Samstag, 28. Januar 2017

Einheit im Geistigen? Der Präsidialrat des Kulturbundes 1945-1948***

Chemnitz, 11. Februar, Samstag, 10.00 Uhr
Vortrag und Diskussion

Mit Prof. Dr. Siegfried Prokop (Historiker)

Rothaus, Lohstraße 2, 09111 Chemnitz

Der Kulturbund hatte im Verlaufe seines Werdeganges eine geradezu klassische Periode. Es ist dies die Zeitspanne unmittelbar nach seiner Gründung im Jahre 1945. Vor allem sein Präsidialrat, in dem sich Geistesgrößen verschiedener politischer Couleur versammelten, bot ein Prisma pluralistischer Positionen, deren einigendes Band der ursprüngliche Antifaschismus noch vor dem vollen Ausbruch des Kalten Krieges war. Der frühe Kulturbund war das beidseitig gewollte und in der deutschen Geschichte bisher einmalig dastehende Dialogforum von sozialistischen, christlichen, bürgerlichen und atheistischen Intellektuellen. Dieses Dialogforum hatte nur in der Etappe des „hilflosen Antifaschismus“, d.h. solange dieser noch nicht durch seinen Pedanten, den Antikommunismus, neutralisiert werden konnte, eine Chance. Verengung des Dialogfeldes war im Westen wie im Osten die unvermeidbare Folge des aufbrechenden Konfliktes zwischen West und Ost, der bald Kalter Krieg genannt wurde. Es kam zur Polarisierung. Der Kulturbund setzte sich zur Wehr in den Westsektoren Berlins, mit Ausnahme des französischen, gegen das De-facto Verbot im Herbst 1947, in den Westzonen gegen nicht wenige Schikanen und in der sowjetischen Zone dagegen, dass er für das sowjetische Politikmodell, das seit Mitte 1948 angesagt war, bestimmten SED-Politikern und Vertretern der SMAD untauglich schien. Der Kulturbund vermochte nur zu überleben, wenn er das von ihm bis dahin hochgehaltene Prinzip der Überparteilichkeit opferte.

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