Sonntag, 16. Juni 2013
Gentechnik-Seilschaften: Aktuelle Meldung am 13.6.2013
Pressemitteilung zum gestrigen Verwaltungsgerichtsprozess um die
Akteneinsicht zur Förderung der Agro-gentechnik
Mühsamer Sieg nach über 4 Jahren:
Forschungszentrum Jülich muss Einblick in Förderunterlagen zur
Agrogentechnik gewähren
Der Aktivist, Journalist und Buchautor Jörg Bergstedt hat wieder ein
brisantes Gerichtsverfahren gegen das Bollwerk der
Gentechniklobbyisten und ihrer Unterstützer gewonnen. Diesmal
dauerte das Verfahren allerdings sehr lange. Es begann am 30.5.2009
mit einem Akteneinsichtsgesuch. Dieses basierte auf dem
Umweltinformationsgesetz, nach dem alle Menschen ohne Angabe von
Gründen in alle umweltrelevanten Unterlagen bei staatlichen Stellen
Einblick nehmen können. Gerichtet war es an das Forschungszentrum
Jülich, welches Gelder der Bundesregierung für die Agrogentechnik
vergibt. Brisant könnten diese Unterlagen sein, weil bereits
mehrfach über betrügerischen Umgang mit solchen Fördergeldern
berichtet wurde. Bergstedt selbst hatte umfangreiche Daten dazu in
seinem Buch „Monsanto auf Deutsch“ und im gleichnamigen Vortrag benannt.
Doch das Forschungszentrum verweigerte die Akteneinsicht. „Leider
ist das typisch. Alle befrag-ten Bundesbehörden zur Agrogentechnik
hielten sich nicht an das geltende Recht“, zieht Berg-stedt ein
ernüchterndes Fazit seiner Bemühungen um Akteneinsicht. Schon 2009
hatte der das Bundesamt für Verbraucherschutz und
Lebensmittelsicherheit (BVL) als zuständige Genehmi-gungsbehörde vor
Gericht gebracht und zur Akteneinsicht zwingen können. Andere
Bundesbe-hörden verweigern die Einsicht bis heute. Nun könnte ein
weiteres Bollwerk organisierter In-transparenz gefallen sein. Das
Verwaltungsgericht Gießen urteilte nach der mündlichen Ver-handlung
am 12. Juni 2013, dass dem Antrag des Klägers auf Akteneinsicht
„vollumfänglich“ (mündliche Mitteilung vom heutigen Tag)
stattgegeben worden sei (Az. 1 K 1581/11.GI). Danach müsse das
Forschungszentrum vollständig und innerhalb von einem Monat die
Einsicht gewäh-ren. Rechtskräftig ist das Urteil aber noch nicht.
Das Forschungszentrum Jülich kann zum Ver-waltungsgerichtshof
ziehen. Bergstedt befürchtet das: „Die wollen vertuschen und lassen
dabei keine Gelegenheit aus.“ Sein Verdacht ist, dass viel Zeit
geschunden werden solle. Denn ange-sichts deutlich
auseinanderklaffender Praxis auf Versuchsfeldern zum Förderantrag
geht es auch um den Verdacht ständigen Betrugs unter Beihilfe von
staatlichen Stellen. „Die wollen verzögern, bis alle
Verjährungsfristen abgelaufen sind“, vermutet der jetzige Sieger im
Verwal-tungsgerichtsprozess. Das Verfahren hätte sich aber so oder
so gelohnt. „Es ist mal wieder be-wiesen: Staatliche Stellen sind
nichts als Steigbügelhalter für Konzerninteressen – und die
Ver-tuschung der mafiösen Geflechte hinter den Kulissen.“
Weitere Informationen und Links
• Infoseite zum Thema: www.biotech-seilschaften.de.vu mit Unterseite
zu Akteneinsichtsversuchen und –verfahren
www.projektwerkstatt.de/gen/sonder_bvl_akteneinsicht.htm#ptj
• Kontakt zum Kläger: Projektwerkstatt, Tel. 06401/903283,
saasen@projektwerkstatt.de
• Tipps zur Akteneinsicht: www.projektwerkstatt.de/einmischen/akten.html
Die nächsten Termine der Ton-Bilder-Schau "Monsanto auf Deutsch" zu
den Gentechnik-Seilschaften
• Sa, 15.6. um 17 Uhr in Kronberg (Taunus), Bioladen ProNatura
(Hainstr. 2, nahe S-Bahn "Kronberg)
• Di, 25.6., 19 Uhr, Hörsaal 3 der Universität Lüneburg
• Di, 23. Juli, abends im Münsterland auf dem Anti-Atom-Aktionscamp
(http://antiatomcamp.nirgendwo.info)
Außerdem wird es in den nächsten Monaten in Kerpen und Köln Prozesse
geben des Konzerns RWE gegen Jörg Bergstedt wegen Aktionen gegen den
Braunkohleabbau – und auch hier stehen neben den umweltpolitischen
Themen die Verflechtungen zwischen Firma und Politik im Mittelpunkt.
Veranstaltungen soll es Ende Juni in der Region geben und vom 23.8.
bis 2.9. auf dem Klimacamp im Rheinland (in Manheim westlich Köln,
siehe www.klimacamp.ausgeco2hlt.de/).
Und: Es geht wieder los im Maulkorb-Verfahren in Saarbrücken
(Versuch, die Ton-Bilder-Schau und die Bücher über die
Gentechnik-Seilschaften verbieten zu lassen):
Zuerst der Termin, damit der schon mal vorgemerkt werden kann: Mo,
16.9. um 11 Uhr beim Oberlandesgericht Saarbrücken
(Franz-Roeder-Str. 15, Saal 223). Das Besondere: Die Professoren aus
Gießen und Erlangen, Karl-Heinz Kogel und Uwe Sonnewald, sind als
Zeugen geladen. Geprüft werden soll, ob mit dem Gengerstefeld
betrogen worden ist (Simulation bzw. andere Forschung als im Förder-
und Genehmigungsantrag). Das kann spannend werden – es ist der erste
Verhandlungstag mit Zeugen, die vernommen werden.
Wer hat Lust, vorher eine Veranstaltung zu machen? Z.B. die die
Ton-Bilder-Schau „Monsanto auf Deutsch“, also passend zu den vor
Gericht umkämpften Enthüllungen? Oder die neue Ton-Bilder-Schau zum
Rückblick auf den Gentechnik-Widerstand und möglichen
Schlussfolgerungen auch für andere Aktionen? Gut passen täte auch
die ebenfalls recht neue Veranstaltung „Macht macht Umwelt kaputt –
über den Zusammenhang von Herrschaft und Umweltzerstörung“ (alle
Themen siehe unter www.vortragsangebote.de.vu).
--
Verfasst in der
Projektwerkstatt Saasen, 06401/90328-3, Fax -5, 01522-8728353
Ludwigstr. 11, 35447 Reiskirchen-Saasen (20 km östlich Giessen)
www.projektwerkstatt.de/saasen
++ Tagungshaus ++ politische Werkstätten ++ Archive und
Bibliotheken ++ Direct-Action-Plattform ++ Bahnanschluß ++
ReferentInnenangebote ++ Sachspenden gesucht: Was gerade fehlt,
steht immer unter www.projektwerkstatt.de/gesucht ++
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