Mittwoch, 24. April 2013

Indonesien nach 1965: Saison der Hackmesser- Bis zu einer Million Ermordeter

Faschistische Militärs und CIA mit Verfolgung und Massenmord gegen die Kommunistische Partei Indonesiens Der Militärputsch in Indonesien im Jahre 1965 Quelle: http://www.indonesia-portal.de/artikel/indonesien-politik/politische-geschichte/putsch-1965 Bis heute ist ungeklärt was wirklich bei diesem dramatischen Ereignis geschah. Die offizielle Version lautete, dass am 30. September 1965 Kommunistische Frauen Generäle entführt und diese nicht nur getötet, sondern zudem noch verstümmelt hätten. Der bis zu diesem Zeitpunkt nur aus dem Hintergrund agierende Generalmajor Suharto (Kommandeur der Eliteeinheit KONSTRAD) machte die Kommunisten für das Ereignis verantwortlich und schwang sich zum Führer der Armee auf und zog die Befehlshoheit an sich. Seine Machtposition nutzte er auch, um die Informationen über das Ereignis zu kontrollieren. Die Militärs propagierten die Version, dass eine der PKI nahe Frauenorganisation, die Gerwani (Gerakan Wanita Indonesia – Indonesische Frauenbewegung) für den Tod der Generäle verantwortlich sei. Es wurde weiterhin behauptet, die Leichen seien verstümmelt worden, was besonders bei der muslimischen Bevölkerung starken Hass erzeugen sollte, da ein Leichnam, nach dem in Indonesien verbreiteten islamischen Glauben als ganzes beerdigt werden muss, damit die Seele des Toten Frieden findet. In Wirklichkeit soll der angebliche Putsch durch einen Oberstleutnant, namens Untung und einigen Offizieren aus den niederen Rängen ausgeführt worden sein. Die Planung und Ausführung war dabei äusserst dilletantisch und es ist möglich, dass es sich um eine blosse Inszenierung gehandelt hat. Den Schock über das Ereignis und die geschürte Wut nutze Suharto um gegen die PKI, dem grössten Gegner des anti-kommunistischen Militärs vorzugehen. Auch das westliche Ausland stütze Suharto, so erhielten die über die kommunistischen Führungsstrukturen eher schlecht informierten Militärs um Suharto, umfassende Liste mit Namen von PKI-Anführern und Sympathisanten durch den CIA. Schon einige Zeit zuvor sollen CIA-Planungen für einen Umsturz existiert haben, denen aber der Putschverusch zuvor gekommen war. Verantwortlich für diese Haltung der USA war wohl die Angst vor einem kommunistischen Umsturz in Indonesien und die so genannte Domino-Theorie. Die Einschätzung lässt sich auch an der 1970 von Richard Nixons gemachten Aussage abschätzen. It was important for Suharto and the Indonesians, as well as for the Thai and the Lao, to know that we were standing firm. If Cambodia fell, the „other side“ would have their „sanctuaries“ and the „psychological impact“ would be serious. Die Welle der Gewalt, die auf den Putschversuch folgte und sich gegen die PKI und alles was im Verdacht stand mit dieser zu sympathisieren richtete kostete mehr als einer halben Millionen Menschen das Leben, einige Quellen sprechen gar von bis zu 1 Mio. Toten. Die Militärs nannten diese „Musim Parang“ (= Saison der Hackmesser). Die offiziellen Zahlen, die veröffentlicht wurden lagen allerdings nur bei 100.000 Opfern. Im Zuge des Pogroms wurden ganze Dörfer vernichtet. Besoders auf Bali wütete die Gewalt noch in gesteigertem Maße. Ein Verantwortlicher der Armee soll nach dem Ereignis geäussert haben: Auf Java mussten wir die Menschen zum Töten anstacheln, auf Bali mussten wir sie zurückhalten. Aber auch Zentraljava, die Hochburg der PKI, war ein Zentrum der Ausschreitungen und Morde. Ganze Dörfer wurden mitsamt Ihrer Einwohner vernichtet, wenn sie im Verdacht standen der falschen Seite nahe zu stehen. Die Gewalttaten wurden durch die Armee landesweit organisiert. Die Bevölkerung beteiligte sich aber auch an den Ausschreitungen, teils mit und teils auch ohne Gewaltandrohung. Nur vereinzelt weigerten sich Dorf- oder Bezirksvorstände gegen Ihre eigenen Bewohner und vielleicht sogar Nachbarn vorzugehen. Zahllose dem linken Spektrum zugeordnete Politker, Künstler und Schriftsteller wurden als politische Gefangene, so genannte „Tapols“ inhaftiert und mussten Zwangsarbeit leisten. Wer nicht verhaftet oder gar getötet worden war verlor häufig seine Arbeit. Schon eine Unterschrift auf einem Papier der PKI oder Organisationen, die ihr zugerechnet wurden konnten waren dafür ausreichend (so geschah es zum Beispiel jemandem aus meiner angeheirateten Familie). Sukarno wurde durch Suharto zum Abtritt gezwungen und starb 1970 nach längerer Krankheit an akutem Nierenversagen. Der Einstieg seiner Töchter in die Politik wurde stark behindert. Sie wurden zwar nicht inhaftiert, durften aber nicht politisch tätig werden. Auch wurden Sie darin gehindert ein Studium abzuschließen. Bis heute sind die Ereignisse in Indonesien weitgehend ein Tabuthema und sorgen immer noch für Konfliktstoff. Noch innerhalb des Jahres 2007 ließ der Generalstaatsanwalt Hendarman Supanji über 30.000 Geschichtsbücher verbrennen, die von der unter Suharto vorgegebenen Version der Geschichte abwichen. (Indonesien begeht Unabhängigkeitstag mit Bücherverbrennungen). Fakt ist, dass die kommunistische Partei nahezu ausradiert wurde und in Indonesien bis heute keine als „Linke“ zu bezeichnende politische Strömung existiert. Auch in den Folgejahren wurde Suharto durch die USA unterstützt, wie sich auch aus der Einschätzung Nixons von 1970 erkennen lässt. Allerdings stützten nahezu alle westlichen Staaten das Suharto-Regime, so leistete der BND fast bis zum endgültigen Sturz Suhartos logistische Unterstützung und stellte sogar Waffen zur Verfügung. Der BGS und die Bundeswehr führten Ausbildungskurse für indonesische Offiziere. Sogar zum Geheimdienst Indonesiens sollen enge Kontakte bestanden haben. Auch ein Schwiegersohn Suhartos nahm 1981 an einem Sonderlehrgang der GSG 9 teil und war später Leiter der für ihre Brutaliät berüchtigten Spezialeinheit „Detachment 81“. Suharto war zudem ein enger Freund Helmut Kohls und auch die Schröder-Regierung unterhielt enge Kontakte. Der Beginn der „Orde Baru“ (Neue Ordnung) unter Suharto Quelle: http://www.indonesia-portal.de/artikel/indonesien-politik/politische-geschichte/orde-baru Die „Orde Baru“ bzw. zu deutsch „Neue Ordnung“ begann mit einem Pogrom an der kommunistischen Partei Indonesiens, welches durch Generalmajor Suharto initiiert wurde. Bei der Jagd nach PKI-Mitgliedern und angeblichen Sympathisanten starben einigen Schätzungen nach bis zu 1 Mio. Menschen. Nach der Zerschlagung bzw. der völligen Auslöschung der PKI begann Suharto die Parteienlandschaft Indonesiens neu zu ordnen. Das zentrale Instrument hierbei war die Gründung von Golkar. Schon zuvor hatte die 1964 gegründete und vom Militär getragene antikommunistische Bewegung namens Golkar Sekber existiert. Suharto wandelte Golkar (Sekretariat Bersama Golongan Karya) nicht in eine wirkliche Partei um, vielmehr vereinte er nahezu alle gesellschaftlichen Gruppen in der Bewegung. 1971 wechselte der Golkar Sekber seinen Namen zu Golkar und wurde eine „Partei“. Golkar umwarb zum einen die wichtigsten Köpfe anderer Parteien aber ebenso wie Gewerkschaften und Beamte. Schon 1968 hatten sich ca. 249 Organisationen und gesellschaftliche Gruppen Golkar angeschlossen. Besonders der Beamtenapparat mit 4 Mio. Beamten sollte eines der wichtigsten Machinstrumente Golkars werden, da Golkar so bis in die lokalen Bereiche hinein seine Macht beweisen konnte. Suharto weitete die Macht des Präsidenten bis an die Grenzen der ohnehin schwammig definierten Verfassung und darüber hinaus aus und besetzte alle Posten in Militär, staatlichen Unternehmen und im Verwaltungsapparat mit ihm loyalen Personen. Die PKI wurde verboten, ebenso die Neugründung von Parteien, welche im Verdacht standen kommunistisches Gedankengut zu vertreten. Andere Parteien wurden gezwungen sich zu Blockparteien zusammenzuschließen. Nach der Neuordnung durch Suharto existierten nur noch 3 Parteien. Die PPP (Partai Persatuan Pembangunan = Vereinigte Fortschritts Partei), die PDI (Partai Demokrasi Indonesia = Demokratische Partei Indonesiens) und natürlich Golkar. Die PPP war der Zwangszusammenschluß verschiedener islamischer Parteien, wie der Masyumi und der NU. Die PDI wurde aus Parteien zusammengeführt, die aus dem säkularen, nationalistischen Lager (darunter die ehemalige Partei Sukarnos, die PNI) stammten. Die PNI selbst war verboten worden. Eine weitere Maßnahme war eine Abänderung der Verfassung, nach der jeder Indonesier einer der anerkannten Religionsgemeinschaften angehören musste (Hinduismus, Buddhismus, Islam oder Christentum) wurde kurze Zeit später durchgesetzt. Die Argumentation resultierte daraus, dass die angeblichen Putschisten als gottlose Kommunisten diffamiert worden waren und der Zwang einer Religionsgemeinschaft anzugehören künftigen kommunistischen Bestrebungen den Boden entziehen sollte. Dies führte dazu, dass viele Indonesier zum Schein eine Religion annahmen, an die sie gar nicht glaubten. Im Gebiet des damals noch zu Indonesien gehörenden Ost-Timor hatte es zur Folge, dass die Einwohner, die zum großen Teil noch an eine Naturreligion glaubten Christen wurden. Später sollte sich dies sogar als ein Problem für die Suharto Regierung erweisen, da die katholische Kirche den Widerstand in Ost-Timor maßgeblich stütze und International auf die Tagesordnung brachte. Vetternwirtschaft und Korruption wurden maßgeblicher Bestandteil des Systems Suharto. Die Korruption reichte von der Spitze des Staates bis in den von Golkar kontrollierten Beamtenapparat. Die Auswirkungen dieser Unkultur sind bis heute deutlich spürbar und erschweren erheblich Investitionen in Indonesien und das Vertrauen in die indonesische Wirtschaft.

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