Sonntag, 16. Juni 2013

Schon vor Jahren haben Kritiker darauf hingewiesen, dass die Positionen von Reporter ohne Grenzen gegen Cuba und Venezuela sich in völligem Gleichklang mit der Propaganda- und Medienschlacht bewegen, die Washington gegen die beiden Länder führt

Über Journalismus und Journaille Von Carl Räumann Kommunisten-online – Im Informationszeitalter ist man schnell geneigt, den Überblick über die immer komplexer werdende Medienwelt zu verlieren. Umso wichtiger ist es, zu wissen, welche Medien glaubwürdig sind, welche nicht. Dies ist jedoch schwieriger als gedacht, zumal manche Organisationen, die sich den Anstrich von Freunden „freier“ Presse verleihen, in Wirklichkeit Propagandainstrumente schwärzester Reaktion sind. Daher sei an dieser Stelle kurz auf zwei Beispiele für solche Organisationen verwiesen. Der Name der „Reporter ohne Grenzen“ klingt eigentlich sehr schön. Er weckt Assoziationen an die sich selbstlos für den Menschen aufopfernden „Ärzte ohne Grenzen“; allerdings sind die RoG alles andere als Menschenfreunde. In einer Aufklärungsbroschüre der Freundschaftsgesellschaft BRD–Kuba kann man etwa lesen: „Schon vor Jahren haben Kritiker darauf hingewiesen, dass die Positionen von Reprter ohne Grenzen gegen Cuba und Venezuela sich in völligem Gleichklang mit der Propaganda- und Medienschlacht bewegen, die Washington gegen die beiden Länder führt. Schon vor Jahren hatte der Generalsekretär der Organisation Robert Ménard (siehe Bild) bei seinen Aufenthalten in Cuba mehr im Sinne eines Geheimagenten denn als Beschützer von Reportern agiert. Warum sonst würde er dort nach etwaigen Unzufriedenen in der cubanischen Armee fragen? Warum sonst würde er bei konspirativen Treffs in Parks der cubanischen Hauptstadt elektronische Geräte und Bargeld an ’Dissidenten’ übergeben?“ Die freien Journalisten Elke Groß und Ekkehard Sieker schrieben in einem Beitrag für die „junge Welt“ auch über die Geldgeber, sprich Hintermänner, dieser dubiosen Organisation: „Eine dieser Vorfeldorganisationen US-amerikanischer Außenpolitik, von denen RoG Gelder erhalten hat, ist die National Endowment for Democracy (NED, Nationale Stiftung für Demokratie). (…) Wo immer die US-Obrigkeit weltweit an Regierungsumstürzen in ihrem Sinne arbeitet, ist die NED meist beteiligt. (…) Daher stellte einer der NED-Gründer, Allen Weinstein,… 1991 zur Arbeitsweise der NED und ähnlicher Organisationen fest: ’Vieles von dem, was wir heute machen, wurde vor 25 Jahren von der CIA insgeheim erledigt’. (…) Laut aktuellem Rechenschaftsbericht der RoG zählt unter anderem auch das ’Center for a Free Cuba’ (CFC, Zentrum für ein freies Kuba) aus den USA zu den Geldgebern der Pariser Menschenrechtsverfechter. Das CFC gehört wiederum zu einem Netz US-amerikanischer Organisationen, deren vordringliches Ziel darin besteht, die kubanische Regierung zu stürzen. Da ist es nur konsequent, wenn das CFC selbst den größten Teil seines Etats wiederum von der für Entwicklungszusammenarbeit zuständigen US-Regierungsbehörde ’United States Agency for International Development’ (USAID, US-Behörde für internationale Entwicklung) und der NED erhält. Auf diese Weise wird RoG mindestens auf zwei Wegen durch die US-Regierung mitfinanziert.“ Ist es angesichts solch reaktionärer Ausrichtung überraschend, dass sich der langjährige RoG-Chef Robert Ménard als Kandidat des faschistischen „Front National“ für die französischen Kommunalwahlen aufstellen ließ? Eine andere Blender-Truppe mit ähnlichem Hintergrund und Ziel wie die RoG ist die „Interamerikanische Pressegesellschaft“ (SIP), die sich in Lateinamerika betätigt, wo sich bekanntlich derzeit ein großer Linksruck vollzieht. „Die SIP“, so Volker Hermsdorf in einem Beitrag für die kubanische Monatszeitschrift „Granma Internacional“, „vertritt die Eigentümer von rund 1.300 Publikationen des Kontinents. (…) Seit Jahrzehnten betätigt sich die SIP als Mitorganisator faschistischer Staatsstreiche. So etwa beim blutigen Putsch gegen die Unidad-Popular-Regierung Salvador Allendes 1973 in Chile. SIP-Mitglied Augustin Edward hatte mit seiner Tageszeitung ’El Mercurio’ eine Schlüsselrolle beim Sturz der gewählten Regierung und gehörte danach zu den Unterstützern der Pinochet-Diktatur. Auch Terror und Folterungen der Militärjunta in Argentinien waren von den in der SIP organisierten Medienbesitzern wohlwollend begleitet worden. Später waren die SIP-Pressezaren an Angriffen auf demokratisch gewählte linke Regierungen in der Region, wie bei den versuchten Staatsstreichen gegen die Präsidenten Hugo Chávez von Venezuela (2002) und Rafael Correa von Ecuador (2010) sowie den illegalen Umstürzen in Honduras (2009) und Paraguay (2012) als Drahtzieher und Helfer auf Seiten der Putschisten beteiligt. (…) Auch in Kuba, das als einziges Land der Region das Geschäft privater Informationsmonopole nicht zulässt, engagieren sich die Medienbesitzer bereits seit mehr als 50 Jahren für die Konterrevolution. Nach dem Sturz des Diktators Batista im Jahr 1959 setzte die SIP sich für die Wiederherstellung der alten Machtverhältnisse und später für die Blockade der USA gegen Kuba ein. Seit Jahren arbeitet die SIP eng mit der US-Interessenvertretung (SINA) in Havanna zusammen….“ Wen wundert es, dass diese SIP – wie auch interessanterweise Herr Westerwelle sowie die pseudolinke TAZ – ausgerechnet mit der kubanischen „Dissidentin“ Yoani Sánchez kokettiert, die, wie Wikileaks belegt, in der US-Interessenvertretung in Havanna ein- und ausgeht, und allen Ernstes die vor 1959 in ihrer Heimat herrschende Batista-Tyrannei lobte („Das Regime war eine Diktatur, aber es gab eine pluralistische und offene Freiheit von Presse, Radio und allen politischen Richtungen“)? Übrigens: Yoani Sánchez, gerade von einer ausgedehnten Lateinamerika- und Europa-Tournee zurückgekehrt, kündigte vor einiger Zeit gegenüber der „Rhein-Neckar-Zeitung“ die „Gründung einer eigenen Zeitung in Kuba“ an. Es bleibt zu wünschen, dass die Kubaner von konterrevolutionärer Putschistenpresse à la RoG und SIP verschont bleiben…

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