“Den Bewohnern von einem Dutzend Dörfern in Kenia soll 10 bis 15 Jahre lang ein Grundeinkommen ausgezahlt werden. Das Projekt wird wissenschaftlich ausgewertet. Noch nie zuvor gab es ein BGE-Pilotprojekt von solchem Ausmaß. Wie werden sich die Empfänger verhalten? Wie wird sich das soziale Leben in den Dörfern ändern? (…) GiveDirectly will nun ein Pilotprojekt mit einer ganzen Serie von Dörfern in Kenia starten. Da in Afrika die Lebenshaltungskosten für einen mittleren Haushalt gering sind, kann man mit überschaubarem Finanzvolumen ein Grundeinkommen an so viele Menschen auszahlen, wie für eine aussagekräftige Statistik nötig sind. Es wird ohne Gegenleistung und ohne Einmischung der Geber in die Entscheidung der Empfänger über die Verwendung des Geldes an alle Einwohner der ausgewählten Dörfer gezahlt. Mit 30 Millionen Dollar sollen 6000 Menschen ein Grundeinkommen erhalten. Dabei ist an eine Dauer von „mindestens 10 Jahren“ gedacht. Das entspricht etwa 42 US-Dollar pro Kopf und Monat – immerhin mehr als viermal so viel wie in dem Namibia-Pilotprojekt. Es handelt sich dabei wohl um mehr als nur ein „partielles Grundeinkommen“, das allein nicht ausreichen würde, um den Lebensunterhalt zu sichern. In Kenia betrug das jährliche Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt nach Schätzung der Weltbank 2014 rund 1360 US-Dollar, monatlich also gut 113 Dollar. Da die Empfänger des Grundeinkommens in besonders armen Dörfern wohnen, könnte die ausgezahlte Summe am Wohnort tatsächlich für die Deckung des Minimalbedarfs ausreichen, zumal der monetäre Armutsbegriff in ländlichen Gegenden mit Subsistenzwirtschaft problematisch ist. Somit würde dieser Betrag dem Zweck des Pilotprojekts genügen; die Verhaltensänderungen der Empfänger würden sich in einem realistischen Rahmen beobachten lassen. Für eine landesweite Einführung des Grundeinkommens müsste es jedoch höher angesetzt werden…” Beitrag von Herbert Wilkens vom 27. April 2016 beim Netzwerk Grundeinkommen . Siehe dazu:
- Bedingungsloses Grundeinkommen ließ Wirtschaft in Kenias Dörfern boomen
“Eine Wohltätigkeitsorganisation hat ein massives Konjunkturpaket für das ländliche Kenia umgesetzt: 10.500 Haushalte bekamen je 1.000 Dollar. Eine Studie untersuchte die Effekte. Das Ergebnis: Die gesamte Bevölkerung profitierte davon und jeder investierte Dollar ließ die Wirtschaft um 2,6 Dollar wachsen. Auch Österreich kann viel davon lernen. Die Organisation „GiveDirectly“ wurde vor elf Jahren von Wirtschaftswissenschaftlern gegründet. Sie wollten der Bevölkerung in besonders armen Regionen Afrikas helfen und gleichzeitig die wirtschaftlichen Effekte ihrer Tätigkeit untersuchen. Die Idee ist einfach: Ein ausgewählter Personenkreis erhält Geld. Einfach so und ohne Auflagen. Den Menschen wurde einfach vertraut, dass sie das bedingungslose Grundeinkommen sinnvoll verwenden und wie sich zeigt: Sie hatten recht. (…) Jeder investierte Dollar ließ das örtliche erwirtschafte BIP um 2,6 Dollar wachsen. Um eine Vorstellung der Größenordnung des Projekts zu bekommen: Das Programm belief sich auf etwa 15 Prozent der regionalen Wirtschaftsleistung – das ist das Dreifache des Konjunkturpaketes, das Obama zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise 2008 schnürte. (…) Auch Haushalten, die keine Transfers erhielten, ging es durch das Projekt besser. Ihre Ersparnisse und ihr Einkommen stiegen. Sie konnten in den in den folgenden anderthalb Jahren durchschnittlich 334 Dollar mehr ausgeben, ähnlich viel, wie die Haushalte, die direkt vom Programm Geld erhielten. Die Erklärung ist einfach: Die Menschen, die 1.000 Dollar erhielten, waren die ärmsten der Bevölkerung. Sie benötigten das Geld für dringende Anschaffungen – ließen sich ein neues Dach oder Möbel bauen. Der Handwerker hatte eine bessere Auftragslage, ging darum in ein lokales Restaurant essen und so weiter. Das Experiment von „GiveDirectly“ ist ein Kontrastprogramm zur Entwicklungshilfe von vielen europäischen Ländern und auch Österreich. Statt der dortigen Wirtschaft zu helfen, fördern wir Infrastruktur-Projekte, die vor allem europäischen Firmen zugutekommen…” Artikel von Marco Pühringer vom 25. Dezember 2019 bei Kontrast.at - Grundeinkommen in Kenia: 20 Euro für ein besseres Leben
“In Dörfern in Kenia wird das bedingungslose Grundeinkommen getestet. Leute, die immer arm waren, können jetzt Träume verwirklichen. (…) Die kenianische Witwe hat ihr Leben lang in Armut gelebt. Jetzt bekommt sie jeden Monat rund 20 Euro von der US-Nichtregierungsorganisation GiveDirectly im Rahmen einer weltweiten Studie über die Auswirkungen eines „bedingungslosen Grundeinkommens“ – sie ist eine von rund 21.000. Die Idee: Aufgrund des Bevölkerungswachstums und der technologischen Entwicklung wird es in Zukunft zu viele Menschen für zu wenige Arbeitsplätze auf der Welt geben. In den reichen Industrienationen gibt es Arbeitslosenunterstützung, aber in ärmeren Ländern nicht, es droht eine Verstetigung von Armut. (…) 20 Euro scheint wenig, aber in Siaya im Westen Kenias, wo Rauda lebt, macht es viel aus. Viele Einwohner müssen von umgerechnet einem Euro pro Tag leben. Rauda, Analphabetin und wahrscheinlich über achtzig Jahre alt, steckt einen Teil ihres Geldes als Anteil in eine Tontine. Eine Gruppe von zehn Frauen in ihrem Dorf trifft sich jeden Monat und alle geben zehn Euro. Der gesamte Betrag geht an ein Mitglied, die damit machen kann, was sie will. Im nächsten Monat ist dann die nächste an der Reihe. (…) Die Auswirkungen des Grundeinkommens in Siaya werden von den US-Universitäten Princeton und MIT untersucht. Es machen 295 Dörfer in der Region mit, unterteilt in vier Gruppen. In einer Gruppe erhalten alle Personen ab 18 Jahren monatlich 20 Euro für einen Zeitraum von zwölf Jahren. Eine zweite Ansammlung von Dörfern erhält denselben Betrag für zwei Jahre. Eine dritte Gruppe erhält eine einmalige große Summe. Eine vierte Gruppe bekommt nichts…” Artikel von Ilona Eveleens vom 13.7.2019 in der taz online
- Experiment: Wie das Grundeinkommen in Kenia das Leben der Menschen verändert
“… In Kenia plante die Hilfsorganisation GiveDirectly einen großen Test zum Grundeinkommen. “Insgesamt werden 26.000 Menschen im Rahmen des Feldversuchs von GiveDirectly Transferleistungen bekommen”, sagt Caroline Teti von GiveDirectly zu “perspective-daily.de”. Bis zu zwölf Jahre lang sollen die Versuchsteilnehmer ein Grundeinkommen beziehen. Das Projekt wird eng von Forschern begleitet, die empirisch das Phänomen des Grundeinkommens untersuchen wollen. Mehr als 30 Millionen Euro wird das Experiment kosten, so ein sehr detaillierter Bericht auf “perspective-daily.de”. (…) Die ersten Versuchsteilnehmer erhalten nun seit Oktober 2016 Geld. Zufällig wurde der kleine Ort Makanga im Westen Kenias ausgewählt. Dort bekommen knapp 100 Erwachsene – und somit fast das ganze Dorf – das Grundeinkommen ausgezahlt. In Kenia orientiert sich der monatliche Betrag an der Armutsgrenze. 22 Dollar bekommen die Dorfbewohner monatlich, die Armutsschwelle für Kenia liegt bei 20 Dollar. Rund 45 Prozent der Kenianer haben weniger im Monat zur Verfügung. (…) Und das Pilotprojekt zeigt, dass die klassische Entwicklungshilfe deutlich unmündiger macht als die Zahlung eines Grundgehalts. Denn bei ersterem entscheidet der Spender, wofür das Geld ausgegeben wird – unabhängig davon, ob die Anschaffung überhaupt benötigt wird. Außerdem war Entwicklungshilfe bislang wenig verlässlich für die Menschen. “Es war immer schwer vorhersehbar, ob und wie viel Hilfe kommt. Vielleicht brauchst du 3 Kilo Mais, die Hilfsorganisation lieferte aber 2 oder 4″, so eine der älteren Frauen aus dem Dorf…” Beitrag vom 1. September 2017 von und bei Stern online mit kurzem Video zum Grundeinkommen
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