Montag, 16. April 2018

[Chiapas98] Mexiko: 120 Umweltkonflikte im Zusammenhang mit Bergbau (amerika21 v. 3.4.2018)

03.04.2018

Mexiko: 120 Umweltkonflikte im Zusammenhang mit Bergbau

Übersetzung:
Ulrike Bickel

Mexiko-Stadt.
 Aus Studien verschiedener Universitäten in Mexiko geht hervor, dass Bergbautätigkeiten im Land aufgrund ihrer sozialen und ökonomischen Kosten zu rund 120 Umweltkonflikten geführt haben. Die Regierung verzichte nahezu ganz auf eine Regulierung des Bergbaus sowie auf den Schutz der Umwelt und der betroffenen ländlichen und indigenen Gemeinden. Von je 1.000 Pesos (rund 44 Euro) der Steuereinnahmen von den Bergbaukonzernen kommen bei den betroffenen lokalen Gemeinden nur 15 Centavos an (rund 4 Eurocent).
In der von verschiedenen Universitäten gemeinsam veröffentlichten Umwelt-Agenda 2018 wurden Daten bis 2014 analysiert. Demnach operierten 888 Bergbau-Projekte von 268 ausländischen – vorwiegend kanadischen – Firmen auf 57,4 Prozent der mexikanischen Landesfläche (cirka 113 Millionen Hektar), die jeweils um 50 Jahre verlängert werden können.
Angaben des mexikanischen Wirtschaftsministeriums von 2014 zufolge waren sogar 3.832 transnationale Firmen im Bergbau aktiv, jedoch ohne zur lokalen Entwicklung beizutragen. Der Menschenrechtsorganisation Fundar zufolge ist in 76 Prozent der Munizipien mit Goldbergbau sowie in 87 Prozent der Munizipien mit Silberbergbau der Anteil der armen Bevölkerung höher als im Landesdurchschnitt.
Die Steuerzahlungen der Bergbaukonzerne sind nach Angaben der Zeitung La Jornada kümmerlich: 2016 betrugen sie knapp 2.509 Millionen Pesos (110 Millionen Euro), also nur 0,32 Prozent der Staatseinnahmen. Demgegenüber betrug allein im Jahr 2014 der Gewinn des Metallbergbaus 14,765 Milliarden US-Dollar, dieser wurde jedoch an die Konzernsitze in Kanada, USA und Großbritannien transferiert.
Der Tagebergbau von Metallen zerstört laut den Studien indes riesige Flächen, verändert die Strukturen der Wassereinzugsgebiete, schädigt die Böden, Flora und Fauna, vernichtet Wälder und führt zur Vertreibung und Zerstörung von Hunderten von Dorfgemeinschaften. Allein die Firma Grupo México im Bundesstaat Sonora und der Konzern Gold Corporation in Zacatecas verbrauchen mehr Wasser als die gesamte dort lebende Bevölkerung.
Die Umwelt-Agenda 2018 fordert daher von den Präsidentschaftskandidaten, ein Moratorium für neue Bergbaukonzessionen zu unterzeichnen und ein Enddatum für die gültigen Explorations- und Abbaulizenzen festzulegen. Zudem wird ein neues Bergbaugesetz gefordert, das den vom Großbergbau betroffensten Bundesstaaten erlaubt, eine Umweltabgabe zu erheben, um die ökologischen Schäden vom Anfang bis zum Ende der Bergbauprojekte zu sanieren.
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Veröffentlicht auf amerika21 (https://amerika21.de)
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