Donnerstag, 26. April 2018

Ministerin streicht Verteidigung (Otto Köhler)


Ostersamstag (31. März), Deutschlandfunk, 13.25 Uhr: Kommentar von Ulrike Winkelmann aus Anlass des Ereignisses, dass erstmals eine Kaserne, die bisher den Namen eines deutschen Generals und nachgewiesenen Kriegsverbrechers aus dem Ersten Weltkrieg trug, nach einem unbescholtenen Bundeswehrsoldaten mit niedrigem Dienstgrad benannt wurde. Diese Taufe am Mittwoch zuvor diente zugleich der Propagierung des neuen Traditionserlasses der Bundeswehr. Erst der Kommentatorin vom Samstag fiel etwas auf, was alle Journalisten zuvor ignoriert hatten. Der letzte Traditionserlass von 1982 hatte gefordert, »den Willen zum Kampf zu fördern, wenn es der Verteidigungsauftrag erfordert«. Der neue Traditionserlass bietet dem Willen zum Kampf eine bedeutsame Marscherleichterung: Die Verteidigung ist eliminiert. Der Wille zum Kampf – zum Krieg – ist immer dann zu fördern, wenn es »der Auftrag« erfordert. Ursula von der Leyen hat sich ehrlich gemacht, sie muss jetzt nur noch den etwas zaghaften Titel einer Ministerin »für Verteidigung« korrigieren.

Die Bundeswehr werde »zum zentralen Bezugspunkt unserer Tradition«, verkündete zugleich die Ministerin wofür auch immer. Deshalb werde erstmals eine Kaserne mit dem Namen eines Bundeswehrangehörigen gekennzeichnet: Hauptfeldwebel-Lagenstein-Kaserne. »Die Bundeswehr sucht ihre Helden«, titelte die Saarbrücker Zeitung und meinte, die Erwähnte habe denselben in dem Feldjäger Tobias Lagenstein, der bei einem Attentat anstelle des dortselbst weilenden Generals umkam, gefunden. Tatsächlich darf bezweifelt werden, dass eine solche Art von Heldenfindung dem neuen »Auftrag« der Bundeswehr entspricht. Der selbst erlittene Tod ist bei den Kriegen der Bundeswehr in aller Welt eher selten. Seit Beginn der Auslandseinsätze der Bundeswehr im Jahr 1992 haben 87 Soldaten diesen Preis gezahlt. 37 fielen durch Anschläge, 50 kamen durch Unfälle im Einsatzland ums Leben. 22 weitere Soldaten nahmen im Auslandseinsatz sich selbst das Leben. Viel besser steht da auch der neue deutsche Soldat bei der Totmacherei da. Genaue Zahlen gibt es nicht – das zuverlässige Bodycounting der GIs in Vietnam wurde bei der Bundeswehr nicht eingeführt. Aber schon der eine Oberst Georg Klein brachte mit dem schlichten Befehl »Vernichten« dreimal soviel Feinde – Männer, Frauen und Kinder – um ihr Leben als deutsche Soldaten in aller Welt gefallen sind. Oberst Klein wurde für seine Heldentat zum General ernannt. Wer aus dieser Tradition der Bundeswehr heraus die Unterkünfte der Bundeswehr benennen will, der hätte zuallererst diesen Helden wählen müssen. Wir sagen Ja zur Oberst-Klein-Kaserne.


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