von Knut Hildebrandt
Berlin, Deutschland (Weltexpress). Anfang April stellte die Tageszeitung „Norte de Ciudad Juárez“ ihr Erscheinen ein. Oscar Cantú Murguí, Gründer und Eigentümer des Blattes, begründete das damit, dass weder Garantien noch Sicherheit für einen kritischen und ausgewogenen Journalismus existieren. Er sei nicht bereit, das Leben seiner Mitarbeiter weiter aufs Spiel zu setzen, schriebt er in einem Brief an die Leser auf der Titelseite der letzten Ausgabe.
Investigativer
Journalismus ist lebensgefährlich
Knapp zwei Wochen vor der Schließung von
„Norte de Ciudad Juárez“ wurde Miroslava Breach erschossen. Die
54-Jährige Journalistin arbeite nicht nur für die überregionale,
linke Tageszeitung La Jornada, sondern schrieb auch regelmäßig
für das Regionalblatt aus Ciudad Juárez.
Breach hatte immer wieder über Verstrickungen
zwischen Politik, Wirtschaft und organisiertem Verbrechen
berichtet. Das wurde ihr zum Verhängnis. Denn in Mexiko ist es
gefährlich über die Beziehungen von korrupten Funktionären zum
kriminellen Milieu zu schreiben. Es ist sogar gefährlicher, als
die Arbeit von Kriegsberichtserstattern. Nach Angaben von
Reporter Ohne Grenzen starben im letzten Jahr nur in Syrien mehr
Journalisten bei Ausübung ihrer Arbeit als in Mexiko.
Der Staat
schaut tatenlos zu
Nach der Ermordung von Miroslava Breach
mobilisierten Journalisten-Organisationen zu Protesten in ganz
Mexiko. Auf den Kundgebungen wurde der Regierung Enrique Peña
Nietos stets die selbe Frage gestellt: Warum läßt sie das Morden
und Verschwindenlassen von Journalisten ungehindert geschehen?
Allein im März dieses Jahres starben vier Menschen bei Anschläge
auf Medienvertreter. Ein weiterer Reporter wurde durch Schüsse
schwer verletzt. Doch die Täter können davon ausgehen, dass sie
nie für ihre Taten zur Verantwortung gezogen werden. Denn die
Straflosigkeit bei Gewaltverbrechen liegt in Mexiko weit über
neunzig Prozent.
Aktualisierung:
Mitte April wurde ein weiterer Reporter im nordmexikanischen
Bundesstaat Baja California erschossen.
Anmerkung
Die Erstveröffentlichung des Beitrags erfolgte am 11.04.2017 beim Nachrichtenpool Lateinamerika.
Die Erstveröffentlichung des Beitrags erfolgte am 11.04.2017 beim Nachrichtenpool Lateinamerika.
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