Montag, 2. Januar 2017

Eltern verschwundener Studenten in Mexiko appellieren an Präsidenten

28.12.2016

 


Mexiko-Stadt
. Die Eltern von 42 verschwundenen Lehramtsstudenten aus dem südmexikanischen Ayotzinapa sind am Montag nach einem mehrtägigen Protestmarsch in Mexiko-Stadt angekommen, um von Staat und Justiz ernsthafte Ermittlungen zu fordern. Die "Karawane für das Andenken und die Hoffnung" endete in der Basilika der heiligen Jungfrau von Guadalupe mit einem Gottesdienst von Monseñor Raúl Vera, einem Theologen und Menschenrechtsaktivisten.
Die Karawane begann am 20. Dezember in der Stadt Iguala im Bundesstaat Guerrero. Dort ist in der Nacht zum 26. September 2014 eine Gruppe von Lehramtsstudenten von Bundespolizisten mehrmals angegriffen worden. Dabei wurden sechs Personen ermordet und rund 200 verletzt. Ein Lehramtsstudent befindet sich seitdem im Koma, eine schwer entstellte Leiche wurde identifiziert. Weitere 42 junge Männer sind bis heute verschwunden.
Der Protestzug der Eltern ist durch die Bundesstaaten Guerrero, Morelos und Mexiko-Stadt marschiert. Unterwegs hat sie sich mit Nichtregierungsorganisationen und Vertretern der Zivilgesellschaft getroffen, um sich über den aktuellen Stand der Ermittlungen zu informieren und an ihre Solidarität zu appellieren. In den Städten Cuernavaca und Tepoztlán haben bis zu 200 Menschen mit den Eltern mitdemonstriert.
Die Karawane wird auch von Vertretern der unabhängigen Lehreregewerkschaft CNTE begleitet.
Der Anwalt der Eltern, Vidulfo Rosales, sagte bei einer der Kundgebungen, die Karawane wolle dem mexikanischen Präsident Enrique Peña Nieto deutlich machen, dass die Eltern ihre Kinder weiterhin suchen werden. Rosales stellte erneut die Forderungen der Eltern dar:
  • Die Suche nach der 42 Lehramtsstudenten muss weiter verfolgt werden;
  • das 27. Militärbataillon, das in der Nacht des Geschehens im Einsatz war, muss befragt werden.
Nach Erkenntnissen investigativer Journalisten und Berichten der Expertenkommission der Interamerikanischen Menschenrechtskommission (GIEI) soll das 27. Militärbataillon zumindest indirekt an das Massaker beteilig gewesen sein.
Die Eltern wollen nun erreichen, dass eine internationale Staatsanwaltschaft gegen die Verantwortlichen ermittelt, denn "wir können nicht erwarten, dass der Staat als Täter gegen sich selbst ermittelt", so die Eltern bei der Pressekonferenz.
Rosales betonte, dass die zahlreichen Protestaktionen nicht nur gegen das Verschwindenlassen der 42 Lehramtsstudenten richtet, sondern gegen das Verschwindenlassen tausender Menschen im ganzen Land. Seit dem Beginn des sogenannten Kriegs gegen den Drogenhandel im Jahr 2006 sind 28.161 Personen verschwunden. Viele davon sind von Militärs Mitglieder festgenommen und nie wieder gesehen worden.
Im Rahmen der Protestaktionen haben die Eltern mautpflichtige Autobahnen für Stunden gesperrt, passierende Autofahrer informiert und sie um finanzielle Unterstützung gebeten.
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