Donnerstag, 4. Juni 2020

Appell an todesfastende Gefangene in der Türkei


03.06.20
türkey raÜber 1200 Personen kündigen in einer gemeinsamen Deklaration an, sich für die Erfüllung der Forderung der todesfastenden Rechtsanwält*innen Ebru Timtik und Aytaç Ünsal einzusetzen. Im Gegenzug soll der Hungerstreik beendet werden.

1273 Personen, darunter Parlamentsabgeordnete, Intellektuelle, Kunstschaffende und Journalist*innen, haben eine gemeinsame Deklaration zum Todesfasten der inhaftierten Rechtsanwält*innen Ebru Timtik und Aytaç Ünsal veröffentlicht. In dem Schreiben wird betont, dass die Forderung der Hungerstreikenden nach einem fairen Verfahren legitim ist.
Timtik und Ünsal sind nach monatelangem Nahrungsentzug in einem sehr kritischen Zustand. Beide wurden aufgrund von widersprüchlichen Aussagen eines Kronzeugen zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Die Aussagen des Überläufers Berk Ercan haben bisher zur Verhaftung von knapp 200 Menschen geführt. Unter ihnen war auch Mustafa Koçak, der zu lebenslanger Haft verurteilt worden war und am 24. April nach 297 Tagen Hungerstreik verstarb. Sie alle wurden im Komplex der Verfahren gegen vermeintliche Angehörige der DHKP-C nach Terrorparagraphen verurteilt.
In dem heute veröffentlichten Text heißt es: „Ebru Timtik und Aytaç Ünsal befinden sich inzwischen in einer tödlichen Phase. Sie wurden am 12. September 2017 festgenommen und anschließend verhaftet. Nach ungefähr einem Jahr wurden sie am ersten Verhandlungstag im Prozess gegen sie unter Berücksichtigung der Beweislage aus der Haft entlassen. Nur einen Tag später wurden sie nach dem Einspruch gegen ihre Freilassung erneut zur Fahndung ausgeschrieben. Die Richterdelegation, die den Haftbefehl aufgehoben hatte, wurde in rechtswidriger Form aufgelöst, an ihrer Stelle wurden andere Richter berufen.“
Das Recht auf ein faires Verfahren und auf die Möglichkeit zur Verteidigung gehöre zum internationalen Standard und gelte für alle Individuen in der Gesellschaft, so die Erklärung weiter:
„Wir erklären hiermit, dass wir uns dafür einsetzen werden, dass die Fälle von Ebru Timtik und Aytaç Ünsal im Berufungsverfahren vorrangig behandelt und in gerechter Form untersucht werden. Wir werden uns darum bemühen, dass die Fälle ihrer Mandant*innen Helin, Ibrahim und Mustafa von öffentlich bekannten und unabhängigen Jurist*innen ausgewertet werden und das Ergebnis veröffentlicht wird. Von Ebru Timtik und Aytaç Ünsal wollen wir, dass sie ihr Todesfasten beenden und gesund zu dem juristischen Kampf zurückkehren, den wir alle brauchen.“

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