Montag, 29. April 2013

Nelson Mandela: „Die Politik des ANC ist die Privatisierung“

Apartheid starb nie in Südafrika: Sie inspirierte eine Weltordnung von Gewalt und Illusion Von John Pilger Übersetzt von Einar Schlereth Herausgegeben von Susanne Schuster Der Mord an 34 Bergarbeitern durch die südafrikanische Polizei, die meisten durch Rückenschuss, machte der Illusion von der Nach-Apartheid-Demokratie ein Ende und beleuchtet die neue weltweite Apartheid, für die Südafrika sowohl ein historisches als auch zeitgenössisches Modell ist. 1894, lange bevor das infame Afrikaans-Wort eine „separate Entwicklung“ für das Mehrheitsvolk Südafrikas weissagte, hat ein Engländer, Cecil John Rhodes, das Glen Grey Gesetz in der damaligen Kap-Kolonie überwacht. Dieses bezweckte, die Schwarzen aus der Landwirtschaft in die Armee billiger Arbeitskräfte zu zwingen, vor allem für die kürzlich entdeckten Bergwerke für Gold und andere wertvolle Mineralien. Als Ergebnis dieses Sozial-Darwinismus entwickelte sich Rhodes’ eigene De Beers-Gesellschaft schnell zu einem Weltmonopol, was ihn fabelhaft reich machte. Indem er es in England und den USA mit dem Liberalismus hielt, wurde er als Philanthrop gefeiert, der edle Zwecke förderte. Heute werden die Rhodes-Stipendien an der Universität Oxford von den liberalen Eliten geschätzt. Erfolgreiche Rhodes Studenten müssen „moralische Charakterstärke“ aufweisen sowie „Sympathie und Schutz für Schwache sowie Selbstlosigkeit, Freundlichkeit und Kameradschaft“. Der ehemalige Präsident Bill Clinton ist einer und General Wesley Clark, der den NATO-Angriff auf Jugoslawien leitete, ist ein anderer. Die Mauer, die als Apartheid bekannt ist, wurde zum Vorteil der Wenigen, nicht zuletzt der ehrgeizigsten der Bourgeoisie errichtet. Dies war eine Art Tabu in den Jahren der rassistischen Apartheid. Südafrikaner britischer Abstammung konnten eine scheinbare Opposition gegenüber der Rassen-Obsession der Buren zeigen und Verachtung für die Buren selbst, womit sie eine Fassade lieferten, hinter der ein inhumanes System Privilegien garantierte, die auf Rasse und, noch wichtiger, auf Klasse basierten. Die neue schwarze Elite Südafrikas, deren Zahl und Einfluss stetig gewachsen war in den letzten rassischen Apartheidjahren, verstanden die Rolle, die sie nach der „Befreiung“ spielen würden. Ihre „historische Mission“ , schrieb Frantz Fanon in seinem vorausschauenden Klassiker ‘Die Verdammten dieser Erde’ „habe nichts zu tun mit der Umwandlung des Landes: sie besteht, ganz prosaisch, darin, der Transmissionsriemen zwischen der Nation und einem zügellosen aber getarnten Kapitalismus zu sein“. Dies passte auf die führenden Figuren des African National Congress, wie etwa Cyril Ramaphosa, Chef der National Union of Mineworkers, jetzt ein Unternehmens-Multimillionär, der den Machtteilungs-„Deal“ mit dem Regime von F. W. Klerk verhandelte, und Nelson Mandela persönlich, dessen Hingabe an einen „historischen Kompromiss“ bedeutete, dass Freiheit von Armut und Gleichheit für die Mehrheit eine zu weit entfernte Freiheit wäre. Dies wurde schon 1985 klar, als eine Gruppe von südafrikanischen Industriellen unter Führung von Gavin Reilly, Vorsitzender der Anglo-American Mining Company, prominente ANC-Leute in Sambia traf und beide Seiten übereinkamen, dass die rassistische Apartheid mit einer ökonomischen Apartheid ersetzt würde, bekannt unter dem Namen „freier Markt“. In der Folge fanden geheime Treffen statt in einem stattlichen Haus in England, dem Mells Park House, wo ein künftiger Präsident Südafrikas Malzwhisky mit den Bossen der Unternehmen schlürfte, die die rassische Apartheid unterstützt hatten. Der britische Gigant Consolidated Goldfields stellte den Tagungssort und den Whisky zur Verfügung. Das Ziel war, die „Moderaten“ –wie Mbeki und Mandela – von der zunehmend revolutionären Menge in den Townships, die Erinnerungen an die Aufstände weckten, die dem Sharpeville Massaker von 1960 und Soweto 1976 folgten, abzuspalten – ohne Hilfe des ANC. Sobald Mandela 1990 aus dem Gefängnis entlassen wurde, wurde das „unverbrüchliche Versprechen“, das Monopolkapital zu übernehmen, nur noch selten gehört. Auf seiner triumphalen Tour durch die USA sagte Mandela in New York: „Der ANC wird in Südafrika den Markt wieder einführen.“ Als ich 1997 Mandela interviewte – er war damals Präsident – und ihn an das unverbrüchliche Versprechen erinnerte, wurde mir in ganz deutlichen Worten gesagt: „Die Politik des ANC ist die Privatisierung“. Eingehüllt in die heiße Luft des Unternehmens-Jargons, erhielten die Mandela- und Mbeki-Regierungen ihre Stichwörter von der Weltbank und dem IWF. Während die Kluft zwischen der unter Zinndächern ohne fließendes Wasser lebenden Mehrheit und der neuen wohlhabenden Elite in ihren bewachten Wohnanlagen zum Abgrund wurde, wurde der Finanzminister Trevor Manuel in Washington belobigt für seine „makro-ökonomischen Erfolge“. Südafrika, bemerkte George Soros 2001, ist „den Händen des internationalen Kapitals“ ausgeliefert worden. Kurz vor dem Massaker an den Bergarbeitern, die für einen Hungerlohn in einer gefährlichen, in britischem Besitz befindlichen Platin-Mine arbeiten, wurde die Erosion der südafrikanischen ökonomischen Unabhängigkeit demonstriert, als die ANC-Regierung von Jacob Zuma den Import von 42 % des Öls aus dem Iran durch intensiven Druck aus Washington stoppte. Der Preis ist bereits stark angestiegen und macht das Volk noch ärmer. Diese ökonomische Apartheid wird jetzt in der ganzen Welt nachgemacht, indem arme Länder den Forderungen westlicher „Interessen“ gehorchen statt ihren eigenen. Die Ankunft Chinas als Bewerber für die Ressourcen Afrikas, doch ohne die ökonomischen und militärischen Drohungen Amerikas, hat eine weitere Ausrede für die militärische Expansion Amerikas und die Möglichkeit eines Weltkrieges geliefert, wie Präsident Obamas neues Waffen- und Militärbudget von 737,5 Mrd. $ demonstriert, das größte aller Zeiten. Der erste afro-amerikanische Präsident des Landes der Sklaverei präsidiert über eine ständige Kriegswirtschaft, Massenarbeitslosigkeit und preisgegebenen Bürgerrechten: ein System, das nichts gegen schwarze oder braune Menschen hat, solange sie der richtigen Klasse dienen. Jene, die sich nicht unterwerfen, kommen höchstwahrscheinlich hinter Gitter. Dies ist der südafrikanische und amerikanische Weg, den Obama, Sohn Afrikas, verkörpert. Liberal Hysterie, dass der republikanische Präsidentenkandidat Mitt Romney extremer als Obama sei, ist nichts anderes als die übliche Befürwortung des „geringeren Übels“ und verändert gar nichts. Ironischerweise wird die Wahl von Romney ins Weiße Haus wahrscheinlich in den USA Massenwiderspruch wecken, dessen Beseitigung Obamas einziger Erfolg ist. Obwohl Mandela und Obama nicht verglichen werden können – der eine ist eine Figur persönlicher Stärke und von Mut, der andere ist eine pseudo-politische Schöpfung – ist die Illusion, dass beide eine neue Welt von sozialer Gerechtigkeit herbeiwinken, ähnlich. Sie gehört zu der großen Illusion, die alles menschliche Streben auf einen materiellen Wert verweist, und Medien mit Information und militärische Eroberung mit humanitären Zielen verwechselt. Nur wenn wir diese Phantasien aufgeben, werden wir anfangen, die Apartheid in der ganzen Welt zu besiegen. Danke Einar Schlereth Quelle: http://einarschlereth.blogspot.co.uk/2012/09/apartheid-starb-nie-in-sudafrika-sie.html Erscheinungsdatum des Originalartikels: 19/09/2012 Artikel in Tlaxcala veröffentlicht: http://www.tlaxcala-int.org/article.asp?reference=8423

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