ihm an der Universität „juristische Schwierigkeiten“ angedroht, wenn er dort sein politisches Engagement fortsetzen würde.
Am 2.10. findet in der mexikanischen Hauptstadt jedes Jahr eine Demonstration zur Erinnerung an das Massaker an Student_innen 1968 statt. Auf den Schulterschluss der manifestierenden Gruppen wird mit massiver Polizeigewalt geantwortet. Mario González wurde jedoch bereits auf dem Weg zur Demonstration mit brutaler Gewalt festgenommen, obwohl er sich nicht wehrte. Er wurde verprügelt, erlitt Elektroschockfolter und es wurde ihm eine Schulter ausgekegelt.
Die Staatsanwaltschaft unterstellte ihm, er habe den sog. öffentlichen Frieden angegriffen, dazu aber keine Beweise beigebracht. Sechs Tage später wurde Mario freigelassen, jedoch sofort wegen „sozialer Gefährlichkeit“ wieder inhaftiert. Daraufhin begann Mario einen Hungerstreik, den er 56 Tage durchhielt. Er verlor ca. 18 Kilo Körpergewicht und erlitt bis heute andauernd physische und psychische Folgeschäden. Durch die medizinische Vernachlässigung im Gefängnis geriet er in Folge des Hungerstreiks in Lebensgefahr.
Mario wurde zu fünf Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Dieser eigenartige Strafrahmen dient dazu, dass eine Entlassung auf Bewährung ausgeschlossen wird. Obwohl Mario zum Zeitpunkt der zweiten Instanz ohne anwaltschaftlicher Vertretung war, wurde er verurteilt. Nach neun Monaten Haft hat nun der oberste Gerichtshof der Stadt Mexiko - auch durch den Einsatz eines guten Verteidigers - beschlossen, dass die zweite Instanz inklusive Neubemessung des Strafmaßes wiederholt werden muss. Bei einer Herabsetzung wäre eine bedingte Freilassung möglich. Die Verhandlung findet am Dienstag, 8.Juli statt. Wir erwarten das Urteil am 11.Juli.
Unabhängig davon hat Mario den Bürgermeister der Stadt Mexiko wegen Folter angeklagt. Die Solidaritätsbewegung hat zwei Expert_innen für Foltergutachten beauftragt.
Vor kurzem versuchten die Behörden Nuria Ramírez, Marios Lebensgefährtin, durch Diffamierungen in Medien mit gerichtlicher Verfolgung zu bedrohen. Die völlig haltlosen Anschuldigungen der Polizei sind die Antwort auf ihren Einsatz für die Freilassung des politischen Gefangenen.
Solidarität mit Mario González und Nuria Ramírez!
Weitere Infos auf Spanisch: http://solidaridadmariogonzalez.wordpress.com/
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